Gender Gaps. Diversität in binären Raumstrukturen

Quelle: mn

Gender Gaps

Diversität in binären Raumstrukturen

 

WS 25/26 - Seminar

Lehrbeauftragter: Marko Hüsch

Fr., 13:30 - 16:00, zweiwöchtentlicher Rhythmus (Termine werden bekannt gegeben)

Beginn: Fr. 17.10.2025

Raum 336

BA Module 12/14 = 3ects; MA Module 03/05 = 5ects

 

Sobald wir unsere Körper entkleiden, übernehmen räumliche Schichten zumeist unsere Umhüllung. Befinden wir uns in einem öffentlichen Kontext, fordern uns Gebäude in diesen Momenten zur Einteilung in entweder weiblich oder männlich auf. Indem wir uns täglich zwischen links oder rechts entscheiden, verinnerlichen wir diese räumlichen Prozesse und machen sie gewissermaßen zu einer alltäglichen Choreografie. Egal, ob dies bewusst oder unbewusst erlebt wird: Geschlechtsspezifische Räume machen queere als auch stereotype Genderidentitäten explizit sichtbar und adressierbar. Für einige ist dies nicht weiter nennenswert, für andere eine tägliche Konfrontation. Binäre Raumstrukturen wirken kategorisierend und differenzierend; sie können bestätigen oder verunsichern.

Unsere gebaute Umwelt ist somit maßgeblich an der Konstruktion von Gender beteiligt: Über die Produktion von Architektur werden gesellschaftliche Vorstellungen von Gender in die Zeit eingeschrieben. Die physische Manifestation und die zeitliche Latenz ihrer Entstehung und Existenz wirken hierbei stabilisierend auf diese Konstruktionen, da sie für viele fest und unumstößlich wirken. Eine Veränderung ist nur mit einem gewissen körperlichen, geistigen und politischen Aufwand zu erreichen. 

Wenn wir körperliche Selbstbestimmung und Genderdiversität als gesellschaftliche Güter anerkennen, stellen sich Fragen in Bezug auf diese Form binärer Aufteilung. Das Seminar fokussiert, welche geschlechtsspezifischen Strukturen an verschiedenen Zeitpunkten der Geschichte in Architekturen eingeschrieben wurden und bis heute als Norm etabliert sind. Zentral soll hierbei die Wechselwirkung zwischen räumlicher Ausbildung und sozialen Gruppen stehen. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, welche räumlichen Entwicklungen in Korrelation zu weiblichen Emanzipierungsbewegungen stehen und welche progressiven Modelle aus jeweiligen Notwendigkeiten in queeren Kontexten entstehen. Mit Blick auf die zukünftige Architekturpraxis werden abschließend die Potenziale von All-Gender-Konzepten diskutiert, welche Inklusion des Genderspektrums sowie den Abbau von stereotypen Mustern fördern können.

Das Seminar ist strukturiert in eine Einleitung und einen Hauptteil mit fünf Terminen, in denen Referate über ausgewählte Texte in Gruppen gehalten werden. Zudem ist je Person eine gebaute Referenz zeichnerisch zu analysieren und zu präsentieren. Abschließen wird das Seminar mit einem Präsentationstermin, zu dem eine textliche Reflexion der eigenen Perspektive und ein Mikroentwurf einer persönlichen Idealsituation erarbeitet werden sollen. 

 

Maximale Teilnehmer:innenzahl: ca. 30 Personen.

Anmeldung bitte mit Motivationsschreiben an: m.huesch_ @udk-berlin.de

 

Literatur:

  • COLOMINA, Beatriz (Hg.), 1992. Sexuality & Space. New York, N.Y.: Princeton Architectural Press. ISBN 978-1-878271-08-2

  • RENDELL, Jane, Barbara PENNER und Iain BORDEN (Hg.), 1999. Gender, Space, Architecture: an Interdisciplinary Introduction. London; New York: Routledge. ISBN 978-0-415-17253-0

  • KUHLMANN, Dörte, 2003. Raum, Macht & Differenz : Genderstudien in der Architektur. Wien: Edition Selene. ISBN 3-85266-198-6

  • KUHLMANN, Dörte und Kari JORMAKKA (Hg.), 2002. Building Gender: Architektur und Geschlecht. Wien: Edition Selene. ISBN 978-3-902373-71-7

  • BETSKY, Aaron, 1997. Queer Space: Architecture and Same-Sex Desire. New York (N.Y.): William Morrow. ISBN 0688143016

  • BELL, David und GILL VALENTINE (Hg.), 1995. Mapping Desire: Geographies of Sexualities. London ; New York: Routledge. ISBN 978-0-415-11164-5

  • BRESAN, Uwe und Wolfgang VOIGT, 2022. Schwule Architekten – Gay Architects: Verschwiegene Biografien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert / Silent Biographies from the 18th to the 20th Century. Berlin: Wasmuth Verlag GmbH. ISBN 978-3-8030-2378-0

  • VEREIN PRO ARCHITHESE (Hg.), 2020. Queer. archithese 2.2020. Zürich: archithese Verlag. ISBN 978-3-03862-247-0