Gemeinsame Ringvorlesung von TU + HU + UdK „Wer nicht denken will fliegt raus“. Denken jenseits von Eindeutigkeit und Einfachheit (Seminar)

Gemeinsame Ringvorlesung von TU + HU + UdK
„Wer nicht denken will fliegt raus“. Denken jenseits von Eindeutigkeit und Einfachheit
Prof. Dr. Markus Feufel | Prof. Dr. Sabine Fischer | Prof. Dr. Wolfgang Mühl-Benninghaus | Prof. Dr. Jürgen Schulz

Ringvorlesung von TU/HU/UDK, 2 SWS, 2 LP, offen
Dienstags, wöchentlich, 18-20 Uhr, Zentrale Universitätsbibliothek TU/UdK, Fasanenstr. 88, 10623 Berlin, Raum BIB 014

Den Spagat zwischen Komplexität und Handlungsfähigkeit meistern:
K.-o.-Systeme entscheiden nach dem Prinzip „the winner takes it all“. Das Prinzip der Digitalität, zwischen zwei Zuständen zu entscheiden, entweder 1 oder 0, und nur einen möglichen Zustand zuzulassen, wenn 0, dann Nicht-1, und umgekehrt, beschert ungeheure Datenvielfalt und neue Möglichkeiten künstlicher Intelligenz und Datenverarbeitung. Auf das menschliche Denken angewendet entsteht genau der gegenteilige Effekt. Auf der Suche nach Eindeutigkeit und Identität wird Bedeutungsvielfalt durch Schwarz-und-Weiß Denken, oft auch aus Gründen der Sparsamkeit, beschnitten.
Auf der anderen Seite sind wir mit unserem Denken zunehmender Komplexität ausgesetzt, d.h. mehr Möglichkeiten als wir für möglich halten und Kontingenz, d.h. Dingen und Situationen, die stets auch anders ausfallen können als gedacht. Die Trends zu Möglichkeitsräumen, Hybrid-Plattformen, Inter- oder besser gleich Transdisziplinarität, Kontextualisierung vor und zurück, Portfolios von Experimenten und überall Labs (Labore) als Think-Stätten des Neuen sind erste Versuche, diese Komplexität jenseits von Eindeutigkeit und Einfachheit nutzbar zu machen und mit ihr umzugehen.
Wie können wir den Spagat zwischen Komplexität und Handlungsfähigkeit meistern? Neben Verlockungen eines vermeintlich sparsamen Schwarz-und-Weiß Denkens und künstlich intelligenten, digitalen Lösungen für Big Data-Probleme, bietet sich dazu aus unserer Sicht kritisches und produktives Denken an. Unsere Lehr- und Lernerfahrung zeigt, dass die Kompetenz, Wissen zu generieren und Informationen zu erarbeiten – d.h. Informationen zu bewerten, in Sinnzusammenhänge einzuordnen, Erkenntnisse daraus zu gewinnen und selbst neue Informationen zu gestalten – dringender denn je erlernt werden muss.Nach dem Motto „Wer nicht denken will, fliegt raus.“ begeben wir uns in dieser Ringvorlesung auf die Suche nach „Denk-Modellen” und letztlich nach Kompetenzen, die kritischem und produktivem Denken zugrunde liegen. Wir wollen mit Hilfe des Begriffsbündels „Denk-Modelle“ das explizit und greifbarer machen, was wir sonst nur implizit wissen und denken. Die im Rahmen der Ringvorlesung geplanten Veranstaltungen sollen zu kritischer Distanz gegenüber Denkinhalten, Denkmethoden und sich selbst anregen. Sie fordern dazu heraus, existierende Denk-Modelle nicht nur anwendungsorientiert zu erlernen, sondern selber schöpferisch zu gestalten.
Für jede der Veranstaltungen wird eine kritisch und produktiv denkende Person aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder Kultur eingeladen, gemeinsam mit Studierenden und Gästen über die eigenen Denk-Modelle zu reflektieren. Der Fokus liegt dabei weniger auf dem WAS des Inhalts als auf dem WIE des Denkens und der kritischen und produktiven Auseinandersetzung mit dem entstehenden Inhalt. Je nach Thema und Präferenz der Vortragenden werden die Veranstaltungen in unterschiedlichen Formaten, von Vorlesungen bis hin zu Podiumsdiskussionen, durchgeführt. Die Beiträge der Ringvorlesung werden nach Zustimmung der Vortragenden gefilmt und öffentlich verfügbar gemacht.

Die exakten Termine und Referent*innenliste finden Sie hier!