Wald Sein (E-Seminar/Workshop)

Andreas Weber
Wald Sein

E-Seminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Präsenztermine / Video Sessions: Dienstags, 18-19 Uhr, 6 Termine: 5.5., 19.5., 2.6., 16.6., 30.6., 14.7.2020

Unser Verhältnis zur Natur wandelt sich: Andere Wesen werden als zu eigener Erfahrung fähige Mitspieler in einem sozialen Netz verstanden, weniger als Objekte und Ressourcen für eine allein menschliche Kultur. Das Seminar soll diese neue Gemeinschaft mit den anderen Personen der lebenden Welt ausloten und erproben – in der gemeinsamen Textarbeit als Online-Seminar und in der eigenen, dokumentierten Erfahrung mit anderen Wesen und „Natur”, soweit diese derzeit zugänglich sind – aber auch in gemeinsamen imaginativen Übungen. Wir werden dabei sowohl Horizonte der Erfahrung anderer Wesen als auch des eigenen Person-Seins erforschen.
Diese Perspektive ist unter den Beschränkungen durch Covid-19 eine Herausforderung, andererseits aber Gelegenheit, unsere Existenz als „Leben inmitten von Leben” angesichts der durch die Corona-Pandemie gestellten Frage zu überdenken: Was im menschlichen Verhältnis zu wilden Lebewesen hat ursächlich mit dem Krankheitsausbruch zu tun? Ziel des Seminars ist die performative Gestaltung eigenen „Wald”-Seins, also der mit anderem Leben geteilten existentiellen Erfahrungs- und Ausdrucksdimension, die in einem Laborjournal dokumentiert und als künstlerische Abschlussarbeit gestaltet wird. Wir folgen in der Perspektive der Auffassung des Anthropologen Edoardo Kohn, dass Wälder denken und fühlen, und dass sich mit ihnen und ihren Bewohnern kommunizieren lässt. Dafür ist gemäß dem amerikanischen Ökopsychologen Gary Snyder eine „Praxis der Wildnis” erforderlich, die wir in diesem Seminar gestalten werden.

Literatur:
Kohn, Edoardo: Wie Wälder denken, Berlin: Matthes & Seitz, 2019.
Snyder, Gary: Die Praxis der Wildnis, Berlin: Matthes & Seitz, 2008.
Weber, Andreas: Indigenialität, Berlin: Nicolai, 2018.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Mitwirkung, Anfertigung einer künsterlisch-performativen Abschlussarbeit und deren Dokumentation durch Laborjournal und Medien nach freier Wahl.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: kritisch, vorwärtsgewandt
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: artikulieren, transformieren

Andreas Weber, geb. 1967, studierte Biologie und Philosophie in Berlin, Freiburg, Hamburg und Paris. Er promovierte bei Hartmut Böhme (Berlin) und Francisco Varela (Paris). Journalistische Arbeiten seit 1994, vor allem für GEO, National Geographic, Die Zeit, mare, Greenpeace Magazin, oya. Weber lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, seinem Pudel Erbse und der Perserkatze Marcel in Berlin und Italien. In seinen literarischen Sachbüchern setzt sich Weber für eine Überwindung der mechanistischen Interpretation von Lebensphänomenen ein. Weber entwickelt eine neue Sicht des Lebendigen als Phänomen des fühlenden Selbstausdrucks und einer schöpferischen Ökologie. Organisches Dasein wird von ihm beschrieben als die kontinuierliche Selbsterschaffung fühlender, wertender und Bedeutung setzender Subjekte vor dem Hintergrund der Möglichkeit des Todes. Weitere Informationen unter www.autor-andreas-weber.de.