Wahrnehmung und Interpretation (Seminar)

Dr. Cornelia Heering
Wahrnehmung und Interpretation

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Freitags, 14-18 Uhr, 7 Termine: 29.4., 13.5., 27.5., 10.6., 17.6., 24.6., 8.7.2016, Hardenbergstr. 33, Raum 110

Von der Perzeption zum Verstehen und zur Interpretation ist es kein geradliniger Prozess. Vielmehr verläuft dieser in Transformationsmechanismen, die dem Wahrgenommenen – und besonders dort, wo es sich beim wahrgenommenen Gegenstand um Kunstwerke handelt – folgen oder neue Metamorphosen, Spiegelungen oder Antworten als Rezeption darstellen. Die Interpretation liegt dabei zunächst auf der Seite des Betrachtenden, des Publikums. Inwieweit ein Vorwissen und Sich-Auskennen in der Tradition des Artefakts sich auf das Verstehen, Wieder-Erkennen oder Neu-Finden auswirkt, wird ein Themenkomplex des Seminars sein.

Um diesen Zusammenhang begrifflich zu beleuchten werden Kommunikationstheorien und Wahrnehmungstheorien sowie Theorien der Formbildung thematisiert. Die Teilnehmer*innen werden sodann Anwendungsbeispiele und eigene Experimente mit der Wahrnehmung durchführen und so exemplarisch Formationen (z. B. Bild-, Foto-, Ausstellungsformationen), Textkonstellationen und musikalische Interpretationsvarianten der Theoriekonzepte modellieren oder inszenieren.

Das Seminar befasst sich mit aktuellen Wahrnehmungstheorien und greift neuere Diskurse zur Kulturtheorie auf. Es nimmt eine vergleichende Analyse verschiedener Sektoren des Kunstschaffens, der Umgestaltung der Wirklichkeit und der Fortschreibung der Fiktion in den Blick. Dabei werden Begriffe geklärt, neue Ansätze der Interpretation von Wahrnehmung verglichen und hinsichtlich ihrer Tauglichkeit erprobt. Dafür werden explorative Phasen durchgeführt und eigene Konzepte der Wahrnehmung und Interpretation von den Teilnehmer*innen „erfunden".

Wie Interpretation die Wahrnehmung verwandelt und dennoch die Intentionalität des Kunstwerkes treffen kann, macht die Offenheit und die Spannung im Verlauf der Diskurse innerhalb der Veranstaltung aus.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Teilnahme und Gestaltung einer Sitzung in Form eines Referatsbeitrags.

Literatur:
Blackmore, Susan: Imitation. In: Gene, Meme und Gehirne, 2003.
Grimminger, Rolf: Die Ordnung, das Chaos und die Kunst, 1990.
Mäser, Rolf: Bach und die drei Temporätsel. Basler Studien zur Musik in Theorie und Praxis, 2000.

Dr. Cornelia Heering verantwortet die Strategie, die Entwicklung und Vermarktung erfolgreicher Lehr- und Lernmedienkonzepte nach den Lehrplanrevisionen seit PISA in einer Verlagsgruppe. Sie studierte Germanistik und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Dort hat sie als Lehrbeauftragte Seminare u.a. zu den Themen „Bildung und Spiel“, „Am Anfang steht das ABC-Buch“, „Konzeption und Analyse von Lesebüchern“, „Rebellion gegen die Weiblichkeit - Biographieforschung am Modell Cornelia Goethe“ durchgeführt. Sie promovierte über „Die Kultur des Kriminellen - Literarische Diskurse zwischen 1918 und 1933“.