„Und sie können's doch“ – Frauen in der Kunst (Seminar)

Dr. Astrid Mania"
Und sie können's doch"- Frauen in der Kunst

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Donnerstag, 16-20 Uhr, 14tägig ab 15.10.2015, (8 Termine: 15.10., 29.10., 12.11., 26.11., 10.12.2015, 7.1., 21.1., 4.2.2016), Straße des 17. Juni, Raum 401

Das ungebrochene Interesse an den sogenannten OWAs, den Older Women Artists, spricht Bände. Der zeitgenössische Kunstbetrieb gefällt sich als Wiedergutmachungs-Instanz, auch wenn die betreffenden Künstlerinnen für ihren späten Ruhm oftmals einen Preis zahlen müssen: den der Reduktion auf eine bestimmte Werkphase oder gar auf die Opferrolle im Schatten der erfolgreicheren Kollegen. Ein selbstverständlicher, von - auch positiven - Vorurteilen oder Mythen befreiter Umgang mit historischen Positionen von Frauen fällt der Kunstgeschichte noch immer schwer. Im Seminar sollen daher exemplarisch ausgewählte Künstlerinnen seit Anbeginn der Moderne bis in die Gegenwart vorgestellt werden, wobei der Bogen bis in die Popkultur zu spannen ist, in die Genderüberschreitungen des Glam Rock ebenso wie in die Selbstinszenierungen und künstlerischen Referenzen etwa einer Lady Gaga. Vor allem bei den älteren Positionen sollen neben dem Werk auch die Biografie und Eigen-Positionierung der Künstlerinnen in den Blick genommen werden, aus historischer wie aus heutiger genderspezifischer Perspektive. Dabei werden auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, etwa der Ausschluss der Frauen aus Universität und Akademie bis in das frühe 20. Jahrhundert, beleuchtet. Von besonderem Interesse wird die Phase weiblicher Selbstermächtigung seit den 1960er-Jahren sein. Hier werden uns sowohl Versuche einer Selbstinstitutionalisierung etwa in Form frauenspezifischer Ausstellungen sowie die politischen Strategien beschäftigen, mit denen eine feministisch motivierte Kunst angetreten ist. Besonders vor dem gegenwärtig neu entfachten Interesse an explizit weiblichen Positionen wird zu fragen sein, mit welchem Blick und Interesse der aktuelle Kunstbetrieb sich der engagierten Kunst jener Zeit nähert. Ziel des Seminars wird also sein, nicht allein kunsthistorisches Wissen zu vermitteln, sondern den Teilnehmer/innen durch Interaktion und Diskussion die Befähigung zur bewussten Selbstpositionierung zu vermitteln. Einzuüben ist das kritische Hinterfragen fremder Positionen, ihrer Wahrnehmung, des eigenen Studiums und der eigenen - späteren - Praxis.

 

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Voraussetzung ist ein mündliches Referat von ca. 20 Minuten Dauer sowie die aktive und regelmäßige Beteiligung am Seminar, das sein Schwergewicht zunehmend auf die Reflexion und Beiträge der Studierenden verlagern wird.

Literatur:

Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt am Main 1990.

Cugini, Carla (Hg.): Andrea Fraser. Texte, Skripte, Transkripte. Ausst.kat. Museum Ludwig Köln, Köln 2013.

Goldberg, RoseLee: Performance Art from Futurism to the Present, London 1988.

Graw, Isabelle: Aneignung und Ausnahme - Zeitgenössische Künstlerinnen: Ihre ästhetischen Verfahren und ihr Status im Kunstsystem, Diss. Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder 2003.

Hart, Lynda / Phelan, Peggy (Hg.): Acting Out - Feminist Performances, University of Michigan Press 1993.

Jones, Amelia (Hg.): The Feminism and Visual Culture Reader, New York 2003/2010.

McRobbie, Angela: Top Girls, Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes, Wiesbaden 2010.

Swartz, Anne / Danto, Arthur C. / Perreault, John et al: Pattern and Decoration: An Ideal Vision in American Art, Ausstellungskatalog, Hudson River Museum, Yonkers 2007.

Beyer, Susanne / Knöfel, Ulrike im Gespräch mit Georg Baselitz: "Meine Bilder sind Schlachten", in: Der Spiegel 4/2013, S. 102 - 105

Künstlerinnen International, Gespräch mit Silvia Bovenschen & Sarah Schumann, in: Frieze d/e, Heft 9, April/Mai 2013, S. 92ff, http://www.reactfeminism.org/

Spence, Rachel: The rise of the OWAs, Financial Times: http://www.ft.com/cms/s/2/7fa70a66-0ceb-11e2-a73c-00144feabdc0.html#slide0

Thornton, Sarah: "The Price of Being Female: Post-war artists at auction", Economist.com, 20. Mai 2012. http://www.economist.com/blogs/prospero/2012/05/post-war-artists-auction

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Astrid Mania ist promovierte Kunsthistorikerin und lebt als freie Autorin, Dozentin und Übersetzerin in Berlin. Von 2013 bis 2015 hatte sie eine Gastprofessur an der Kunstakademie Münster inne. Astrid Mania ist regelmäßige Autorin für den Kunstmarkt und das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung sowie für das Artforum International. Von 2008 bis 2010 war sie Redakteurin des deutschsprachigen artnet Magazins. Im Jahr 2013 wurde ihr der ADKV - Art Cologne Preis für Kunstkritik verliehen.