Künste dekolonisieren. Ästhetische Praktiken des Lernens und Verlernens (Einführungsvorlesung ODER Seminar)

Dr. Maja Figge | Julian Bauer | Lisa Großmann | Wilma Lukatsch (Graduiertenkolleg)
Künste dekolonisieren. Ästhetische Praktiken des Lernens und Verlernens

Ringvorlesung mit Übung veranstaltet vom DFG-Graduiertenkolleg „Das Wissen der Künste“
Anrechenbar als Einführungsvorlesung ODER Seminar im Studium Generale, 2 SWS, 2 LP
Montags, 18:15-19:45 Uhr, 9 Termine: 23.10. (Einführung), 30.10., 27.11., 4.12., 11.12.2017, 8.1., 22.1., 5.2., 12.2.2018 , Hardenbergstr. 33, Raum 158
Übungsblocks: jeweils Samstag, 10-16 Uhr, am 4.11.2017 und 27.1.2018

Seit den gewaltsamen Anfängen der kolonialen Moderne wurde auf die eurozentrische Umgestaltung der Welt von Kolonialisierten mit kulturellen und ästhetischen Praktiken geantwortet. Mithilfe dieser Praktiken leisteten sie Widerstand gegen die Zerstörung indigenen Wissens, gegen rassistische und kapitalistische Ausbeutung, Versklavung, Genozide und Ökozide. „Epistemische Gewalt“ (Gayatri Spivak) meint aber nicht nur die umfassende Missachtung, Unterdrückung und Auslöschung indigenen oder subalternen Wissens, sondern beschreibt auch die europäische Wissensproduktion, die die koloniale Herrschaft legitimierte und stützte. In den Dekolonisierungskämpfen des 20. Jahrhunderts spielten ästhetische Praktiken eine zentrale Rolle und in der postkolonialen Situation haben insbesondere künstlerische Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur postkolonialen Kritik und dekolonialen Theorie-Praxis geleistet, indem sie Gegen-Narrative und Methoden der Erinnerung entwarfen und gegenhegemoniale Erzählungen stark machten.

Trotz jahrzehntelanger Interventionen im Feld der Kunst, ist die Dekolonisierung der Künste und ihrer Institutionen angesichts des Fortwirkens epistemischer Gewalt in den Verwobenheiten der postkolonialen Gegenwart weiterhin umkämpft. Ästhetische Praktiken arbeiten im Sinne eines „epistemischen Ungehorsams“ (Walter Mignolo) an der Veränderung des Wissens, der Wahrnehmung und des Werdens.

An acht Abenden wird die Ringvorlesung „Künste dekolonisieren“ gemeinsam mit Wissenschaftler*innen, Kurator*innen und Künstler*innen danach fragen, wie ästhetische Praktiken des Lernens und Verlernens in hegemoniale Wissensproduktion eingreifen: Mit welchen Mitteln entwerfen sie Gegen-Narrative und wie schaffen sie Gegen-Erinnerungen angesichts der Wirkmächtigkeit des kolonialen Archivs? Auf welche Weise tragen sie dazu bei, erlerntes koloniales/modernes und rassistisches Wissen zu verlernen und postkoloniale und dekoloniale Taktiken zu erlernen?
Und: Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen künstlerischen Wissenspraktiken für Kunst- und Kulturwissenschaften, für die Institutionen der Kunst und für die Frage ihrer Vermittlung?

Die Vorlesungsreihe wird durch zwei ganztägige Übungsblöcke am 4.11. und 27.11. ergänzt; diese sind Bestandteil der Lehrveranstaltung. In den Übungsblöcken werden die Inhalte der Vorträge diskutiert, miteinander verknüpft und eingeordnet.Termine der Ringvorlesung:

23.10.2017: Einführung Dr. Maja Figge u.a.
30.10.2017: Alanna Lockward (Kuratorin, Autorin, Berlin/Santo Domingo): Marooning Academia: BE.BOP as a tool of decolonial healing – Vortrag
13.11.2017: ACHTUNG: FÄLLT AUS! Wir entschuldigen uns bei allen Gästen, die umsonst in die UdK gekommen sind.  Die Veranstaltung wird verschoben auf den 12.2.2018.
Decolonizing Art University: Nana Adusei-Poku (Kunst- und Kultur-wissenschaftlerin): Emanzipierte Blicke – von visuellem Ungehorsam und strategischen Aneignungen, Marissa Lôbo (Künstlerin, Kuratorin, Aktivistin, Wien): „tired but not uncool, healing but not esoteric, outside but not forever!“ – Kurzvorträge und Gespräch
27.11.2017: Kiran Kumar (Künstler und Forscher, Berlin), Sara Mikolai (Performancekünstlerin, Tänzerin, Choreographin, Berlin): Dancing in the Dark:Dialogues on the aesthetics and politics of invisibility – Performance Lecture und Gespräch
4.12.2017: Trinh T. Minh-ha (Theoretikerin, Autorin, Komponistin und Filmemacherin, Berkeley): Resonance, Resistance and The Creative Everyday ­ Vortrag
11.12.2017: Ruth Sonderegger (Philosophin, Wien): Ästhetik und Kunsttheorie als koloniale Projekte – Vortrag
8.1.2018: Johannes Ismaiel-Wendt (Musikwissenschaftler, Hildesheim): tracks’n’treks: Delinking AfricC – Soundlecture
22.1.2018: Candice Hopkins (Kuratorin, Albuquerque):  Sounding the Margins – Vortrag
5.2.2018: Yvette Mutumba (Kunsthistorikerin, Kuratorin, Chefredakteurin, Berlin), Gabi Ngcobo (Kuratorin, Berlin): Curatorial Collaborations as ways of Knowledge Production – Kurzvorträge und Gespräch
12.2.2018: (verschoben von 13.11.2017). Decolonizing Art University: Nana Adusei-Poku (Kunst- und Kulturwissenschaftlerin): Emanzipierte Blicke – von visuellem Ungehorsam und strategischen Aneignungen, Marissa Lôbo (Künstlerin, Kuratorin, Aktivistin, Wien): „tired but not uncool, healing but not esoteric, outside but not forever!“ – Kurzvorträge und Gespräch

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein:
regelmäßige und aktive Teilnahme an der Ringvorlesung und beiden Übungsblöcken.

Dr. Maja Figge, Julian Bauer, Lisa Großmann, Wilma Lukatsch sind Kollegiat*innen des Graduiertenkollegs „Das Wissen der Künste“ an der UdK Berlin. Das Graduiertenkolleg ist eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte wissenschaftliche Forschungseinrichtung. Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen forschen hier im Rahmen eines koordinierten, interdisziplinären Programms.Weitere Informationen unter www.udk-berlin.de/forschung/temporaere-forschungseinrichtungen/dfg-graduiertenkolleg-das-wissen-der-kuenste/.