Performative Aneignungsstrategien als Selbstbehauptung. Re_Up_Down_cycling Art(efacts) (E-Seminar/Workshop)

Annette Hollywood
Performative Aneignungsstrategien als Selbstbehauptung. Re_Up_Down_cycling Art(efacts)

E-Seminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Präsenztermine / Video Sessions: Donnerstags, 10 – 11:30 Uhr, am 14.5., 4.6., 18.6., 2.7.2020, zzgl. Eigenarbeit

Im Seminar untersuchen und erproben wir (pop)kulturelle und künstlerische Praktiken des performativen Aneignens von Vorgefundenem und der damit verbundenen Selbstermächtigung. Dabei verschaffen wir uns einen Überblick über Strategien, sich mit dem Körper und Mitteln der Performance in vorgefundenes Material einzuschreiben: Aneignen, Interagieren, Kapern, Kommentieren, Re_Up_Down_cycling, Verwandeln, Utopisieren.
Im Performativen liegt das politische Versprechen, sich neue Handlungsmöglichkeiten durch das Spiel mit Zuschreibungen und scheinbaren Gewissheiten zu erschließen (vgl. Judith Butler). So eröffnen sich – durch das performative Interagieren in Vorhandenes – Spielräume, um normative Erzählweisen umzudeuten und die eigene Identität in diese einzuschreiben. Als Beispiele können hier u.a. das Spiel mit Identität (Valie Export), Filmgeschichte und Kapitalismuskritik (Zbigniew Rybczyński), Institutionskritik (Andrea Fraser), Familienkonstellationen (Gob Squad) und Kolonialismuskritik (The Carters (Beyoncé & Jay-Z)) genannt werden.
Das Aneignen berührt aber auch Grenzen wie die Cultural Appropriation sowie Fragen von Wertzuschreibungen und Autor*innenschaft und den damit verbundenen Vorstellungen und Konstruktionen von Genie und Künstler*innen, die wir auf verschiedenen digitalen Wegen analysieren und diskutieren.
Die Teilnehmer*innen entwickeln im Verlauf des Seminars, anhand von individuellen Fundstücken, Performance-basierte Arbeiten im Video-Format.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein:
kontinuierliche und aktive Mitwirkung, Entwicklung einer Performance-basierten Arbeit im Video-Format.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: interkulturell, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: aneignen, transformieren

Annette Hollywood setzt sich kritisch und humorvoll mit gesellschaftspolitischen Fragen wie Geschlechterkonzepten, Machtkonstruktionen sowie Ressourcen- und Aufmerksamkeitsverteilung in unserer Zeit auseinander. Durch ihre performative Aneignungsstrategie des "Perfoming Found Footage", bei der sie in pop- und massenkulturelle Phänomene interagiert, entstehen Dekonstruktionen massenmedial geprägter Formate und damit neue Sichtweisen. Die sozialen, strukturellen und kommerziellen Bedingungen von Kunstproduktion und Diskurs heute – Prozesse der Produktion von künstlerischer Identität und Autor*innenschaft, Künstlerklischees und Stereotypen – werden dabei ebenso erforscht wie die Ökonomien, Strukturbedingungen und Teilhabemechanismen des Betriebssystems Kunst. Hollywood hat an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig studiert und war visiting scholar der New York University. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten und ihre Arbeiten werden international in Ausstellungen und Filmfestivals präsentiert. Weitere Informationen unter www.annettehollywood.com.