"Es kann immer auch ganz anders sein." Künstlerische Konzepte zur Konstruktion von Raum (Seminar/Workshop, Deutsch/English)

Andrea Pichl
"Es kann immer auch ganz anders sein." Künstlerische Konzepte zur Konstruktion von Raum
Seminar/Workshop (Deutsch/English) 2 SWS, 2 LP
Montag, 16-20 Uhr, 14tägig ab 19.10.2015 (8 Termine: 19.10., 2.11., 16.11., 30.11., 14.12., 11.1., 25.1., 8.2.2016), Hardenbergstr. 33, Raum 150

„Unser Hauptgedanke ist der einer Konstruktion von Situationen – d.h. der konkreten Konstruktion kurzfristiger Lebensumgebungen und ihrer Umgestaltung in eine höhere Qualität der Leidenschaft. Wir müssen eine geordnete Intervention in die komplizierten Faktoren zweier großer, sich ständig gegenseitig beeinflussender Komponenten durchführen: die diese materielle Ausstattung hervorbringt und durch die sie erschüttert wird.“ (Guy Debord, Rapport über die Konstruktion von Situationen, 1957)
In der Lehrveranstaltung geht es um Fragen zu Raum / räumlichen Situationen und die Möglichkeiten der Einflussnahme zum Beispiel mittels Verformungen / Umgestaltungen. Raum wird durch Leben hergestellt, erfahren und verwandelt. Raum ist ein Geflecht von beweglichen Elementen. Er ist ein Resultat von Aktivitäten. Räume werden konstruiert. Sie erzeugen, modifizieren und hierarchisieren Beziehungen. Soziale Räume und soziale Prozesse beeinflussen sich gegenseitig.

Zunächst wird es uns darum gehen, an unterschiedlichen konkreten Beispielen subjektive Raumerfahrung aufzuschlüsseln, die psychologische und ästhetische Wirkungen von Räumen, Anordnungen und Verteilungen zu untersuchen – sie als Situation betrachten, als Folge von Entscheidungen, die beeinflusst und verformt werden können. Verschiedene Betrachtungsweisen von Raum sollten berücksichtigt und mit ihnen künstlerisch gearbeitet werden: z.B. der geometrische Raum, der funktionale Raum, der architektonische Raum, der innere und der äußere Raum etc., Proportionen und mögliche Verschiebungen, das eigene Verhalten und die eigene Einflussnahme im Verhältnis zum Außenraum, Vereinnahmung und Gestaltung, Veränderung auf Raumwahrnehmung, Veränderungen der Nutzungsmöglichkeiten, Veränderungen von Dimensionen oder Zweckentfremdung.

Anhand von Untersuchungen an konkreten Situationen außerhalb des Seminarraums entwerfen die Studierenden eigene interventionistische, und/oder dokumentarische Arbeiten.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Teilnahme, freie künstlerische Arbeit / Entwurf mit Präsentation.

Andrea Pichl studierte an der Kunsthochschule Weißensee und am Chelsea College in London Bildende Kunst. Architektonische Entwürfe und städtebauliche Raumkonstellationen der Klassischen Moderne wie der Nachkriegsmoderne bilden die Bezugspunkte für ihre künstlerische Arbeit. Sie untersucht darin die Realitäten der mit der modernen Architektur verbundenen Visionen, das in und mit den Formen verbundene Potential der Moderne, wobei sie bevorzugt mangelhafte und unstimmige Elemente, groteske dekorative Module, aus der Zeit gefallene Denkmäler und Leerstellen im urbanen Gefüge ins Zentrum rückt. Herzstück ihrer künstlerischen Arbeit ist eine stetig wachsende Sammlung von Architekturfotografien und Details, die sie in den Trabantensiedlungen der Welt aufnimmt. Ihre Arbeiten waren unlängst in Einzelausstellungen u.a. zu sehen im Deutschen Haus, New York, im Kunstmuseum Moritzburg („Unterkunft Freiheit“) in Halle, im L40, Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz (Gun Hill Road) in Berlin, im Hamburger Bahnhof („Architektonika“),in Berlin am Irish Museum of Modern Art („Natürliche Mängel - Inherent Shortcomings“) in Dublin, im M HKA, Museum for Contemporary Art, Antwerpen („Klub Zukunft“), im Ausstellungsraum der IG Metall, Berlin, in der Nationalgalerie Taschkent, im KuMu Art Museum Tallinn und im Contemporary Art Center Vilnius und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Weitere Informationen unter www.artnews.org/andreapichl.