Der doppelte Imperativ – Formen des Erzählens im Hörspiel (Seminar)

Jochen Meißner
Der doppelte Imperativ – Formen des Erzählens im Hörspiel

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Dienstags, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 24.4.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 150

Die Gattungsbezeichnungen, die akustischen Kunstwerken gegeben werden, sind vielfältig: Funkdichtung, Funkerzählung, Funkmontage, Funkoratorium, Funkspiel, Hörbild, Hörfolge, Hörmontage, Hörmonolog, Hörplastik, Hörrelief, Hörspiel, Hörspielcollage, Hörspielmusical, Radiocomic, Radiogroteske, Radiokomödie, Radiospiel, Rundfunkballade, Rundfunkgroteske, Rundfunksingspiel, Sendespiel, Sprechplastik, etc. Erst Ernst Jandl und Friederike Mayröcker haben sich von den kleinteiligen Beschreibungen emanzipiert und das Hörspiel als „doppelten Imperativ“ definiert.

Seit dem als „Versuch einer Rundfunkgroteske“ untertitelten „Zauberei auf dem Sender“ von Hans Flesch aus dem Jahr 1924, hat das Hörspiel das Radio als Medium der Innovation aufgefasst. Konzepte, die in diesem Stück schon vorgedacht wurden, nämlich die Konvergenz der Medienströme, seine Selbstreflexivität, Transmedialität und Interaktivität, wären erst gegenwärtig durch die Digitalisierung angemessen realisierbar.

Auf der Suche nach dem spezifisch „Funkischen“ haben sich verschiedenste Formen des akustischen Erzählens herausgebildet. Ziel des Seminar ist es, sich einen Überblick über die Entwicklung einzige originäre Kunstform des ersten elektronischen Massenmediums von 1924 bis heute zu verschaffen. In historischen Längsschnitten sowie systematischen Querschnitten sollen die technischen, ästhetischen und thematischen Dimensionen des akustischen Erzählens sowie seine Verfahrenstechniken analysiert werden.

Zur Einführung empfohlen:
Klippert, Werner: Elemente des Hörspiels. Neu herausgegeben und mit einleitenden Texten (von Anette Kührmeyer und Peter Herbertz) sowie Hörbeispielen (von Peter Handke und dem Liquid Penguin Ensmble) versehen. Saarbrücken (Pocul-Verlag) 2012.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: aktive und regelmäßige Teilnahme, Impulsreferate/Kurzessays zu den zu diskutierenden Hörspielen bzw. den übergreifenden Themenstellungen.

Schwerpunkte: Wahrnehmen, Forschen und Denken

Jochen Meißner,Studium der Germanistik, Philosophie und Politologie in Köln und Berlin. Seit 1994 Hörfunkkritiker für den Medienfachdienst „Funkkorrespondenz“ (2015 umbenannt in „Medienkorrespondenz“). Seit 1999 Arbeit als Feature-Autor für das Radio und als Autor und Herausgeber von Texten zu Geschichte und Ästhetik des Hörspiels. Von 2006 bis 2010 künstlerischer Leiter des Hörspielsymposions an der Eider am Nordkolleg Rendsburg. Seit 2008 Mitveranstalter des Berliner Hörspielfestivals. 2014 wurde der mit einer besonderen Ehrung des Bert-Donnepp-Preises für Medienpublizistik ausgezeichnet. Im Lauf der Zeit gehörte er verschiedenen Hörspieljurys an.Seit 2012 betreibt er die Website hoerspielkritik.de.