geöffnete Lehrveranstaltungen Fakultät Musik (F3)

Dr. Arnd Adje Both
Archäomusica: Klänge und Klangräume der Vergangenheit

Blockseminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Block 1 (Fasanenstr. 1B, Raum 302): Samstag/Sonntag, 28./2910.2017, jeweils 10-18 Uhr
Block 2 (Fasanenstr. 1B, Raum 212): Samstag/Sonntag, 3./4.2.2018, jeweils 10-18 Uhr, Exkursion
Um Anmeldung spätestens bis zum 20.10. unter adje@zedat.fu-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

In diesem Blockseminar wird das Feld der Musikarchäologie in all seinen Facetten beleuchtet. Aufhänger ist eine große Wanderausstellung (Archäomusica), die im Januar 2018 im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg/Havel eröffnet wird. Thematisiert werden methodisch-theoretische Grundlagen der (fachübergreifenden) Forschung sowie mediale und museale Anwendungen, von der Ausstellungspraxis einer multimedialen Musik- und Musikinstrumentenschau bis hin zu Fragen musikalisch/klanglicher Rekreation in der gegenwärtigen Aufführungspraxis. Beispielhaft werden Hinterlassenschaften des musikalischen Lebens von der Steinzeit bis in die Antike und darüber hinaus betrachtet (Klangartefakte, Musikikonographien, Textquellen und Spuren in der traditionellen Musik) sowie die vielschichtigen Kontexte und Bedeutungen von Musikinstrumenten, Klängen und Klangräumen der Vergangenheit erörtert. Das Blockseminar wird mit einem Ausflug zur Archäomusica-Ausstellung in Brandenburg/Havel abgeschlossen.
Grundsätzlich, besonders aber im Falle der Planung von Hausarbeiten wird gebeten, sich vor Beginn des Kurses mit dem Lehrbeauftragten in Verbindung zu setzen und die Interessensschwerpunkte mitzuteilen.

Dr. Benedikt Brilmayer
Geigenbau im kaiserlichen Berlin – Wandel eines Kunsthandwerkes

Blockseminar, 2 SWS, 2 LP, 8 Plätze
Tag 1: Sa, 11.11., 9-18 Uhr, Fa 212
Tag 2: Fr, 08.12., 9-18 Uhr, Musikinstrumentenmuseum
Tag 3: Sa, 09.12., 9-18 Uhr, Musikinstrumentenmuseum
Um Anmeldung spätestens bis zum 20.10. unter brilmayer@sim.spk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Der frühe Geigenbau hat seine große Blüte als handwerkliche Kunst bekannterweise überwiegend in den norditalienischen Städten des 17. und 18. Jahrhunderts, wie beispielsweise Cremona oder Brescia. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts nehmen auch die großen Städte an Bedeutung für eines der traditionsreichsten und sagenumwobensten Kunsthandwerke des Musikinstrumentenbaus zu.
Das kaiserliche Berlin, ab 1871, steht schließlich einerseits exemplarisch für diese Wandlung einer Stadt hin zu einem kulturellen Zentrum und damit auch zu einem Zentrum erlesener Handwerkskunst. Andererseits aber vollzieht sich im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein zweiter Wandel. Die Handwerkskunst wird allmählich wissenschaftlich und fertigungstechnisch auf ein neues Fundament gestellt und damit in dieser Kulturmetropole ins 20. Jahrhundert überführt. Geigenbauer nehmen sich zunehmend der Erforschung ihres Handwerkes und dessen Geschichte an, das zugleich in z.T. industrielle Fertigungsmethoden und -weisen überführt wird.
Das Seminar beginnt mit einem exemplarischen Überblick zur Geigenbaugeschichte und verknüpft diese ab dem 19. Jahrhundert mit der Stadt- und Kulturgeschichte Berlins. Der Fokus des Seminars wird auf dem Geigenbau in Berlin des 19. und frühen 20. Jahrhunderts liegen. Dabei sollen Entwicklungsströmungen aus historischen Geigenbauzentren mit den neu aufkeimenden Ideen, Ansichten und auch Moden des kaiserlichen Berlins verbunden werden. Die Geschichte des Großstadtgeigenbaus vor dem Hintergrund der Hochkonjunktur von Streichinstrumenten als Wert- und Sammlungsobjekt soll dabei ebenso berücksichtigt werden, wie der zugleich erfolgende Wandel der Geige als Musikinstrument.

Literaturhinweise:
Drescher, Thomas u.a.: Art. „Violine“, in MGG², Sachteil Bd. 9 (1998), Sp. 1606ff.
Otterstedt, Anette: „Streichinstrumente“, in: Erich Valentin, Handbuch der Musikinstrumentenkunde, Kassel 2004, S. 27-96.

Kim Feser
Sequenzer. Musikalische Automatisierung zwischen programmierter Partitur und spielbarem Loop

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 25.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter feser@udk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Die Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzende Entwicklung von Sequenzern ist eng mit vielfältigen musikalischen Strömungen von Avantgarde- bis Tanzmusik verbunden. Sequenzer bringen selbst keine Töne hervor, sondern dienen zur Steuerung von Klangerzeugern. Oftmals befinden sich Sequenzer und Klangerzeuger in einem Gerät bzw. in einer Software, wie bei Drum Machines, Digital Audio Workstations sowie bei einigen Synthesizern und Samplern.

Mit Sequenzern können musikalische Prozesse im Grenzbereich von Kompositions- und Spieltechnik bzw. von Programmierung und Experiment generiert werden. Die Wahrnehmung von mit Sequenzern produzierter Musik ist aber unter anderem von Debatten um „Maschinenmusik“ durchzogen, der es an menschlichem Ausdruck fehle. Eine solche Perspektive bleibt jedoch abstrakt, wenn der musikalische Umgang mit Sequenzern nicht differenziert betrachtet wird. Historisch haben sich die beiden Paradigmen vom Sequenzer als programmierte lineare Partitur und als manuell veränderbarer Loop herausgebildet: Während es einerseits um die genaue Ausführung einer vorab erstellten Komposition geht, wird andererseits eine sich wiederholende Klangfolge per Hand modifiziert. Für die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Sequenzern sind insbesondere deren Bedienelemente und Schnittstellen entscheidend.
Im Seminar werden historische Entwicklungslinien von Sequenzern, bis zu aktueller Hard- und Software, sowie die mit ihnen verbundenen ästhetischen Diskurse untersucht. Technisches Wissen oder besondere Kenntnisse von Avantgarde- und Popmusik sind keine Voraussetzung zur Teilnahme.

Literaturhinweise:
Arar, Raphael / Kapur, Ajay: „A History of Sequencers: Interfaces for Organizing Pattern-Based Music“, in: Proceedings of the Sound and Music Computing Conference 2013, Stockholm 2013, S. 383-388.
Feser, Kim: „Ein Sequenzer kommt selten allein. Zur Handhabung musikalischer Automatisierung – ästhetische Diskurse und technische Entwicklungen“, in: Techno Studies. Ästhetik und Geschichte elektronischer Tanzmusik, hg. v. dems. u. Matthias Pasdzierny, Berlin 2016, S. 221-235.
Holmes, Thom: Electronic and Experimental Music. Technology, Music, and Culture, 5. Aufl., New York u. Oxon 2016.

Prof. Dr. Susanne Fontaine
Musikgeschichte im Überblick: Das Mittelalter

Vorlesung, 2 SWS, 1 LP, offen
Dienstags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 24.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 322
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Schriftlichkeit und Mehrstimmigkeit gelten als Charakteristika europäischer Kunstmusik, aber erst um 1200 sind beide Merkmale ausgeprägt. Die Vorlesung verfolgt den Gang der Musikgeschichte von den ersten Überlieferungen bis zur Entstehung weltlicher Musik im 13. Jahrhundert.

Literaturhinweise:
Ehrmann-Herfort, Sabine / Schubert, Giselher (Hrsg.): Europäische Musikgeschichte, Kassel u. a., Bd. 1, S. 109-203.
Gülke, Peter: Mönche, Bürger Minnesänger, Leipzig 1975.

Dr. Golan Gur
Stunde Null? Neue Musik, Neue Medien, und Theorien der musikalischen Avantgarde nach 1945

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Donnerstags, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 26.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 302
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter golan_gur@hotmail.com wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Der Begriff „musikalische Avantgarde“ steht für eine bestimmte Art von musikalischen Werken und Stilrichtungen, nämlich diejenigen, die durch eine Qualität von einzigartiger Neuheit und ästhetischem Radikalismus gekennzeichnet sind. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg griffen Avantgarde-Komponisten die Errungenschaften früherer Komponisten der Neuen Musik (besonders die der Wiener Schule von Arnold Schönberg und Anton Webern) auf und fanden neue Wege, um musikalische Form und das Hören zu revolutionieren. Aber wozu ist diese Art von Musik nötig? Was wollten Avantgarde-Komponisten erreichen? Und ist es noch möglich, heute Avantgarde-Musik zu komponieren? Ausgehend von diesen Fragestellungen befasst sich das Seminar mit Aspekten der Ästhetik und Theorie der Avantgarde-Musik, die sich aus den musikalischen Werken und theoretische Schriften von Komponisten wie Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, und Luigi Nono ergeben. Das Seminar zielt darauf ab, ein breites und doch kritisches Verständnis der ästhetischen und soziologischen Dimensionen zu vermitteln, die an der Produktion und Rezeption von Avantgarde-Musik beteiligt sind. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir die wichtigsten Entwicklungen und Wendepunkte in der Geschichte der Neuen bzw. Avantgarde-Musik, darunter Serialismus, elektronische Musik, und Neue Komplexität diskutieren. Bei der Analyse dieser Entwicklungen und Stilrichtungen werden wir verschiedene Perspektiven auf die Begründung und die kulturelle Bedeutung der Avantgarde diskutieren, die auf einem breiten Spektrum theoretischer Ansätze für die Philosophie und Soziologie der modernen Musik basiert – z.B. von Theodor W. Adorno, Niklas Luhmann, Peter Bürger und Pierre Bourdieu.

Dorothea Hilzinger
Brahms’ Klavierkammermusik

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Dienstags, 14-16 Uhr, wöchentlich ab 24.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter d.hilzinger@udk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Neben dem Streichquartett war es zu einem großen Teil die Klavierkammermusik, die im 19. Jahrhundert kammermusikalische Werke mehr und mehr aus der Hausmusiksphäre in den öffentlichen Konzertsaal drängen ließ. Damit zusammen hängt eine Betonung des Einzelwerks im Gegensatz zur Komposition von Werkgruppen, wie es noch im 18. Jahrhundert üblich war. Auch hier setzte Beethoven Maßstäbe, mit denen sich nachfolgende Komponisten auseinandersetzen mussten. Zu Ihnen gehört Johannes Brahms (1833-1897), der insgesamt 18 Kompositionen für ein oder mehrere Streich- bzw. Blasinstrument(e) mit Klavierbeteiligung schrieb: drei Violinsonaten, zwei Violoncellosonaten, zwei Klarinettensonaten, ein Horn- und ein Klarinettentrio, drei bzw. vier Klaviertrios, zwei Klavierquartette, ein Klavierquintett und ein Klarinettenquintett. Sie durchdringen sein ganzes kompositorisches Schaffen, gehört doch das Scherzo für Violine und Klavier WoO 2, das Brahms als Teil einer Gemeinschaftskomposition (FAE-Sonate) zum Geburtstag für Joseph Joachim schrieb, zu seinen frühestens Kompositionen. Bislang unterteilt man das weitere Schaffen in drei „Phasen“: 1861-1865 die frühe Klavierkammermusik (op. 25, 26, 34, 38 u. 40), 1868-1889 die mittlere „Phase“ (op. 60, 78, 87, 99, 100, 101, 108, Finalfassung op. 8) und 1891-1894 das „Spätwerk“ mit den Werken für Klarinette (op. 114, 115, 120/1+2).

Im Seminar wollen wir uns den Werken aus verschiedenen Richtungen nähern. So stellt sich die Frage nach der inneren Machart der Kompositionen. Wie sind sie konstruiert? Wie funktionieren sie? Was hat es mit Arnold Schönbergs nachhaltigem Begriff der „entwickelnden Variation“ als Kompositionsprinzip auf sich? Und wo finden sich überhaupt Bezüge zu einzelnen Gattungstraditionen, wenn Brahms in der Nachfolge Beethovens, Schuberts, Mozarts usw. komponierte? Welche Beziehungen gibt es zwischen einzelnen Kompositionen innerhalb Brahms’ eigenem Schaffen? Wie haben Zeitgenossen seine Werke rezipiert? Erweitert man die Perspektive, ergeben sich Fragen nach Zusammenhängen mit Brahms’ Leben: Was hat es mit dem „Kammermusiksommer“ am Thuner See 1886 auf sich? Welche Rolle spielt der befreundete Klarinettist Richard Mühlfeld? Schließlich bleibt noch der Blick nach vorn: Welche Rolle spielt Brahms’ Klavierkammermusik aus Sicht nachfolgender Generationen, beispielsweise Max Reger oder Arnold Schönberg? Wir werden nicht alle Kompositionen näher besprechen können, daher kann gerne auf einzelne Wünsche der Teilnehmer*innen eingegangen werden.

Literaturhinweise:
Sandberger, Wolfgang (Hg.): Brahms-Handbuch, Stuttgart 2009.
Smallman, Basil / Nobach, Christiana / Töpel, Michael: Art. „Klavierkammermusik“, in: MGG², Sachteil Bd. 5 (1996), Sp. 326-339.

Daisuke Ishida
Sound, Art and Technology-poiesis - Spatial Composition

Seminar in English, 2 SWS, 2 ECTS, 5 places
Wednesday, 16-19 h, weekly, starts at 25.10.2017, Fasanenstr. 1B, room 214A, UNI.K / Studio Klangkunst und Klangforschung
Please write an email to d.ishida@udk-berlin.de by the 22nd October 2017.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Sound, Art and Technology-poiesis is a class for artistic praxis. Participants are encouraged to create a piece of individual/group work (e.g. an Installation, a performance, etc.) with any kind of ephemeral media under the given theme ”Spatial Composition”. This project focuses on the artistic exploration of time, space and ephemeral media with a perceiver centric view. We will form space and time perception for the perceiver. Unlike solid material, ephemeral media can travel, be reflected, deflected, can refract and diffract and dissipate over time. These characteristics point to the direct dependence of ephemeral media on site and time. It is not merely directly perceived by a person after it has left its point of origin, may that be a sounding object, loudspeaker, fan, fog machine, origin of odor or light source etc., but its perception is indissociably connected with its location, surrounding, environment and the reciprocal influences.
We will aim to create site specific installations, performances, etc., that allow the perceivers to explore their own narrative of the pieces. An exhibition showcasing every work will conclude the project.

Prof. Dr. Ariane Jeßulat
Das ist (noch) keine Musik (mehr) - Experimentelles Musiktheater nach 1960 zwischen Alltag und Virtuosität

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 25.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter ajessulat@aol.com wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Die Avantgarde um 1960 brachte nicht nur Veränderungen für die Musik selbst, sondern auch für ihre Bewertungsmaßstäbe. Während es im früheren 20. Jahrhundert gewissermaßen eine Selbstverständlichkeit ist, dass Neue Musik nicht nur für die Hörerinnen und Hörer überaus fordernd, sondern auch sehr schwer zu spielen ist, hat die Mischung aus experimentellem Musiktheater, Fluxus-Kunst, Performance, elektronischer Musik, Popkultur und einer Ästhetik der „stillen Stücke“ unsere geläufigen Vorstellungen von Virtuosität im Sinne von technischer Vollkommenheit zwar nicht gänzlich aufgehoben, aber doch entscheidend gewandelt. Nicht immer ist klar, inwiefern die dargebotene Musik als Kunst den Alltag überbietet, wenn gehustet wird, wenn Papier zerknüllt wird, Worte gelesen werden, in der Tradition Marcel Duchamps Objekte inszeniert werden oder auch einfach mal gar nichts zu passieren scheint. Noch weniger ist klar, was solche für das Publikum sehr fordernden Situationen eigentlich mit der dann oftmals jäh einsetzenden Virtuosität zu tun haben, zumal da es in Werken von John Cage, Dieter Schnebel, Josef Anton Riedl, Vinko Globokar oder jüngeren Komponisten wie Michael Hirsch durchaus dazu kommen kann, dass eine sehr virtuose und im traditionellen Sinne elaborierte (und lange geübte) Passage von scheinbar rohen Geräusch-Schichten fast vollständig überlagert wird.
Das Seminar bietet Einsichten in Kompositions- und Spielweisen zeitgenössischer experimenteller Musik und versucht dabei Orientierungshilfen zu einem erweiterten Verständnis von „Virtuosität“ zu geben.

Literaturhinweise:
Beins, Burkhard u.a. (Hg.): echtzeitmusik berlin. selbstbestimmung einer szene/ self-defining a scene, Hofheim 2011.
Rebstock, Matthias / Roesner, David (Hg.): Composed Theater. Aesthetics, Practices, Processes, Bristol u. Chicago 2013.

Friederike Jurth
Der Samba-Enredo im Spiegel der Zeit: Transformationen der musikalischen Gattung des “Karnevalssambas” aus Rio de Janeiro

Blockseminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
(Fasanenstr. 1B, Raum 212, wenn nicht anders angegeben):
Vorbesprechung: Freitag, 17.11.2017, 16-18 Uhr
Block 1: Freitag, 8.12., 16-20 Uhr / Samstag, 9.12., 10:30-14:30 Uhr
Block 2: Freitag, 12.1., 16-20 Uhr / Samstag, 13.1., 10:30-14:30 Uhr, Fasanenstr. 1B, Raum 322
Block 3: Freitag, 26.1., 16-20 Uhr / Samstag, 27.1., 10:30-14:30 Uhr
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter rike.jurth@yahoo.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Der Samba-Enredo (thematisch gebundener Samba) aus dem Karneval der Escolas de Samba von Rio de Janeiro zählt gegenwärtig zu den wohl bekanntesten und populärsten Gattungen brasilianischer Musik. Vom Moment seiner Entstehung bis zum heutigen Tage hat er, in Abhängigkeit von gesellschaftlichen, politischen und sozialen Wandlungen, diverse tiefgreifende Veränderungen seiner musikalischen Parameter (u.a. Tempo, Instrumentation, Melodie- und Rhythmusgestaltung) und seiner Kompositionspraxis durchlebt, welche bis zur einer Veränderung traditioneller Charaktereigenschaften reichen und bereits zum Gegenstand hitziger Kontroversen von Sambaforschern und praktisch Ausführenden Musikern geworden sind.
Ziel des Seminares ist es, diese neuen Trends, ausgehend von der ursprünglichen, früheren Form des Sambas-de-Enredo zu erörtern und zu diskutieren. Hierbei werden die vollzogenen Entwicklungen der Gattung im Hinblick auf musikalische Aspekte und junge, teils „modebedingte“ Phänomene beleuchtet sowie das Spannungsfeld gegenwärtiger Herausforderungen betrachtet, denen sich die Escolas de Samba und ihre Komponisten stellen müssen, um erfolgreich aus dem Wettbewerb der Sambaschulen im Karneval („Maior Show da Terra“) hervorzugehen.

Literaturhinweise:
Ferreira, Felipe: „Terra De Samba e Pandeiro. Uma História do Carnaval”, in: Meu Carnaval Brasil, hg. v. Leonel KAZ u. Nigge Loddi, Rio de Janeiro 2009. (in port. Sprache)
McGowan, Chris / Pessanha, Ricardo: The Brazilian Sound. Samba, Bossa Nova und die Klänge Brasiliens, St. Andrä-Wördern 1993.
Oliveira Pinto, Tiago / Tucci, Dudu: Samba und Sambistas in Brasilien, Wilhelmshaven 1992.

Dr. Philine Lautenschläger
„Vater der heiligen Tonkunst“ oder „Talent der flachsten Art“? Georg Philipp Telemann

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Dienstags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 24.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 302
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter ph.lautenschlaeger@gmx.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

2017 jährt sich der Todestag Georg Philipp Telemanns zum 250. Mal. Die eher geringe Aufmerksamkeit, die dieses Jubiläum erfährt, ist eine konsequente Fortsetzung der Rezeption Telemanns nach seinem Tod: Der einst berühmteste deutsche Komponist, im In- und Ausland geschätzt und verehrt, geriet in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schnell in Vergessenheit, seine Musik galt als geschmacklos und überladen. Die nationale Musikgeschichtsschreibung tat ein Übriges, um den frankophilen und kosmopolitischen Komponisten zu diskreditieren.
So gilt es auch heute noch, das facettenreiche Werk Telemanns wieder zu entdecken. Telemann war ein moderner Geist, immer interessiert an den neuesten Entwicklungen und Moden. Den sich im 18. Jahrhundert vollziehenden Stilwandel vom „Barock“ über den galanten zum frühklassischen Stil hat Telemann mitvollzogen, ja mitgeprägt. Auch sein Lebensweg ist modern: Schon früh entschied er sich gegen eine Laufbahn als Hofkomponist und bevorzugte stattdessen das Amt eines Städtischen Musikdirektors in den vom progressiven Bürgertum geprägten Handelsstädten Frankfurt am Main und Hamburg. Seine offiziellen Aufgaben umfassten die Komposition von Kirchenmusik, Opern und repräsentativer weltlicher Musik, er engagierte sich aber genauso für die privaten musikalischen Aktivitäten des städtischen Bürgertums und schrieb zahllose Werke für kammermusikalische Besetzungen, die er zum Teil im Eigenverlag herausgab. Sein Werk – insgesamt ca. 3600 Stücke! – umfasst daher Musik für verschiedenste technische und musikalische Ansprüche von großen Passionen und kirchlichen wie weltlichen Kantaten über Orchestersuiten bis hin zu didaktisch ausgerichteter Kammermusik und Liedern. Darüber hinaus baute er das öffentliche Konzertwesen aus und betätigte sich ganz im Sinne der Aufklärung publizistisch.
Im Seminar werden wir Telemanns Werdegang und Wirken kennenlernen, ausgewählte Werke verschiedener Gattungen analysieren und dabei den Stilwandel an einem Vergleich von Stücken derselben Gattung aus verschiedenen Schaffensperioden untersuchen. Bei Interesse unternehmen wir eine Exkursion in die Telemann-Stadt Hamburg.

Literaturhinweise:
Lütteken, Laurenz / Wald, Melanie (Bibliographie): Art. „Telemann, Georg Philipp“, in: MGG², Personenteil Band 16 (2006), Sp. 585-674.
Rampe, Siegbert: Georg Philipp Telemann und seine Zeit, Laaber 2017.

Prof. Dr. Peter Rummenhöller
Johann Sebastian Bach. Größe und Wirkung

Vorlesung, 2 SWS, 1 LP, offen
Donnerstags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 26.10.2017, Fasananstr. 1B, Raum 322
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Es mag vermessen erscheinen, von Johann Sebastian Bach in einer Vorlesungsreihe auch nur annähernd ein Bild von seiner Größe und historischen Wirkung wiederzugeben. Die Vorlesung wird sich daher auf zwei Aspekte beschränken: Erstens soll durch intensive Analyse ausgewählter Werke auf deren unvergleichlich hohen kompositorischen Standard verwiesen werden; und zum anderen ist die historische Wirkung dieser Werke auf die nachfolgenden Komponisten zu zeigen: haben doch – um nur einige zu nennen – Mozart, Beethoven, Schumann, Brahms, Schönberg stets bekundet, was es von Bach zu lernen galt.

Anu Schaper
„Schöne“ Neue Musik? Arvo Pärt und sein Tintinnabuli-Stil

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 25.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung bis zum 20.10. unter anu.schaper@gmail.com wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Der meistgespielte lebende Komponist ist laut Statistiken der 1935 in Estland geborene Arvo Pärt. Die (scheinbare) Schlichtheit und der Wohlklang seines in den 1970er Jahren entwickelten Tintinnabuli-Stils haben zu einer Rezeptions-Schere geführt: In Konzertsaal, Plattenmarkt und im Film ist seine Musik äußerst beliebt; ein (musik-)theoretischer Zugang fand sich hingegen nur zögerlich und wurde ihm häufig nicht gerecht (Zuordnungen zum Minimalismus und/oder zur russischen Orthodoxie sowie vereinfachte Darstellungen von Pärts Spiritualität).
Im Seminar werden die kompositionstechnischen Konzepte hinter der „Einfachheit“ und ihre ästhetischen Prämissen untersucht. Neben der genauen Analyse der Konstruktion einer Musik, die sich als analysefreundlich erweist, gilt es zu rekonstruieren, wie Pärt zu seinem Tintinnabuli-Stil gelangt ist und welche Rollen dabei sein Frühwerk mit verschiedensten zeitgenössischen Kompositionstechniken sowie der politische (sowjetische) Kontext spielen. Dabei werden auch die erwähnten Zuordnungen unter die Lupe genommen und differenziert. Im Zentrum der Betrachtung stehen v.a. die Hauptwerke im frühen Tintinnabuli-Stil wie z.B. Cantus in Memory of Benjamin Britten, Fratres, Summa, Tabula rasa u.a.

Literaturhinweise:
Hillier, Paul: Arvo Pärt, Oxford u.a. 1997.
Restagno, Enzo: Arvo Pärt im Gespräch, Wien [u.a.] 2010.
Shenton, Andrew: The Cambridge Companion to Arvo Pärt, Cambridge u.a. 2012.

Prof. Dr. Dörte Schmidt
Beethoven

Vorlesung, 2 SWS, 1 LP, offen
Montags, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 23.10.2017, Fasanenstr. 1B, Raum 322
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Wie kaum ein Komponist hat Ludwig van Beethoven das Denken über Musik als autonome Tonkunst bis in die populärsten Medien hinein geprägt. Und nur in wenigen Fällen wurde das individuelle, historisch bedingte Schaffen eines Komponisten so konsequent verallgemeinert und mythisiert, d.h. zwangsläufig auch: in seiner Vielfalt verkürzt. Das macht ihn zu einer ebenso zentralen, wirkmächtigen wie diskussionswürdigen Figur – Grund genug, ihn vor dem Jubiläums-Taumel anlässlich des 250. Geburtstag 2020 einmal genauer in den Blick zu nehmen. Dabei kann es gerade nicht darum gehen, den Kanon der Großmeister zu beschwören, sondern vielmehr zum einen Beethoven historisch aus seiner Zeit heraus zu verstehen und die historiographischen wie ästhetischen Voraussetzungen zu untersuchen, die den Beethoven-Bildern, die uns auch im Jubiläumsjahr wieder entgegentreten werden, zugrunde liegen. Schließlich soll auch ein Blick auf zeitgenössische künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Komponisten geworfen werden.

Literaturhinweise:
Hiemke, Sven (Hg.): Beethoven-Handbuch, Kassel / Stuttgart 2009.
Schmidt, Dörte: Art. „Beethoven, Ludwig van“, in: Reclams Komponisten Lexikon, hg. von Melanie Unseld, Stuttgart 2009, S. 42-45.