Neuromacht und Plastizität (Seminar)

Cord Riechelmann
Neuromacht und Plastizität

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Dienstags, 16-20 Uhr s.t., 6 Termine: 24.4., 15.5., 29.5., 12.6., 3.7., 10.7.2018
Hardenbergstr. 33, Raum 110 (Ausnahme: 12.6., 16-18 Uhr in Raum 110, ab 18-20 Uhr in Raum 150 sowie am 10.7.2018 in Raum 004)

Als Andy Warhol einmal sagte, sein Gedächtnis funktioniere ganz einfach, es bestehe nur aus einer Taste und auf der stehe „löschen“, formulierte er den denkbar größten Gegensatz zur aktuellen Lage. In einer Zeit, in der die Neurowissenschaften nachgewiesen haben, dass Kommunikationssysteme und Informationsnetzwerke unsere Gehirne tatsächlich, in ihrer Anatomie wie in ihrer Funktion, „nutzungsabhängig“ verändern können, steht nicht Löschen auf dem Hirnplan, sondern die Optimierung aller eben „nützlichen“ Fähigkeiten von Gehirnen. Wobei die Frage, für wen die neue Sicht auf und die neue Macht über die Gehirne von Nutzen ist, keine Nebensache darstellt. Das Schlagwort von der „Privatisierung der Intelligenz“ benennt zumindest die Problemlage. Im Seminar sollen Begriffe wie „Plastizität“ und „Neuromacht“ auf ihre materiellen Gehalte und ihre Tragweite untersucht werden. Darüber hinaus soll versucht werden, der Privatisierung der Intelligenz im „kognitiven Kapitalismus“ das Konzept eines „allgemeinen Verstandes“, eines „General Intellect“, gegenüber zu stellen.

Literatur:
Hagner, Michael: Homo cerebralis, Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn, Frankfurt a. M. 2008.
Malabou, Catherine: Ontologie des Akzidentiellen, Berlin 2011.
Neidich, Warren: Neuromacht, Berlin 2017.
Wark, McKenzie: General Intellects, Twenty-One Thinkers for the Twenty-First Century, London 2017.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Mitarbeit.

Schwerpunkte: Orientieren, Lesen, Transformieren

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die „Geschichte biologischer Forschung“. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die „Berliner Seiten“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Autor der Bücher „Bestiarium“ (2003) und „Wilde Tiere in der Großstadt“ (2004). 2008 erschien eine Sammlung der Stimmen der Tiere Europas, Asiens und Afrikas, 3 CDs bei kein und aber. Er kuratierte zusammen mit Marcel Schwierin das Sonderprogramm zum „Kino der Tiere“ bei den Kurzfilmtagen 2011 in Oberhausen. Zuletzt erschien das Buch „Krähen. Ein Porträt“ (2013) bei Matthes & Seitz. Riechelmann schreibt für diverse Zeitungen u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, den Merkur, die taz und die jungle world. Er unterrichtet wiederkehrend im Studium Generale der Universität der Künste Berlin.