Gilles Deleuze: Einführung in sein Denken (Seminar)

Marcus Steinweg
Gilles Deleuze: Einführung in sein Denken
Seminar, 2 SWS, 2 LP
Donnerstags, 16-20 Uhr, 14tägig ab 27.10.2016 (8 Termine: 27.10., 10.11., 24.11., 8.12., 5.1., 19.1., 2.2., 16.2.), Hardenbergstr. 33, Raum 110
(Ausnahme: 8.12.2016 in Raum 102)

Die Philosophie kennt ihre eigene Strenge, die der Laxheit des Nicht-Denkens opponiert. Was für ein Irrtum, in ihr die vage Tatsachenverweigerung verirrter Realitätsflüchtlinge zu sehen. Philosophen entziehen sich den Tatsachen, indem sie ihr Verhältnis zu ihnen intensivieren! Intensität ist, wie man seit „Différence et Répétition“ (1968) weiß, ein Grundwort von Deleuze. Als Synonym des irreduzibel Heterogenen, markiert es den Bruch mit der Homogenität der Meinungen. Tournier über Deleuze: „Die ganze vergammelte Schulphilosophie war, kaum dass sie durch seine Hände gegangen war, nicht mehr wiederzuerkennen, sie hatte jetzt etwas Frisches, Unvorgekautes, etwas Herbes, Neues an sich, das uns völlig durcheinanderbrachte und uns infolge unserer Schwachheit, unserer Trägheit abstieß.“

Deleuze hat die Philosophie aus sich heraus erneuert, indem er sie Transformationen zutrieb, deren Intensität sie in die Selbstveränderung zwang. Philosophie ist Erneuerung des Denkens an den Grenzen seiner Identität. Resistenz gegenüber den bloßen Meinungen, die alles dafür tut, das Denken auszuklammern, um es der Beliebigkeit zu opfern. Deleuze ist mit der Philosophie gegen sie aufgestanden. Aus Liebe zur ihr und aus Verachtung für die Dummheit, die sich Meinung nennt.

Im Seminar werden Texte von Deleuze gelesen und besprochen, um einen Überblick über die Vielfalt seines Werks – das die Auseinandersetzung mir Literatur, Film und bildender Kunst einschließt – zu gewinnen.

Literatur:
Deleuze, Gilles und Parnet Claire: Dialoge, Frankfurt a. M. 1980.
Deleuze, Gilles: Differenz und Wiederholung, Frankfurt a. M. 1992.
Deleuze, Gilles: Unterhandlungen, Frankfurt a. M. 1993.
Deleuze, Gilles: Kritik und Klinik, Frankfurt a. M. 2000.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige, aktive Teilnahme.

Marcus Steinweg, 1971 in Koblenz geboren, ist Philosoph, lebt in Berlin. Er gibt bei Merve die Zeitschrift „Inaesthetics“ heraus, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Philosophie befindet und Beiträge in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch enthält. Steinweg hat u.a. an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und wiederkehrend im Studium Generale der Universität der Künste Berlin unterrichtet. Er arbeitet seit mehreren Jahren mit dem Künstler Thomas Hirschhorn zusammen.