Bedingt zeitenwendefähig – ein preisgekrönter Essay

Gewinner des Essaypreis 2022: Thomas Ramge und Studiengangsleiter Sascha Friesike

Quelle: Hertie

In fünf Punkten analysieren Friesike und Ramge, warum die gesellschaftlichen Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit behäbig und uninspiriert bleiben. Sie überzeugten die Jury nicht nur mit ihrem wachen Blick auf das Problem unserer Zeit, in Mustern zu denken und pfadabhängig zu handeln – und so notwendig die „Zeitenwende“ zu verpassen. Sondern auch mit der sprachlichen Leichtigkeit und beispielreichen Anschaulichkeit ihres Essays, der sich jederzeit mühelos auf dem schmalen Grat zwischen „großer Politik“ und „Alltagsleben“ bewegt. 

Kontext der Ausschreibung

Wandel durch Handel, Demokratisierung durch ökonomische Verflechtung: Nach diesem Prinzip wollte der Westen autoritären und populistischen Regimes weltweit etwas entgegen­setzen. Der Krieg in der Ukraine zeigt die Grenzen, auch das Scheitern dieses Ansatzes - und ist ein Anlass, das Zusammenspiel von Wirtschaft und Demokratie zu reflektieren. 

Wie verändert sich das Verhältnis von politischem Liberalismus und Marktwirtschaft angesichts von globalen Wirtschaftskrisen und politischen Konfrontationen, von Weltgemeinschaftsaufgaben wie der Bekämpfung der Corona-Pandemie oder des Klimawandels, die wir entweder gemeinsam oder gar nicht lösen? Wie werteorientiert können und müssen wir wirtschaften? Wie kommen Demokratien als Ordnungsrahmen zur Konsensfindung und als Wohlstandsproduzenten gegen selbstbewusste Diktatoren und Populisten in aller Welt wieder in die Offensive?

Vor dem Hintergrund solcher und anderer Fragen schreibt die Hertie-Stiftung gemeinsam mit der WirtschaftsWoche zum dritten Mal den „Essaypreis Demokratie und Wirtschaft“ aus. Es wurdenPersonen aus Universitäten und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Think-Tanks, Unternehmen, Stiftungen, Verbänden, Gewerkschaften und NGOs sowie Journalistinnen und Journalisten dazu eingeladen, Beiträge einzureichen. Die Makroperspektive ist dabei genauso interessant wie die Mikroperspektive, das globale Panorama genauso wie der exemplarische Blick auf einzelne Unternehmen. Auch grundsätzliche Fragen interessieren. Wozu verpflichtet Eigentum? Wozu brauchen Unternehmen einen handlungsfähigen Sozialstaat? Wie viel Konzentration von Macht und Geld in der Hand von globalen Plattformkonzernen verträgt ein demokratisches Gemeinwesen?

Eine hochkarätige Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft und Journalismus hat entschieden, welche Einsendungen ausgezeichnet werden. Beurteilt werden die Relevanz des Themas, der Stil des Textes, die Originalität des Ansatzes und die Tiefe der Argumentation. Die Gewinnertexte wurden in der WirtschaftsWoche publiziert.