Über Geschmack muss man streiten. Von J.J. Rousseau und E.T.A. Hoffmann zu Blog und Podcast

Andrea Klitzing
Über Geschmack muss man streiten. Von J.J. Rousseau und E.T.A. Hoffmann zu Blog und Podcast

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 14-16 Uhr, wöchentlich ab 17.4.2019, Fasanenstr. 1B, Raum 302
Um Anmeldung bis zum 12.4. unter ensemble1800berlin@hotmail.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik und von Gesang/Musiktheater nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Warum und auf welche Weise wurde in der Vergangenheit über Musik gestritten? Wie bildet man heute seinen Musik-Geschmack? Spielt die Musik-Ästhetik dabei eine Rolle? Gibt es noch Kontroversen? Haben die diversen medialen Voraussetzungen von Flugblatt, Zeitschrift, Radio, Fernsehen, Blog oder Podcast einen Einfluss auf den Inhalt und die Qualität der Diskurse? – Die Geschichte des musikalischen Geschmacks ist eng an die Geschichte der Musik-Kritik gebunden. Auf diesem Feld wurde noch bis vor einhundert Jahren unerbittlich und mit einer für heutige Vorstellungen erstaunlichen Heftigkeit gestritten. Anhand von herausragenden Musikbeurteilungen der letzten Jahrhunderte sollen die heutigen Kriterien der Geschmacksbildung hinterfragt werden. Nicht selten erhielten Persönlichkeiten wie J.J. Rousseau, E.T.A. Hoffmann, Robert Schumann, Gustav Mahler, Alexander von Zemlinsky, Arnold Schönberg u.a. eine musikästhetische Streitkultur durch Provokationen aufrecht, deren tieferer Sinn sich erst auf den zweiten Blick erschließt.
Zwei gemeinsame Besuche von Konzerten unterschiedlichster Stilrichtungen sind geplant, ebenso anschließende kontroverse Diskussionen mit voraussichtlich unwiderstehlichen Argumenten.

Literatur:
Maurer Zenck, Claudia | Rentsch, Ivana (Hg.): Gut oder schlecht? Urteil und Werturteil in der Musik (=Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft 30), Frankfurt a.M. 2015.

Andrea Klitzing studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Köln, Münster und Freiburg; Querflöte, klassische und barocke Traversflöte an den Musikhochschulen Münster und Freiburg und an der Universität der Künste Berlin. Sie wirkte unter anderem beim Oriol Ensemble Berlin, dem Freiburger Barockorchester, dem Neuen Orchester Köln, der Batzdorfer Hofkapelle, der Lautten Compagney Berlin und der Akademie für Alte Musik Berlin mit und arbeitete mit Künstlern wie Ton Koopmann, René Jacobs, Jos van Immerseel, Barthold Kujken, Christine Schornsheim, Marcus Creed und Robert Hill zusammen. Tourneen führten sie um die ganze Welt; zahlreiche CD-Veröffentlichungen dokumentieren das vielseitige Spektrum ihres Wirkens als Flötistin. Mit dem 2003 von ihr gegründeten "ensemble1800berlin" machte sie die Erforschung undWiedergabe von historischen Transkriptionen zum zentralen Thema ihrer musikalischen Arbeit. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt den kongenialen Kammermusik-Bearbeitungen der Opern und Sinfonien Mozarts und Haydns, die als Drucke um 1800 veröffentlicht wurden. Für diese schafft sie im Rahmen zahlreicher Konzertprogramme als Autorin und Regisseurin immer neue ästhetische Kontexte und versucht so, den revolutionären Wandel dieser Zeit und dessen Bedeutung für unsere Gegenwart zu ergründen.
Veröffentlichungen: Don Giovanni lebt, Berlin 2006; Suprises, Andrea Klitzing und Ernst Osterkamp, Berlin 2018; zahlreiche Booklets zu diversen CDs und Programmhefte für die Kammerakademie Potsdam. Im Februar 2019 reichte sie ihre Dissertation mit dem Titel Don Giovanni unter Druck an der Universität der Künste Berlin ein.