Das schöpferische Hirn (Einführungsvorlesung / Seminar)

Prof. Dr. Stefan Klein
Das schöpferische Hirn

Einführungsveranstaltung (Einführungsvorlesung/Seminar), 2 SWS, 2 LP
Montags, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 23.4.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 110

Woher haben Sie Ihre Ideen? Jede künstlerische Praxis lebt von unserer Kreativität, und um  kaum eine menschliche Fähigkeit ranken sich so viele Mythen. Die Denker der Antike führten Inspirationen auf die Wirkung übernatürlicher, sogar göttlicher Kräfte zurück. Die Romantik pries das Originalgenie, das kraft seiner einmaligen Geistesgaben Außergewöhnliches aus dem Nichts hervorbringen können. Lebensratgeber verkaufen Kreativität als erlernbare Fähigkeit, die sich jeder in beliebigem Maße aneignen könne.

In dieser Lehrveranstaltung werden Sie entdecken, wie Sie tatsächlich zu Ihren Einfällen gelangen. Dazu werden wir gemeinsam erforschen, was genau in schöpferischen Prozessen geschieht. Das Format wechselt zwischen klassischer Vorlesung und Diskussion. Zum einen lernen Sie die Wissenschaft kennen: Die Hirnforschung, aber insbesondere die Fortschritte der künstlichen Intelligenz haben in den letzten Jahren erstaunliche Erkenntnisse darüber geliefert, wie der menschliche Verstand Neues hervorbringen kann. Zum anderen werden Sie in Diskussionen, in praktischen Experimenten und in der eigenen künstlerischen Praxis ausloten, wie aus der Kombination von Bekanntem Unerwartetes entsteht. Sie werden untersuchen, welche Regeln Sie sich selbst auf diesem Weg geben und welche Regeln Sie brechen, wie Ihre Emotionen und Motivationen die Tätigkeit des Verstandes bestimmen. Und wir werden den bewusst provokativen Titel der Veranstaltung hinterfragen. Ist es wirklich nur „das“ schöpferische Hirn eines Menschen, dem wir Neues verdanken, kommt Kreativität nicht vielmehr durch das Zusammenspiel vieler Gehirne zustande? Was trägt unserer Körper bei? Und können nicht auch Maschinen schöpferisch sein?

Zur Veranstaltung gehören drei Sitzungen mit internationalen Gästen, die Ihnen neue Perspektiven aufzeigen werden.

Literatur:
Boden, Margaret Ann: The Creative Mind: Myths and Mechanisms, London, 2004.
Bohm, David: On Creativity, London, 2004.
Damasio, Antonio R.: Descartes’ Irrtum: Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn, München, 2004.
Kandel, Eric: Das Zeitalter der Erkenntnis: Die Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute, München, 2012.
Klein, Stefan: Da Vincis Vermächtnis oder Wie Leonardo die Welt neu erfand. Frankfurt, 2008.
Klein, Stefan: Träume: Eine Reise in unsere innere Wirklichkeit. Frankfurt, 2014.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige, aktive Teilnahme sowie die regelmäßige Abgabe von praktisch orientierten Hausaufgaben (je eine Seite Text oder eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema).

Schwerpunkte: Orientieren, Verstehen und Denken

Stefan Klein studierte Physik, analytische Philosophie und forschte über theoretische Biophysik. Er gilt heute als einer der erfolgreichsten Wissenschaftspublizisten deutscher Sprache. Seine Bücher – u.a. „Träume“ (2014), „Die Glücksformel“ (2012), „Der Sinn des Gebens“(2010), „Da Vincis Vermächtnis“ (2008), „Zeit“ (2006) – wurden vielfach ausgezeichnet und in über 20 Sprachen übersetzt. Stefan Klein ist seit dem Wintersemester 2017/18 Gastprofessor für Kulturwissenschaften im Studium Generale. Weitere Informationen unter http://www.stefanklein.info