Geschichte der Universitätsbibliothek

Die UdK Berlin und ihre vorangegangenen Institutionen

Die Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin ist eine der jüngsten und zugleich ältesten Bibliotheken Berlins. In ihrer gegenwärtigen Form entstand die Universitätsbibliothek 1975, als durch Zusammenlegung der Hochschule für Bildende Künste und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst die Hochschule der Künste (HdK) gebildet wurde.

Die Kunsthochschule ging auf den Ausbildungszweig der Akademie der Künste (gegründet 1696) zurück und hatte die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums, die Hochschule für Kunsterziehung, die Akademie für Werkkunst und Mode sowie die Akademie für Grafik, Druck und Werbung aufgenommen.

In die Musikhochschule waren die Akademie für Kirchen- und Schulmusik, das Städtische (Stern'sche) Konservatorium und die Max-Reinhardt-Schule eingegliedert worden. 1980 erfolgte die Integration der Pädagogischen Hochschule in die Hochschule der Künste.

Alle diese Institutionen verfügten über mit wertvollen Beständen ausgestattete Bibliotheken, die den Grundstock der heutigen Sammelgebiete und Bestände bilden.

Stempel der vorangegangenen Institutionen

Die Bibliothek als Gütesiegel

Welche Rolle spielen Bibliotheken und Archive für das Renomée einer wissenschaftlichen Einrichtung? Prof. Dr. Dörte Schmidt, Professorin für Musikwissenschaft, untersuchte zusammen mit Franziska Stoff (heute Generalsekretärin des Landesmusikrates Berlin) am Beispiel der Hochschule für Musik in Berlin das Image von wissenschaftlichen Sammlungen. Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass bereits mit der Gründung der damaligen Königlichen Akademischen Hochschule für Musik 1869 Sammlungen Prestigeträgerinnen waren. Sie gaben der jungen künstlerischen Lehranstalt Bedeutung, verliehen Gewicht, waren ausschlaggebende Gradmesser für den Rang im Beziehungsgeflecht zwischen Akademie, Königlicher Bibliothek und der Berliner Universität. Musikalien- und Instrumentensammlungen, auch wertvolle Handschriften hatten einen „repräsentativen“ Wert, dem eine mindestens ebenso wichtige Bedeutung zukam, wie den „Service-Funktionen“ für Studierende und Lehrende oder dem „Anwendungsbezug“.

Dörte Schmidt und Franziska Stoff schlagen in ihrem Aufsatz „Akademische Repräsentation und institutioneller Kontext. Joseph Joachims Projekt einer Hochschule für Musik als Universität und die Geschichte ihrer Bibliotheken, Sammlungen und Archive“ ein spannendes Kapitel Berliner Wissenschaftsgeschichte bis 1945 auf. In fünf Abschnitten beleuchten sie zentrale Figuren wie Joseph Joachim (1831-1907) und Friedrich Chrysander (1821-1901), Philipp Spitta (1841-1894), Oskar Fleischer (1856-1933) und Hermann Kretzschmar (1848-1924), Georg Schünemann (1884-1945) und Leo Kestenberg (1882-1962) sowie Hans Joachim Moser (1889-1967).

Institutionsgeschichte manifestiert sich immer auch als Baugeschichte. Die Kämpfe um Standorte, um angemessene Räume als sichtbarer Ausdruck des Selbstverständnisses setzten mit der Neubauplanung für die Akademie der Künste 1872 ein. Philipp Spitta entwarf 1891 einen „Raumbedarfsplan mit Bibliothek und Instrumentensammlung“, der beim Hochschulneubau 1896 berücksichtigt wurde. Ausgehend von Aktenfunden im UdK-Archiv schildern Schmidt und Stoff anschaulich, wie sich die Musikbibliothek bei der Bauplanung positionieren konnte und was das Raumprogramm über den institutionellen Stellenwert aussagt. Auch bei der Analyse der 1926 begonnenen – jedoch nicht umgesetzten - Planungen für einen Neubau kristallisieren die Autorinnen die Bedeutung von Bibliothek und wissenschaftlichen Sammlungen als Qualitätsausweis und als Fundament für die „Zentralstellung“ der Hochschule für Musik nach dem Ersten Weltkrieg heraus.

Der Aufsatz basiert auf einem Vortrag anlässlich der AIBM Tagung 2013 in Berlin und ist für die Veröffentlichung im Sammelband „Musikwissenschaft 1900-1930. Zur Institutionalisierung und Legitimierung einer jungen akademischen Disziplin“. Studien und Materialien zur Musikwissenschaft, Band 98, herausgegeben von Wolfgang Auhagen, Wolfgang Hirschmann und Tomi Mäkelä, Hildesheim 2017 deutlich erweitert worden. Für die Veröffentlichung an dieser Stelle sei Herausgebern und Verlag gedankt.

Link zum Titel im Wissensportal der Künste

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