Kunst im Gebäude

Lichtstelen vor dem Haus

Das Berliner Lichtplanungsbüro LichtVision entwickelte eine Konzeption zur Beleuchtung des Hauses:
„Eine Enfilade von 15 Lichtstelen bildet einen räumlichen Filter zwischen Fasanenstraße und dem Bibliotheksgebäude. Sie sind Stahl- und Glaskonstruktionen, die in ihrem Sockel die Entrauchungsklappen des darunter liegenden Magazingeschosses beherbergen.”
Raoul Hesse/LichtVision

Malerei von Gabriele Schlesselmann in der vierten Etage

links: „In between, 1995“ rechts: „Zwischen Realität und Traum, 1986“

links: „In between, 1995“ rechts: „Zwischen Realität und Traum, 1986“

 Quelle: Gunter Lepkowski Berlin

Mein Thema bei diesen beiden Arbeiten ist der Mensch im Raum.

Wie verhält er sich zum und im Raum, wie steht er zu anderen Menschen, was geschieht zwischen ihm und einem zweiten, einem dritten? Der Zwischenraum wird über die Farbe definiert, Farbe als Ausdruckswert.

Figur und Grund sind eins, werden von den gleichen Kräften bewegt, Es geht mir um die Erfahrungstiefe des Raums - Tiefe, die keinen Hintergrund hat, sondern durch Farbschwingungen entstanden ist.

Räumliche Tiefe gebe ich, indem ich glänzende Farbverdichtungen und stumpfe Farbe bewusst einsetze. Ohne Raumschwingungen geht das Spiel der Ebenen verloren, der Bildraum wird zum Objektraum.

Woher kommen die Figuren, wohin gehen sie, was passiert zwischen ihnen: Formulierung von Ausdruck und Inhalt nicht durch Gestik und Mimik, sondern durch Veränderung von Körperlinien. Wann ziehen sich Linien, Formen an, wann stoßen sie sich ab? Die konvexe Form beeinflusst den Raum anders als die konkave.

Der „Eigenraum“ des Menschen wächst durch Erweiterung der räumlichen Lebenssphäre, der Raum wird erobert, wird zum Wahrnehmungsraum.

Gabriele Schlesselmann

 

Wenn Sie mehr über die Künstlerin erfahren wollen, dann besuchen Sie ihre Website unter: http://www.gabriele-schlesselmann.de/

Skulpturen von Bernhard Nürnberger

In der vierten Etage des Bibliotheksgebäudes sind Skulpturen des Malers und Bildhauers Bernhard Nürnberger ausgestellt. Nürnberger war in den 60er-Jahren Meisterschüler bei Ludwig Gabriel Schrieber an der Hochschule der Künste Berlin.

Seine „Kopfstücke” vereinen Widersprüchliches: Die gestalterische Auseinandersetzung mit dem physiognomischen Ausdruck des Menschen, oft im Grenzbereich der Groteske, und die Ausdruckskraft des natürlichen Materials, des Gesteins. Er verwendet vorzugsweise farbige, vielfältig zusammengesetzte Steine, die durch ihre Materialeigenheiten stark die Gestaltung und Wahrnehmung prägen.

In der UdK-Etage sind Assemblageobjekte zu sehen, Wahrnehmungs-, Lese-, Kommunikationssituationen, die einen Bezug zum Ort der Ausstellung herstellen.

Wer sich darüber hinaus für weitere Werke und Informationen über den Künstler interessiert, dem*der sei ein Besuch auf der Website Galerie imaginaire empfohlen.

Dschungelflair in der UdK-Bibliothek

Im vierten Geschoss der Universitätsbibliothek erproben Studierende das Angebot einer „schönen neuen Arbeitswelt”, wie Peter Behrbohm und Markus Bühler ihr Ausstellungsmöbel „Vollbeschäftigung” auch im Folgenden durchaus ironisch beschreiben: „Eine blendend weiße Polsterebene lädt zum Arbeiten und Entspannen ein. Darin eingelassene tropische Pflanzen fördern das paradiesische Ambiente und machen jeden Alltag zum Wellness-Erlebnis. Von sämtlichen Konventionen befreit, kann man den lästigen Weg zur Arbeit und das hektische Privatleben nun endlich hinter sich lassen.”

Peter Behrbohm und Markus Bühler studierten Architektur an der UdK Berlin. Peter Behrbohm (*1987) wurde in seiner Diplomarbeit von Prof. Alexandra Ranner und Prof. Alfred Grazioli betreut. Markus Bühler (*1984) studierte bei Prof. Matthias Sauerbruch.

Das Möbel mit einer Länge von 5,10 Metern, einer Breite von 2,50 Metern und einer Höhe von 80 Zentimetern entstand als Präsentationskonstruktion zur Ausstellung „A Burnt-Out Case?” der NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e. V.) im Herbst 2012.

Schriftzüge in den Lichthöfen

Realität in den Regalen: Fußnote, Vermerk, Widmung, Elsbeth Arlt, 2005

„Findet die Stellen in einem Buch, mit denen ihr etwas anfangen könnt. Wir lesen und schreiben nicht mehr in der herkömmlichen Weise. Es gibt keinen Tod des Buches, sondern eine neue Art des Lesens. In einem Buch gibt’s nichts zu verstehen, aber viel, womit man etwas anfangen kann. Ein Buch muß mit etwas anderem eine Maschine bilden, es muß ein kleines Werkzeug für ein Außen sein.”

Die Kunst am Bau, in den drei Lichthöfen des Gebäudes darf als Reverenz an das Medium Buch verstanden werden. Alle ausgewählten Texte sind Büchern unterschiedlicher Inhalte entnommen. Buchtitel und Inhalte haben in diesem Zusammenhang keine Bedeutung und werden den Lesenden vorenthalten. Losgelöst von den ausgelesenen Ausgaben sind die Texte in den Raum geschrieben. Fußnote, Vermerk und Widmung stehen im Buch an nachgeordneter Stelle. Hier bekommen sie eine neue Aufmerksamkeit. Nebensächlichkeiten, keine „nützlichen Lehren für ein gutes Streben.”

1. Lichthof
Die Handhabung der Fußnoten belegt die Sorgfalt im Gebrauch von Verweisen und Zitaten. Hier wird zitiert, ohne Autor*in und Verlag zu benennen. „19 Vgl. hierzu: Hans Arp, Unsern täglichen Traum, S. 23.” Hans Arp, Dada-Mitbegründer in Zürich, schildert in dem Band die Anfänge des Dadaismus. Als Bildender Künstler und Dichter zugleich öffnet er die Grenze zwischen Sprache und Bild. Im Eingangsbereich angebracht, darf die Fußnote als Aufforderung verstanden werden, den eigenen Traum zu leben.

2. Lichthof
„All rights reserved. No part of this book may be reproduced, in any form or by any means, without written permission from the publisher.” Dieser Copyrightvermerk ist so angeordnet, dass er als endloser Text gelesen werden kann. Ende und Anfang schließen gebetsmühlenhaft aneinander. Das Gebot findet man in formelhaften Varianten in nahezu allen Veröffentlichungen. Es verweist auf den Grundsatz heutiger Publikationsgeflogenheiten, das Urheberrecht als Regelwerk für den Umgang mit geistigem Eigentum.

3. Lichthof
Widmungen sind das Sahnehäubchen wissenschaftlicher Veröffentlichungen. „Mann” bedankt sich bei Müttern, Ehefrauen, Geliebten – haben sie ihm doch den Rücken für die Arbeit an seinem Werk freigehalten. Wer „Lorna” ist, bleibt rätselhaft. Ihr wird ein Werk „in Liebe gewidmet”, das wir auch nicht kennen, dem wir aber suchend in der Bibliothek begegnen könnten. „Lorna in Liebe gewidmet” umkreist in losen Abständen den Lichthof.

Technische Daten

Die drei für die Kunst am Bau vorgesehenen Lichthöfe der Bibliothek beeindrucken durch ihre gleichmäßige und offene Gliederung. Prägende Elemente sind Säulen und Unterzüge aus Sichtbeton. Die Unterzüge bilden ein geschlossenes Band von 900 Millimetern Höhe. Auf ihnen werden die Buchstaben montiert. Für die Schriftzüge sind lediglich die Unterzüge des zweiten, dritten und vierten Obergeschosses vorgesehen. Diese umrahmen die Lichthöfe in ruhiger Gleichmäßigkeit. Die Eingriffe, die hier gemacht werden, respektieren diesen Charakter. Farblich und formal fügen sie sich in die Atmosphäre der Bibliothek ein. Die ausgewählte Schriftype, DTL Documenta, 1993 von Frank E. Blokland entworfen, eignet sich besonders für die Umsetzung in einen Buchstabenkörper. Sie lehnt sich an klassische Antiqua-Schriften an, vereinheitlicht aber deren An- und Abschwellen der Linienstärke. Auch erlaubt sie eine geringe Sperrung der Buchstabenfolge. Für die Widmung wird ein kursiver Schriftschnitt verwendet, für Vermerk und Fußnote ein gerader. Jeder Buchstabe wird unsichtbar für sich montiert. Die Buchstaben sind aus Edelstahl, sie erhalten eine 30 Millimeter starke umlaufende Zarge. Der Spiegel wird in RAL 4012 (Perlbrombeer) lackiert. Das Material orientiert sich an den Edelstahlgeländern in der Bibliothek. Die Farbigkeit bleibt im Rahmen der gedämpften Tonigkeit, setzt dem Mattgrün des Bodens aber einen eigenen Akzent entgegen.

T R A B A N T E N

Trabanten

Installation von Moritz Hoffmann aus sieben Objekten, Acryl auf PU-Kern Durchmesser der Objekte: ca. 20-30 cm

 Quelle: Moritz Hoffmann

Plötzlich diese Übersicht!

Ein Schwebezustand ist ein Moment in der Zeit. Für einen Augenblick bleibt Etwas im Raum hängen, schwebt verbindungslos zwischen Himmel und Erde. Ist dieses Objekt rund, stellen sich geradezu unbewusst Assoziationen von Wurfkörpern, Bällen oder gar Planeten ein. Eines der bekanntesten Fotos der 60er-Jahre zeigt die Erde vom Weltraum aus: Die blaue Kugel in der unendlichen Schwärze des Universums schwebend. Seit der Entstehung dieses Bildes wird es für die universale Einheit und Fragilität des Systems Erde quasi emblematisch genutzt.

Ähnliches ist seit Anfang April 2010 in den Universitätsbibliotheken der UdK Berlin und TU Berlin zu sehen: Sieben farbige Objekte scheinen vor einer Betonwand zu schweben. In der systematischen Strenge des Bibliotheksambientes belebt diese Installation den stark frequentierten Platz der Ausleihe. Wer hier einmal warten muss, wird möglicherweise in eine neue Umlaufbahn entführt.

Moritz Hoffmann

Zur Kunst im Gebäude ist folgende Publikation erschienen:

Kunst in der Bibliothek

Kunst in der Bibliothek. Ein Rundgang durch das gemeinsame Bibliotheksgebäude der TU und UdK Berlin. Hrsg. Andrea Zeyns; Wolfgang Zick. UdK Berlin 2010, 44 Seiten, Ill. ISBN 978-3-89462-186-5, Best.-Nr. 0566, 5,00 €

 Quelle: UdK Berlin

Diese Publikation können Sie im Buchhandel und z.B. in der Kiepert Unibox im Hause erwerben.