Gerechtigkeit und Revolte (Seminar)

Christian Schüle
Gerechtigkeit und Revolte

Seminar, 2 SWS, 2 LP
 Freitag, 14-18 Uhr, 14tägig ab 16.10.2015 (8 Termine: 16.10., 30.10., 13.11., 27.11., 11.12.2015, 15.1., 29.1., 12.2.2016), Hardenbergstr. 33, Raum 102 (am 29.1.2016 Treffpunkt im Foyer)

Das Seminar untersucht den brisanten Wirkungszusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Revolte und zielt darauf ab, den sich derzeit radikalisierenden Widerstand und seine Transformationen in den sozialen Ordnungen vieler Staaten zu verstehen.
 Anhand des philosophischen Hauptwerks von Albert Camus, „Der Mensch in der Revolte“ (erschienen 1951) legen wir uns die grundsätzliche Frage vor, ob der Mensch immer schon in Revolte ist oder ob er unter bestimmten Umständen in die Revolte getrieben wird. Wir denken darüber nach, wie aktuell Camus’ Opus heute sein könnte und suchen Antworten auf die Frage, ob wir diesertage bereits in vor-revolutionären Zuständen leben. Ist Revolte als geistige Haltung die erste Pflicht bürgerlicher Partizipation für eine neue, bisher unerprobte Form von Demokratie? Ist Gerechtigkeit durch Ordnung oder durch Revolte herstellbar? Wann führt Revolte gar zu einer ungerechten Ordnung? Und worin liegt der Unterschied zwischen Rebellion, Revolte und Revolution begründet?
Gemeinsam lesen wir Camus’ Text auf die aktuelle Krisensituation Europas hin und denken im geistesgeschichtlichen Kontext ihrer Entstehung die Begriffe „Nihilismus“ und „Revolte“ für unsere Gegenwart neu. Wir arbeiten zeitgemäße Vorstellungen des Gerechten heraus und reflektieren moralische Prinzipien, philosophische Konzepte und politische Positionen.
Die Teilnehmer/innen sollen aktiv und intensiv diskutieren; das Seminar versteht sich als Einladung zum Selbst-, Mit- und Nachdenken für jede und jeden.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit; je Teilnehmer/in ein Eintrag in das „Seminar-Journal“, ein kurzes Referat sowie ein 2 bis 3-seitiger, gerne meinungsstarker Essay über die Grundthese am Ende aller Sitzungen.

Literatur:
Camus, Albert: „Der Mensch in der Revolte“, Rowohlt Verlag, neueste Auflage: 2011.

Christian Schüle, Jahrgang 1970, studierte Philosophie, Soziologie und Politische Wissenschaften in München und Wien. Er war Redakteur der Wochenzeitung ZEIT und lebt als freier Schriftsteller, Essayist und Publizist in Hamburg. Seine Texte wurden mehrfach ausgezeichnet. Er leitete Thinktanks zur Analyse einer kommenden Gesellschaft. Unter seinen bisher acht Büchern erschienen zuletzt der Roman „Das Ende unserer Tage“ sowie die Essays „Vom Ich zum Wir“, „Wie wir sterben lernen“ und „Was ist Gerechtigkeit heute?“