Études d’après nature (E-Blockseminar/Workshop)

Johanna Ackva | Maja Zimmermann
Études d’après nature

E-Blockseminar/Workshop, English/Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Vier Termine à jeweils 5,5 Stunden, Videosession und Einzelarbeit: Donnerstag/Freitag, 14./15.5., Donnerstag, 21.5., Donnerstag, 28.5.2020; jeweils 14 – max. 20 Uhr (inkl. Pausen und eventuelle Reisezeiten)

Das Seminar ist als Blockveranstaltung gedacht. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen finden Treffen online statt. Kurze Einführungen via Zoom (oder anderen E-Learning Tools),  eigenständige Lektüre, Filmsichtungen, analoge Übungen zuhause oder draußen und virtueller Austausch in Kleingruppen. Wir werden diverse praktische Übungen vorschlagen, die erfordern, dass die Seminarteilnehmenden sich zu Fuß oder per Rad in der Stadt bewegen. Die Studierenden werden ermutigt, eigene Methoden künstlerischer und performativer Recherche anzuwenden, um ggf. Entwürfe für eigene Arbeiten zu formulieren oder Inhalte aus dem Seminar auf ihre bestehende Praxis anzuwenden.
Unterrichtssprachen: Deutsch und Englisch. Nach Möglichkeit stellen wir Texte in beiden Sprachen zur Verfügung.

Der aus der Malerei stammende Begriff der „études d'àpres nature“ (Übungen nach / gemäß der Natur) bezeichnete zunächst das Malen nach lebendem Modell, später den Gebrauch von Fotografien als „naturgemäßen“ Malvorlagen. Dabei stellten die fotografischen études d'après nature selbst meist hochinszenierte Motive und Posen aus Malerei und Skulptur nach. Während sie einen möglichst konkreten und unmittelbaren Bezug zur Natur versprachen, drückte sich in ihnen also vor allem eine historisch geprägte und idealisierte Vorstellung von Natur aus.
Studien "nach" der Natur meint für dieses Seminar zweierlei, einerseits die Inszenierung von oder eben nach der Natur, andererseits das Ende eines Verständnisses von Natur als unberührter Welt ohne Geschichte. Anhand der Lektüre verschiedener Texte und in einfachen performativen Übungen zeichnen wir den Wandel im Verhältnis zwischen Mensch / Künstler*in und Natur nach: von Expeditionsreisen und Wunderkammern über Waldkulissen im Barocktheater geht es bis hin zu einem posthumanistischen Naturverständnis, dessen Fokus, im Gegensatz zu rein visuellen Aspekten, v.a. auf der Materialität und Agentialität von Natur liegt.
Dabei begleiten uns Fragen wie: Gibt es eine Präsenz von Natur, die ihre Repräsentation übersteigt? Ein Eigenleben und eine vom Menschen unabhängige Handlungsmacht von Steinen, Bäumen oder Pilzen? Wie kann man diese Präsenzen in die eigene Kunst einladen? Was zeigt sich uns bei Ausflügen in Parkanlagen, in die Wälder am Rande der Stadt, beim Blick auf die Brachfläche im Kiez oder beim Beobachten der eigenen Topfpflanze?
Als Einzelne und im Austausch mit Partner*innen üben wir uns in verschiedenen Formen der Beschreibung, Wiedergabe oder Transformation des von uns Erlebten und Gefundenen. Zudem wird jede*r Seminarteilnehmende ermutigt, eigene Beobachtungsrahmen und Versuchsanordnungen zu formulieren und auszuprobieren.
Begleitet von Lektürematerial und filmischen Inputs, sowie wahrnehmungsbasierten Körper- und Bewegungsübungen schlägt das Seminar eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Durch Spaziergänge und Experimente der Inszenierung von oder für Natur setzen wir unsere Körper und unser künstlerisches Schaffen in Beziehung zur Natur. Dafür sind die verschiedenen Hintergründe und Praxen der Teilnehmenden besonders willkommen.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige, aktive Mitwirkung und Erledigung von kleinen Aufgaben.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: interkulturell, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: wahrnehmen, artikulieren

Johanna Ackva arbeitet als freie Choreographin und Performerin, häufig in kollektiven Konstellationen und in Kollaboration mit Künstler*innen verschiedener Sparten. Ihr Interesse gilt den vielfältigen Beziehungen zwischen Selbst und Welt, deren sensorische, politische und affektive Dimensionen sie in ihren Arbeiten untersucht und verhandelt. Geprägt von einem Studium der Sozial- und Kulturanthropologie, zeichnet sich auch Ackvas künstlerische Herangehensweise aus durch die Frage danach, was uns bewegt, auf Mikro- sowie auf Makroebene, global und lokal. 2019 zeigte Johanna in Koproduktion mit der Tanzfabrik und mit Förderung des Berliner Senats "Out of Our Hands“, sowie gemeinsam mit dem 13-köpfigen Kollektiv Suddenly das Stück “ESPRIT“. Johanna schreibt über Tanz, u.a. für das ada Studio und unterrichtet vor allem in interdisziplinären Formaten.

Maja Zimmermann arbeitet als freie Dramaturgin für zeitgenössischen Tanz und Performance. Sie studierte Bildende Kunst in der Schweiz und Tanzwissenschaft an der FU Berlin. In ihrer eigenen künstlerisch-theoretischen Arbeit untersucht sie Aspekte der Relationalität und Berührung und co-kuratierte Ausstellungsprojekte zu Berührung (Les Complices*, Zürich und nGbK, Berlin).