Kollektive Fiktion (Seminar/Workshop)

Valentina Karga
Kollektive Fiktion
Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Mittwochs, 14-19 Uhr, 7 Termine: 30.11, 7.12.2016, 11.1., 18.1., 25.1., 1.2., 8.2.2017, Einsteinufer 43, Raum 203

Wir leben in einer bewegten Gegenwart, in der Veränderungen schnell vonstatten gehen. Angesichts der Tatsache, dass die herkömmlichen Ressourcen, auf denen unsere Lebensform basiert an ihr Ende kommen und ohne dass wir bisher einen langfristigen Plan B entwickelten, ist es für unser Überleben notwendig, neue Wege zu finden und anders zu agieren. Ermüdung und Sorgen machen sich breit, weil Veränderungen einer starken mentalen Haltung bedürfen, des Mutes und den Glauben an eine kollektive Intelligenz.

Möglicherweise ist dabei der Glaube, dass unsere Welt eine Fiktion ist, die auf der Konstruktion unseres Verstandes beruht, ein sehr nützliches Werkzeug. Dies deuten auch gegenwärtige Studien in der Quantenphysik an, die nahelegen, dass Teilchen immer beide Möglichkeiten – die einer positiven und einer negativen Ladung – in sich bergen, bevor wir sie unter Beobachtung nehmen. In diesem Sinne, da die Welt das Ergebnis unseres Anblicks ist, müssen wir gewisse Fiktionen, die uns nicht mehr dienlich sind, verlernen und sie durch neue ersetzen. So etwas kann die Kreativität schaffen, indem sie abseits des White Cubes herkömmlicher Kunsträume neue Lebensformen und Weltwahrnehmungen erfindet.

Die Welt wird durch gemeinschaftliche Überzeugungen geformt, deshalb können wir auch entscheiden, bewusst unsere eigenen Muster durch Freundschaften zu schaffen. Mit einem Fokus auf die Betrachtung von gegenwärtiger Kunst und Architektur, werden wir uns besonders auf kollektives Arbeiten konzentrieren, sowohl von einem ideologischen, als auch von einem praktischen Standpunkt her. Wie organisieren künstlerische und architektonische Kollektive ihr Arbeiten, wie kommunizieren sie ihre Vision, verbreiten sie ihre Ideen, machen sie ihre Projekte möglich und wie machen sie ihr Schaffen ökonomisch lebensfähig? Wie leben und arbeiten sie gemeinsam?

Im Laufe dieses Seminars werden zwei Übungen durchgeführt werden. Als erstes werden Studierende in Zweier-Gruppen die Arbeit eines frei gewählten künstlerischen oder architektonischen Kollektives im Kontext seines historischen Umfelds oder aus der Gegenwart studieren. Dabei gibt es die Möglichkeit Mitglieder dieses Kollektivs anzusprechen und sie zu interviewen. Nach einem Drittel der Semesterlänge wird es eine Zwischenpräsentation geben. Für den restlichen Verlauf des Semesters werden die Student*innen in größeren Gruppen arbeiten und die Geschichte und Identität eines fiktiven Kollektivs entwickeln. Dies kann sich in der Gegenwart oder Zukunft abspielen und sollte eine Skizze eines Beispiels ihrer kollektiven Tätigkeit enthalten. Die Student*innen können entscheiden, wie sie ihr fiktives Kollektiv präsentieren: mit einem Storyboard, PowerPoint, Performance, mit einem Kurzvideo oder einer Website / Blog etc.

Leistungsanforderung für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Erstellung eines Storyboards, Performance, Kurzvideo oder Website / Blog etc.

Valentina Karga, born in Chalkidiki, Greece, is an artist and architect based in Berlin. After she got her masters in architecture from the University of Thessaly, she has been a fellow at the Graduate school, University of the Arts Berlin (UdK). Valentina’s projects encourage engagement and participation, facilitate practices of commoning and are concerned with sustainability. Her fascination of subcultures, lead Valentina’s work to often challenges societal taboos about topics such as human waste, money, autonomous living and spirituality. Some times, together with the participants, through dialogue and building prototypes in a DIY manner, they end up imagining alternatives for societal structures, such as economic and pedagogic institutions. She is also a founding member of Collective Disaster, an interdisciplinary group that works in the interstices of art, architecture and the social realm. Among others, her work has been shown at the National Museum of Contemporary Art in Athens, the transmediale festival, the Athens Biennial, Kiasma museum, a major exhibition curated by Whitechapel Gallery and she has been awarded the Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2015. More information on www.valentinakarga.com.