Leben schreiben: „Nature Writing“ und Memoir (Seminar/Workshop)

Dr. Andreas Weber
Leben schreiben: „Nature Writing“ und Memoir

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Donnerstags, 16-20 Uhr, 8 Termine: 19.10., 16.11., 23.11.2017, 11.1., 18.1., 1.2., 8.2., 15.2.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 102
AUSNAHME: am 11.1.2018 in Raum 004

„Nature Writing“ ist das am stärksten wahrgenommene, neue literarische Genre dieser Tage im deutschen Sprachraum. „Nature Writing“ heißt: Literatur schreiben, in der nicht Beziehungen unter Menschen das Hauptthema sind, sondern das Verhältnis zu anderen Lebewesen. Nature Writing bedeutet, schreibend die Bedingungen der Lebendigkeit ausloten, ausdrücken und durch eigene Lebendigkeit – poetische Kreativität – zu verschieben. Das Genre des „Nature Writing“ baut darauf, dass sich die „Mehr-als-menschliche Welt“ (David Abram) in ihrer Lebendigkeit vor allem durch poetische Erfahrung erfassen lässt – oder anders gesagt: Lebendigkeit ist nur vermittelbar in Form einer Verwandlung, als künstlerische Transformation von Lebensprozessen, und nicht als deren rationale Substanz. Viele in dieser Tradition stehenden Texte sind eine Mischform aus Analyse und Expression und damit an der Grenze zwischen Argument und offenem künstlerischen Transformationsprozess. Sie folgen einem Programm der „poetischen Objektivität“. Im Zentrum steht oft das erfahrende Ich, nicht ein fiktiver Held. Es geht nicht um Dramaturgie, sondern um Präsenz.

Im Seminar werden zum einen kurze Schlüsseltexte des neuen „Nature/Memoir Writing“ sowie einige zentrale Klassiker gelesen (Jochen Winter, David Abram, Robert MacFarlane, Maggie Nelson, Rebecca Solnit, Annie Dillard, James Hamilton-Paterson, Henry David Thoreau u.a.). Daneben steht im Fokus des Seminars natürlich auch, dass sich die Teilnehmer*innen an eigene Texte heran wagen.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, Impulsreferat (ca. 5 Minuten) und kurzer Essay.

Andreas Weber, geb. 1967, studierte Biologie und Philosophie in Berlin, Freiburg, Hamburg und Paris. Er promovierte bei Hartmut Böhme (Berlin) und Francisco Varela (Paris). Journalistische Arbeiten seit 1994, vor allem für GEO, Merian, Die Zeit, mare, Greenpeace Magazin, oya. 2003/2004 Lehrauftrag im Fach Journalistik an der Universität Hamburg, seit 2014/2015 Lehrbeauftragter an der Leuphana Universität Lüneburg. Weber lebt mit seinen zwei Kindern in Berlin und Italien. In seinen literarischen Sachbüchern setzt sich Weber für eine Überwindung der mechanistischen Interpretation von Lebensphänomenen ein. Weber entwickelt eine neue Sicht des Lebendigen als Phänomen des fühlenden Selbstausdrucks und einer schöpferischen Ökologie. Organisches Dasein wird von ihm beschrieben als die kontinuierliche Selbsterschaffung fühlender, wertender und Bedeutung setzender Subjekte vor dem Hintergrund der Möglichkeit des Todes. Weitere Informationen unter www.autor-andreas-weber.de.