„Liebe dein (fingiertes) Symptom wie dich selbst!“ (Seminar/Workshop)

Roland Wagner
„Liebe dein (fingiertes) Symptom wie dich selbst!“

Seminar/Workshop, 2 SWS, 2 LP
Montags, 16-20 Uhr, 7 Termine: 23.4., 30.4., 14.5., 28.5., 11.6., 25.6., 2.7.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 004

„Liebe dein (fingiertes) Symptom wie dich selbst!“ Der leicht abgeänderte Satz des Philosophen Slavoj Žižek ist Leitsatz dieser Veranstaltung, in der auch etwas gelogen werden darf.
Warum ist der Autist Mark Zuckerberg so wahnsinnig kreativ? Ist Marina Abramović Künstlerin geworden, weil ihr Vater ein Partisanenkrieger und orthodoxer Priester war? Hat der Spanier Lazarillo de Torres 1552 das Genre der „Schelmenromane“ deswegen erfunden, weil er die sozialen Verhältnisse unerträglich fand? Die fingierte Autobiographie ist eine Quelle und Strategie vieler Kreativer und Künstler, von Joseph Beuys bis Roland Sky.
Mittels Testverfahren und biografischen Kurz-Notizen lernen Studierende ihren eigenen Menschen-Typus kennen. Sie schreiben ganz einfache, (fingierte) biografische Kurztexte. Sie entwickeln am Laufmeter bis zu 100 Kurzideen. Sie notieren diese in einem Büchlein, oder digital. Dieser Ideenkorpus begleitet sie vielleicht ihr ganzes (schöpferisches) Leben lang. Sie lernen zudem den Schweizer (Lebens-)Künstler Rolandsky kennen, der schonungslos seine Biografie offenlegt und Bezüge zum Künstler-Ich aufzeigt.

Wie schöpfen wir aus dem (fingierten) Ich? Wie schaffen wir Neues? Wie zerstören wir unsere Biografie? Die Studierenden greifen auf ihr eigenes Leben zurück und übersteigern es fiktional, gerade in der digitalisierten Welt. Sich selbst zu belügen kann Spaß machen und ist kreativ, künstlerisch, visionär.

Literaturangaben/Referenzen: werden zu Beginn bereitgestellt und laufend erweitert. U.a.
Bauer, Matthias: Der Schelmenroman, Metzler, 1994.
Chwastek, Siglinde: Pikareske Persönlichkeitsentwicklung im spanischen Schelmenroman: Kindheit und Umwelt als Determinanten, 1987.
Rötzer, Hans Gerd: Der europäische Schelmenroman, Reclam, 2015.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Das Seminar basiert auf einer gemeinsamen Praxis, die sich gegenseitig befruchtet. Teilnehmende dürfen sich gegenseitig gnadenlos anlügen als Übung. Eine regelmäßige, aktive und intensive Teilnahme ist unerlässlich und auch über die Veranstaltung hinaus erwünscht: Jede und jeder Studierende wird in diesem Seminar an einem eigenen Notizjournal arbeiten. Etwaige gemeinsame Abschlusspräsentationen (fingierte Kurzbiografien) werden im Verlauf des Seminars besprochen.

Schwerpunkte: Werkzeuge aneignen, Experimentieren, Schreiben

Roland Wagner alias der Künstler Rolandsky, geboren in Buenos Aires und  aufgewachsen mit seinem schamanischen genetisch-behinderten Bruder Andreas, war Mitglied der Schweizer Schwimmnationalmannschaft (1981), Gewinner eines Harvard-Stipendiums (1984), Verweigerer des Erbes von 20 Millionen Dollar seines sadistischen Onkels (1985), studierte politische Ökonomie (1991) und Psychologie am C.G. Jung Institut in Zürich (1998), war Student an der Zürcher Hochschule der Künste (2005), Schwimmweltrekord im Hallenbad Zürich (2009), ex-Shell-, Credit Suisse- und IBM-Manager (2010), PR-Agenturgründer (2011), Kolumnist (2013), marxistischer Aktivist (2014) und hat zuletzt vier Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung des Verbands „Schweizerischer Gehörlosenbund“ 50 Mitarbeitende aus der Krise geführt und dessen Marke neu etabliert (2017). Er lebt zwischen Berlin, Zürich und Hotchurch (Hitzkirch bei Luzern) als selbständiger Strategieberater. Sein aktuelles Kunstprojekt ist eine geheime „Realfiktion“ über die Generation Z mit seinen pubertierenden Töchtern Anouk (15) und Saskja (16).