"Die Zukunft für sich"

Quelle: Klasse Streuli

Studierende der UdK in der Liebermann-Villa am Wannsee

Studierende der Klasse von Prof. Christine Streuli treten mit den Arbeiten Max Liebermanns in Dialog. Inspiriert von dem Ort, seiner Geschichte und der Familie Liebermann, präsentieren sie zwischen Juli und September 2023 ihre Kunstwerke in der Villa am Wannsee. Um diesen Dialog auch für das Publikum etwas transparenter zu gestalten, haben sich die Studierenden für den Audioguide gegenseitig zu ihren Arbeiten, deren Hintergründe und ihrer persönlichen Arbeitsweise befragt. Einen Auszug daraus zeigen sie auf den nächsten Seiten.

Ausstellung der Klasse Streuli vom 8. Juli bis zum 18. September 2023 in der Liebermann-Villa am Wannsee
Fragende Personen: Elena - Alungoo - Joana - Eleni - Sarah - Caro - Teja - Jasmin - Shirin - Max & Alma - Anni - Emma - Leo - Jana - Marie - Friedi - Mengna - Elena
Textredaktion: Elena Dorn
Grafik und Layout: Anna-Maria Podlacha & Caroline Steinke

Jana: Wie war der Prozess, einen realen Gegenstand abzuformen, obwohl du sonst eher Formen frei baust, die an den Körper angelehnt sind. Wie spielt Berührung bei den neuen Formen eine Rolle?

Marie: Sonst baue ich Objekte, die ich freier forme und durch meinen Körper verändere. Ich reagiere auf die Form, aber kann sie auch anpassen. Bei dem neuen Projekt musste ich vollkommen auf die Form des Baumstamms eingehen. Ich konnte ihn nicht verbiegen oder die raue Oberfläche glätten. Das war für mich eine ganz schöne Herausforderung, mich einmal wirklich auf einen Gegenstand und seine Tücken einzulassen. Beim Prozess der Abformung muss man ganz genau hinsehen, und ich hab mich manchmal ganz schön verloren in den Tälern und Löchern der Rinde. Berührung spielt anders eine Rolle als sonst. Vielleicht nicht so direkt wie in anderen Arbeiten. Aber das Material, aus dem der Baumstamm ist, ist ja Porzellan. Ein Material, das auch für Gebrauchsgegenstände benutzt wird. - Ich würde mich freuen, wenn Leute den Baumstamm benutzen. [...]

Elena: Alungoo, deine Arbeit basiert auf einem traditionellen mongolischen Spiel. Wie wichtig ist eine spielerische Herangehensweise für deine Arbeiten allgemein?

Alungoo: Ich denke auf jeden Fall, dass Spiel und eine spielerische Herangehensweise innerhalb meiner Kunst sehr wichtig sind. Mir geht es auch öfter darum, mit Materialien zu experimentieren, wenn ich an eine neue Skulptur herangehe, sodass man dieses Experimentieren als auch eine Art Spielen ansehen könnte. Ich finde, dass Spielen eine Flexibilität im Denken und Kreieren aufrechterhält, die ich sehr gerne auch in meiner Kunst aufrechterhalten möchte. Daher würde ich sagen, dass eine spielerische Herangehensweise wichtig innerhalb meiner Kunst ist.

ChatGPT: Hallo! Wie kann ich Ihnen helfen?

Caro?


ChatGPT: Entschuldigung, mein Fehler. Als KI Modell habe ich keinen Namen, daher können Sie mich einfach als „ChatGPT“ oder „Assistent“ bezeichnen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?


Oh, hallo ChatGPT. Ich würde gern mehr über die Arbeit von Caroline Steinke erfahren. Sie hat sich mit der Frage, wie die Werke von Max Liebermann aussehen würden, wäre er heute noch als Maler tätig, auseinandergesetzt. Was sagst du dazu?

ChatGPT: Als KI habe ich keinen Zugang zu den Gedanken von Max Liebermann und kann daher nicht mit Sicherheit sagen, wie er heute malen würde. Allerdings kann ich Ihnen sagen, dass Liebermann für seinen impressionistischen Stil und seine Darstellung des alltäglichen Lebens bekannt war. [...] Möglicherweise [würde er sich] für eine neue Form des Realismus interessieren [...], die sich auf die Darstellung des modernen Lebens und seiner Herausforderungen konzentriert. Es ist auch möglich, dass er angesichts der technologischen Fortschritte und des digitalen Zeitalters neue Techniken und Materialien in seine Arbeit integrieren würde. Letztendlich ist es schwierig zu sagen [...]. Kunst ist eine persönliche und subjektive Form der Selbstexpression und kann von vielen Faktoren beeinflusst werden, einschließlich der persönlichen Erfahrungen und der kulturellen Entwicklungen in der Gesellschaft.

Caroline: Teja, es ist so schön, eine kleine Tea-Time mit dir hier im Atelier von Max Liebermann zu haben. Du warst einige Zeit in Australien unterwegs und hast mir von den Songlines der Aborigines erzählt, die die Umgebung kartieren. Ich denke, das ist ein sehr interessantes Konzept. Du meintest, du hättest deine eigene Songline gefunden und aufgezeichnet, als du in einem Garten gearbeitet und in den Abgrund der Menschheit geblickt hast. Was hat sie dir erzählt?

Teja:
that‘s my life beautiful and clear
loneliness and happiness facing the fear
walking through the woods
talking to the birds
a blinking of a butterfly and a scratch that hurts
that‘s my life beautiful and clear
loneliness and happiness facing the fear
walking through the woods
talking to the birds
a blinking of a butterfly and a scratch that hurts
that‘s my life beautiful and clear

Marie: Was interessiert dich daran, site-specific works zu machen?

Friedi: Ortsspezifisch heißt für mich, meinen künstlerischen Prozess ein Stück weit zu öffnen für einen zusätzlichen konkreten Einfluss von außen. Und die Auseinandersetzung mit einem Ort, auf formaler oder inhaltlicher Ebene, kann dann auch herausfordernd sein, aber meistens auch voll bereichernd. Nicht nur im Ergebnis, sondern schon vorher während der Recherche beziehungsweise in der Auseinandersetzung mit dem, was man vorfindet. Meistens muss ich mich aber beschränken auf ein paar Aspekte, weil ein Ort oft sehr viele Thematiken aufwerfen kann!

Alungoo: Hey Joana, du hattest mal erzählt, dass du auf Wanderungen auch Arbeiten machst, also fotografierst. Und da wollte ich dich fragen, wie genau deine Wanderungen dein künstlerisches Schöpfen eigentlich inspirieren oder fördern, oder was genau du auf deinen Wanderungen fühlst, dass du dich dazu bewegt fühlst zu fotografieren?

Joana: [...] Zum einen bin ich natürlich irgendwie unabhängiger beim Laufen, als wenn ich noch das Auto rechts ranfahren müsste oder das Fahrrad abstellen, aber der wahrscheinlich ausschlaggebendere Effekt ist tatsächlich, dass ich das Gefühl habe, beim Laufen denke oder arbeite ich dynamischer, ich kann das irgendwie gut in diesen Lauffluss einbetten – ich glaube, den Effekt kennen viele. Ich bleibe beim Laufen nicht an irgendetwas hängen oder hinterfrage ein Foto, das ich gemacht habe. Ich laufe einfach weiter.

Leo: Und zwar möchte ich dich fragen, ob du dich an ein bestimmtes Ereignis, wo du etwas gesehen hast oder vielleicht auch etwas nicht sehen konntest oder wolltest, erinnern kannst und was es mit dir gemacht hat?

Jana: Es gab mal einen Moment vor [...] vier oder fünf Jahren[,] da lag ich in Katalonien am Strand, an einem irrealen Ort irgendwie, ganz abgelegen. Irgendwann versuchte ich die Augen zu öffnen, aber war von dieser starken Sonneneinstrahlung so sehr geblendet , dass ich nicht richtig sehen konnte, und hielt aus Reflex meine Hand vors Gesicht. Und was ich dann sah, war eine orangene, pulsierende Fläche — letztlich das Licht, welches durch meine Hand hindurch schien. Irgendwie hat sich dabei so ein ganz komischer Bildraum entwickelt. [...] Ich glaube, das kennt jeder, dass man so in die Sonne schaut und dann so Punkte und Fäden, fast wie Fusseln auf der eigenen Netzhaut, sehen kann, und wie sich diese hin und her bewegen. Wie ein Blick durchs Mikroskop. Ich hätte das so gern festgehalten, dieses Bild, es gelang mir aber nicht. Es war nicht möglich.

Mengna: Was bedeutet der Garten für dich als Raum?

Elena: Ich sehe den Garten als eine Art Zwischenraum im größeren häuslichen Gefüge. Der Garten ist kein eigenständiger Ort und trotzdem ist er in der Bedeutung vom Rest des Hauses getrennt. Er ist ein Bindeglied zwischen dem Haus, dessen Räumen einer konkreten Funktion zugeordnet ist, und der Natur als freierem Gegenstück. Es ist also ein Ort im Dazwischen. Genauso sehe ich die Position der Künstlerin als „im Dazwischen“ angesiedelt. Man blickt auf die Gesellschaft, aber hat einen anderen Fokus

Eleni: Hallo Sarah, inwiefern würdest du sagen, dass sich deine Arbeitsweise durch die Entwicklung dieses ortsspezifischen Bildes verändert hat?

Sarah: Normalerweise basieren meine Arbeiten auf Motiven aus meiner unmittelbaren Umgebung, die sich auf persönliche Erinnerungen beziehen und welche ich mit starken Emotionen verbinde. [...] Bei dem Prozess des ortsspezifischen Bildes für die Liebermann-Villa musste ich jedoch meine gewohnte Vorgehensweise verändern. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gegenüber dem Grundstück keine vergleichbare Verbindung [...]. So habe ich zunächst versucht, mir durch mehrfache Besuche eine weitläufige Perspektive zu erschließen. Dabei entstand eine Fülle von Skizzen, Studien, Fotos und Erinnerungen, durch welche ich bestimmte Teile des Gartens näher betrachten konnte. Die endgültige Entscheidung über die einzelnen Elemente meiner Arbeit war dann vor allem durch die Beziehung zwischen eigener Wahrnehmung, Erfahrungen und ideelle Darstellungen motiviert. Dieses Spannungsverhältnis zwischen dem mir vertrauten Material und fremden Eindrücken möchte ich auch auf der Leinwand meines Bildes darstellen.

Jasmin: Hallo! Was würdest du die Besuchenden gern fragen?

Shirin:
Wo wohnst du?
Wo hast du als Kind gewohnt?
Was hast du gesehen, wenn du aus
deinem Fenster geschaut hast?
Wie war deine Nachbarschaft?
Bist du in einem Haus aufgewachsen
oder in einer Wohnung?
Hattest du ein eigenes Zimmer oder hast
du dir eins geteilt?
Mit wie vielen Personen hast du
zusammen gelebt?
Hattest du einen Balkon? Hattest du
einen Garten?
Hattest du viel Besuch?
Hattest du gern Besuch?
Wohnst du immer noch dort?
Wenn ja: warum?
Wenn nein: warum nicht?

Shirin: Eure Arbeit bildet abstrakt ein Fenster ab. Um was für ein Fenster handelt es sich? Und warum nennt ihr es „blind“?

Alma: Bei dem Fenster handelt es sich um ein Atelierfenster unserer Klassenräume in der UdK Berlin und wir fanden es spannend, nicht nur mit unserem Blick als Studierende, sondern mit unserem wirklichen Blick in die Max-Liebermann-Villa zu kommen – also mit unserem Blick raus aus dem Atelier und nicht nur mit uns als Person an diesen neuen Ort zu kommen. Blind ist das Fenster dadurch, dass es ja keinen Ausblick aus einem tatsächlichen Fenster schafft, sondern eher eine Barriere, indem es einen negativen Raum aufzeigt und der Ausblick dann bei den Betrachtenden liegt, sich selbst zu überlegen, wie jetzt das Positiv von unserem Fenster aussehen kann.

Max: Hi Anni, wie würdest du deinen Arbeitsprozess beschreiben?

Anni: Der Akt des Sammelns ist sehr wichtig für meinen Arbeitsprozess. In dieser Arbeit möchte ich sammeln und entdecken, welche Geräusche ich in der Liebermann-Villa und im Garten hören und verursachen kann. Es ist eine Suche nach den Geräuschen, welche stimulierend, interessant und erregend für mich sind. Was können wir hören und wie fühlt sich das an?

Alma: Die Form der Arbeit erinnert mich stark an die verflossenen Uhren von Salvador Dalí, und dadurch, dass du gesagt hast, dass der Gips seine Farbe ändert, denke ich viel über den Aspekt von Zeitlichkeit in deiner Arbeit nach. Ist das etwas, das dich interessiert?

Max: Bei dem Fenster geht es um eine Abbildung des Schattenwurfs des Fensters, das sich im seeseitigen Giebel der Liebermann-Villa befindet. Im Vergleich zu der Arbeit, die wir gemeinsam gemacht haben, wo es ein Atelierfenster aus unserer Universität ist, geht es hier also um ein Fenster, welches vor Ort ist, und ich fand es interessant, diese in Relation zueinander zu stellen. Und in Bezug auf die Zeitlichkeit denke ich: Ein Schattenwurf verändert sich ja sowieso die ganze Zeit und was ich gemacht habe, ist einen Schattenwurf als Fenster nachzubauen, und dadurch ist es eine Momentaufnahme – eine imaginierte Momentaufnahme natürlich, die aber die Zeitlichkeit durch das Material, durch diesen selbst-vergilbenden Gips wieder einbezieht. Über die Wochen der Ausstellung vergilbt dieser Gips weiter und weiter und bezieht sich somit auf das Vergilben von Fotografien, von Malereien, weswegen die Fensterläden hier im Gebäude oft geschlossen sind, um eben die Liebermann-Werke vor Lichteinfall zu schützen. [...]

Anni: Hi Emma, würdest du eine Geschichte erzählen, welche deine Arbeit ein Stück weit beeinflusst hat?

Emma: Hi Anni, ich bin gerade am Wannsee. Eine persönliche Geschichte, welche meine Kunst und vor allem meine letzten Arbeiten inspiriert hat, sind die Hausfrauenbücher, die meine Mitbewohnerin von ihrer Oma gesammelt hat. Nachdem ich diese entdeckt hatte, bin ich auf die Suche nach mehr Hausfrauenbüchern und Ratgebern gegangen und habe so einiges an Material gefunden.

Joana: Hallo Eleni, eine ganz schnelle Frage: Wie würde für dich denn dein perfekter Arbeitsplatz aussehen, also der Arbeitsplatz für deine künstlerische Arbeit?

Eleni: Die Frage nach einem idealen Arbeitsplatz ist schwer zu beantworten; ich kann nur sagen, was momentan für mich funktoniert, und das ist ein relativ leerer Raum, der frei von eigenem Charakter ist, sodass meine Gedanken für sich selbst sein und sich entwickeln können, ohne eine unmittelbare Reakion auf etwas zu sein. Ein Ort, der Raum lässt und weder übergriffig noch invasiv ist.

Mengna: Dass Essen für mich nicht nur auf emotionaler und existenzieller Ebene wichtig ist, sondern auch in Hinblick auf meine Identität, habe ich vor allem beim Kochen auf gemeinsamen chinesischen Festen gemerkt. Zum Beispiel war das Mondneujahr. Ein wichtiges Ereignis für mich, an dem ich beim gemeinsamen zubereiten von „Jiaozi“ mit anderen Menschen aus meiner Diaspora ein Gefühl von Zugehörigkeit bekommen habe. Da ich früher nicht wirklich mit Kunst sozialisiert wurde, wusste ich oft nicht, wie ich mich in Galerien und Kunstmuseen verhalten sollte, [...] wie ich die Arbeiten lesen soll, da mir einfach der Zugang gefehlt hat. Ich finde, Essen kann diesen Zugang ermöglichen, da wir es alle tun müssen. [...]