Das Werden der Kunst

7. Juli 2017
10:30 – 11:30
Ludger Schwarte: Das Werden der Kunst
Moderation: Kathrin Busch

Der Vortrag geht von der spezifischen zeitlichen Verfasstheit künstlerischer Praxis aus, um zu zeigen, dass es unzureichend wäre, eine Kunstphilosophie nur auf die Analyse paradigmatischer einzelner Kunstwerke oder auch eines vollständigen Atlasses aller existierenden Kunstwerke zu stützen. Vielmehr muss sie spekulativ über jede zufällig ästhetische Erfahrung hinausgelangen zu einem tieferen Verständnis des Wesens künstlerischer Tätigkeit, ihrer Negationen und Neuausrichtungen, ihres Wandels. Ein solches Verständnis des Werdens der Kunst erlaubt es, jüngere Theorien gegenwärtiger Kunstproduktion in den Blick zu nehmen und zu kritisieren. Was kennzeichnet die zeitgenössische Kunst, im Unterschied zur modernen Kunst? Die Vermutung liegt nahe, dass die Zeitgenössische Kunst, mit ihren Eigenschaften, mit ihrem politischen Projekt, mit ihren Theorien, auch (nur) eine Epoche künstlerischer Entwicklung darstellt; und nun womöglich zu Ende geht. Wie erklärt sich, dass das, was "Kunstwerk" und "künstlerische Tätigkeit" heißt, solchen radikalen historischen Umbrüchen unterworfen ist? Inwiefern ist es die spezifische zeitliche Struktur zeitgenössischer Kunstwerke, aufgrund derer sie unzureichend bzw. verwerflich erscheinen? Welche Anforderungen lassen sich für eine Kunst formulieren, die die zeitgenössische Kunst ablöst? Welche Bedeutung kommt philosophischer Reflexion über eine erst noch im Werden begriffene Kunst zu?

 

 

Ludger Schwarte ist Professor für Philosophie an der Kunstakademie Düsseldorf. Promotion und Habilitation in Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Assistenzprofessor an der Universität Basel und anschließend Dozent für Theorie des Ästhetischen an der Zürcher Hochschule der Künste. Gastdozenturen führten ihn an die Universität Paris 8 und an das GACVS (Washington), an die Maison des Sciences de l‘Homme (Paris), an die Universität Abidjan (Republik Cote d'Ivoire), an die Columbia University (New York) und an die EHESS (Paris). Zahlreiche Publikationen zu Ästhetik, politischer Philosophie und Wissenschaftsgeschichte, u.a. Philosophie der Architektur. München: W. Fink 2009; Vom Urteilen. Gesetzlosigkeit, Geschmack, Gerechtigkeit. Berlin: Merve 2012; Pikturale Evidenz. Zur Wahrheitsfähigkeit der Bilder. Paderborn: W. Fink 2015.