HU Jinchi, „What is in David‘s Head?“, 2023

Quelle: Raphaël Fischer-Dieskau
Quelle: Raphaël Fischer-Dieskau

„What is in David‘s Head?"

Carrara-Marmor, Druck auf Rauch-Film-Transparentpapier, 
Größe variabel nach Standort
„Die Skulptur ist schon im Marmorblock, ich muss nur das überflüssige Material wegmeißeln“, hat einmal Michelangelo gesagt. In der Galleria dell‘Accademia in Florenz warten täglich Hunderte von Menschen stundenlang, um seinen David zu sehen; andere wiederum kaufen teuren Carrara-Marmor für ihre Badezimmer. Können das dieselben Menschen sein? Was ist wertlos, überflüssig und muss weggemeißelt werden? In meiner Arbeit habe ich den David aus einem Block kostbaren Carrara-Marmors weggemeißelt, so dass nur sein Auge übrig blieb – als Zugang zu seinem Innenleben. Diesen Brocken mit dem Auge von David habe ich zum Carrione-Fluss, an dem Carrara liegt, zurückgebracht, und zu seinen „Artgenossen“, den genauso kostbaren blau-grauen Marmorsteinen, ins Flussbett gelegt. Den Fluss zeige ich als ein Panorama, zusammengesetzt aus 1000 Drohnenfotos, die ich im Mai von einem anderen namenlosen Fluss in der Nähe aufgenommen habe. Der doppeldeutige  Titel „What is in David‘s Head?“ lädt ein, in Davids Auge zu blicken, in seinen inneren Kern, und ihn sich vorzustellen als Verkörperung von Schönheit und Tugend, als ein Meisterwerk westlicher Zivilisation und zugleich als einen Felsbrocken im Fluss.

HU Jinchi studiert Bildende Kunst in der Klasse von
Prof. Karsten Konrad.
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