Ohne Gewähr. Das (Nicht-) Wissen der Kunst und das Potential des Unvorwegnehmbaren

7. Juli 2017
12:30 – 13:30
Susanne Witzgall: Ohne Gewähr. Das (Nicht-) Wissen der Kunst und das Potential des Unvorwegnehmbaren
Moderation: Dennis Pohl

Unser gegenwärtiges Verhältnis zur Zukunft erscheint nur auf den ersten Blick paradox: Während in unserer Gesellschaft das Bild von einer Welt ohne Zukunft heraufbeschworen wird, vermitteln computerbasierte Prognosen und spekulative Szenarien in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik den Anschein zu wissen, wie unsere möglichen Zukünfte aussehen könnten. Doch unsere Zukunft wird durch ein angebliches Wissen über künftige Realitäten eher verstellt und ist nicht mehr als Möglichkeitsraum wahrnehmbar – auch deshalb scheint sich das Vertrauen der Gesellschaft in die Gestaltungsmöglichkeit der Zukunft im Sinkflug zu befinden. Die spekulativen Verfahren der zeitgenössischen Kunst – so die eigentliche These des Vortrags – richten sich dagegen oftmals weniger auf die Zukunft als auf eine Analyse der Gegenwart. Anknüpfend hieran diskutiert der Vortrag eine mögliche Öffnung der Zukunft durch Nichtwissen, Unbestimmtheit und die Erinnerung an das eigene Vermögen und zeigt wie die Kunst der Gegenwart gerade durch die ästhetische Erfahrung dieser Ungewissheit Raum für Potentielles bzw. Künftiges schafft.

 


Susanne Witzgall 
ist promovierte Kunsthistorikerin und Leiterin des vom BMBF geförderten cx centrum für interdisziplinäre studien an der Akademie der Bildenden Künste München. Neben Lehrtätigkeiten in München und Newcastle (GB) war sie als freie Kuratorin und von 1995 bis 2002 als Kuratorin am Deutschen Museum Bonn und am Deutschen Museum, München tätig. Zu den von ihr kuratierten Ausstellungen gehören u.a. Say it isn’t so (2007), (Re)designing nature (2010/2011). Publikationen u.a. Die Gegenwart der Zukunft (hrsg. mit Kerstin Stakemeier), Zürich/Berlin: diaphanes 2016; Fragile Identitäten/ Fragile Identities, (hrsg. mit Kerstin Stakemeier), Zürich/Berlin: diaphanes, 2015; Macht des Materials / Politik der Materialität (hrsg. mit Kerstin Stakemeier), Zürich/Berlin: diaphanes, 2014.