Prof. Dr. Sascha Friesike
Kurzvorstellung
Sascha Friesike ist Professor für Design digitaler Innovationen und Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Leadership in digitaler Innovation an der Universität der Künste Berlin sowie Direktor des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft. Er ist zudem assoziierter Forscher am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. Friesike ist Wirtschaftsingenieur und hat an der Universität St.Gallen zu Innovationsmanagement promoviert. Ein Jahr seiner Promotionszeit verbrachte er in Stanford in den USA. Anschließend half er in Berlin das Humboldt Institut aufzubauen, wo er bis 2016 Forschungsleiter war. Er war von 2014 bis 2016 Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Würzburg und von 2017 bis 2019 Assistant Professor für digitale Innovation an der VU Universität in Amsterdam. In seiner Forschung beschäftigt er sich damit, welche Rolle das Digitale spielt, wenn Neues entsteht. So untersucht er die Rolle der Digitalisierung in der akademischen Forschung oder schaut sich an, wie Kreative bestehende Konzepte remixen, um Neues zu schaffen.
Interview
Hi Sascha, du bist Studiengangsleiter und zudem Direktor des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft. Wie diffundieren die Themen aus den Forschungsgruppen in den Studiengang?
Der Studiengang Leadership in digitaler Innovation und das Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft haben eine gewisse inhaltliche Nähe, was in der Vergangenheit zu den unterschiedlichsten Synergien geführt hat. So unterrichtet mit Volker Stocker beispielsweise ein Ökonom aus dem Weizenbaum Institut im Studiengang und erklärt den Studierenden, welche Folgen die Digitalisierung für Märkte hat und was das wiederum für Geschäftsmodelle bedeutet. Ein ganz anderes Beispiel ist Jennifer Haase, mit der zusammen ich einen Kurs über die Psychologie der Kreativität entwickelt habe. Hier setzen wir uns einmal die Woche für einen Podcast zusammen und besprechen aktuelle Erkenntnisse aus der Kreativitätsforschung und wie sich diese auf den Arbeitskontext anwenden lassen. Durch die engen personellen Verflechtungen unserer Mitarbeitenden und deren interdisziplinären Forschungsschwerpunkten ergeben sich immer wieder neue Themen, wodurch wir auch in den Wahlmodulen auf aktuelle Entwicklungen eingehen können.
In deiner Forschung beschäftigst du dich mit Innovationsthemen. Gibt es eine spannende Innovation, die du selbst zur Zeit verfolgst?
Digitaler Wandel findet ja in fast jedem gesellschaftlichen Bereich statt und steht dabei häufig im Zusammenhang mit technischen und sozialen Innovationen. Bedingt durch meine Lebensumstände verfolge ich aktuell vor allem die Innovationen im Spielzeugmarkt und weiß derzeit wahrscheinlich mehr über Klemmbausteine als ich das in den letzten 25 Jahren getan habe. Beruflich habe ich mich im Zuge von Videokonferenzen viel mit Stehtischen und Video-Systemen beschäftigt: ein Faß ohne Boden!
Leadership ist häufig mit dem Imperativ verbunden möglichst zukunftsgewandt zu sein und nach Vorne denken zu können. Wie wird dieser Imperativ im Studiengang mit Leben gefüllt?
Es wäre ja auch merkwürdig, wenn Leadership nicht im Auge hätte, wo es hingehen soll. Auch wenn man sich in der Realität dabei gar nicht immer so sicher sein kann. Es gibt tatsächlich ein merkwürdiges Gleichsetzen von Digitalisierung und Zukunft, im Sinne von: In der Zukunft muss alles anders sein. Dabei gibt es ganz spannende Beispiele, wo die Digitalisierung dazu genutzt wird, verlorengegangene Praktiken wiederzubeleben, die qualitätsstiftend sind. Wenn ich das auf den Studiengang übertrage, dann geht es mir vor allem um ein reflektiertes Verständnis zu Führung und Technologie. Denn damit der Umgang vernünftig gelingt, braucht man sowohl ein technisches Verständnis als auch eines vom sozialen Kontext, in dem man da unterwegs ist. Am Ende geht es immer auch um Menschen, die geführt werden und nicht um das bloße Entwickeln eines besonders aufwendigen Tech-Stacks.
Im Studiengang geht es darum wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Fähigkeiten umzuwandeln und diese dann in der beruflichen Praxis anwendbar machen zu können. Hast du da ein paar leuchtende Beispiele aus der Vergangenheit?
Der angesprochene Kurs mit Jennifer Haase ist so ein Beispiel. "Kreativität" ist ja ein Begriff, der uns zur Zeit überall begegnet, gerade in der UdK, aber auch in vielen Organisationen von Schulen bis zu Startups wird immer "mehr davon" verlangt. Sich mal in einem Kurs intensiv damit zu beschäftigen, was Kreativität eigentlich ist und wie sie funktioniert, wie sie erforscht wird und wie man sie letztlich fördern kann, das ist für viele – selbst für Studierende aus "kreativen" Branchen – das erste Mal, dass sie das Thema wirklich auseinandernehmen. Und das fängt mit so einer vermeintlich trivialen Frage an, wie der nach der Definition von Kreativität. Da haben wir sicher alle unsere eigenen Vorstellungen, aber was sagt eigentlich die Wissenschaft?
Welche Fragen sollten sich Bewerber*innen stellen, wenn sie sich auf den Studiengang bewerben?
Erstmal wäre es eine Grundvoraussetzung, dass Bewerber*innen überhaupt Fragen stellen, denn Neugier ist ja ein ganz wichtiger Motivator. Gerade für so eine wichtige Entscheidung wie einen berufsbegleitenden Master hilft es sich damit auseinanderzusetzen, vor welchen beruflichen Herausforderungen ich stehe, welche persönlichen Sichtweisen ich mitbringe und welche Konflikte ich beobachte. Grundsätzlich ist die digitale Transformation eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, ein komplexes Problem, auf das wir keine einfachen Antworten geben können. Sich damit über eine längere Zeit intensiv zu beschäftigen, muss man wollen. Studierende mit einer hohen Motivation blühen meiner Erfahrung nach im Studiengang auf und gehen später ihre ganz individuellen Wege.
Vielen Dank für deine Zeit!
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