Gastfreundschaft (Blockseminar)

Prof. Dr. Heidrun Friese
Gastfreundschaft
Blockseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Samstags/Sonntags, am 28./29.5.2016 sowie am 18./19.6.2016, jeweils 10-18 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 110

Gastfreundschaft stellt die Frage, wie wir miteinander leben wollen. Die Frage, wie gegen zunehmenden Nationalismus, Ressentiment und Feindseligkeit, gegen Rassismus und Xenophobie diejenigen in Europa willkommen geheißen und aufgenommen werden, die ihr Recht auf Mobilität wahrnehmen, ist sicherlich eine der dringlichsten unserer Zeit (J. Derrida). „Alle Gesellschaften schaffen Fremde; doch jede Gesellschaft schafft sich ihre eigenen Fremden und schafft sie auf eine eigene, unnachahmliche Art und Weise“, stellt der britische Soziologe Zygmunt Bauman fest. Soziale Praktiken schaffen „den“ Fremden ebenso, wie die Anforderungen der Gastfreundschaft den „Umgang mit Fremden“ erlauben. In diesem Sinne finden Gesellschaften unterschiedliche Wege, diejenigen aufzunehmen und mit denjenigen umzugehen, die als fremd gelten, die sie zu Fremden gemacht haben. Das, was wir mit dem Begriff „Gastfreundschaft“ fassen, organisiert eine Fülle von alltäglichen Praktiken, bewegt politische Auseinandersetzungen, erlaubt Symbolisierungen des Eigenen und des Fremden. Damit werden auch die Bilder, Repräsentationen und Vorstellungen vom „Fremden“ zentral, die die soziale Imagination bereitstellt und Fremde als Opfer, Gefahr oder Heroen kennzeichnet.

Der Workshop wird sich diesen Fragen in drei Schritten widmen. Wir werden zunächst danach fragen, was Gastfreundschaft in der heutigen Zeit bedeuten kann. In einem zweiten Schritt wollen wir deutlich machen, was „Fremde“ und „Fremdheit“ bedeutet und wie diese geschaffen wird. Vor diesem Hintergrund werden wir kritisch die medial verbreiteten Bilder vom Fremden beleuchten und auch im Hinblick auf künstlerische Praxis befragen. 

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: neben der regelmäßigen Teilnahme wird die Bereitschaft zur Lektüre einiger Texte und zur aktiven Mitarbeit vorausgesetzt.

Prof. Dr. Heidrun Friese ist seit 2013 Professorin für Interkulturelle Kommunikation an der Technischen Universität Chemnitz. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen u.a. (kulturelle) Identitäten, Erinnerungskulturen, postkoloniale Perspektiven, transnationale Praktiken, digitale Anthropologie und Mittelmeerforschung. Zuletzt erschien: Grenzen der Gastfreundschaft. Die Bootsflüchtlinge von Lampedusa und die europäische Frage, transcript Verlag 2014.