Fluid (Seminar/Workshop)

Prof. Timothée Ingen-Housz | Lena Fiedler
Fluid

Seminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Donnerstags, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 25.10.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 004

Was ist und was meinen wir, wenn wir formlos und unkonkret von Fluidität sprechen? Wann sind Dinge, Prozesse, Zustände, Metaphern, Vermögenswerte, Gender oder Lebenseinstellungen fluid? Die Grenzen des Begriffs sind ebenso fließend, wie das Phänomen, das es zu beschreiben sucht. Diese Seminarvorlesung ist der Versuch, Fluidität als organisierendes Werkzeug des Wahrnehmens, Denkens und Bauens zu beschreiben. Wir schauen auf die Rätsel, die Widersprüche, die Versprechen und die Fluiditäten von "Fluid", um nach neuen Perspektiven zwischen den sich auftuenden Lücken zu suchen. 

Fluid sein ist eine Anpassungstaktik, die der Mensch einst erlernte, um sein Überleben zu sichern. Es soll in dem Seminar auch darum gehen Fluidität als Strategie in eine (künstlerische) Praxis zu übersetzen (Be like Water my friend!). 
In einer Reihe von interdisziplinären und essayistischen Exkursionen in die Künste, die Wissenschaft, Populärkultur und Literatur wird der Umfang dieses Konzepts erkundet und beschrieben. Wir werden verschiedene Forschungsmethoden verwenden, und über unser Experiment in einer Sammlung von formfreien Essays Aufschluss geben, die in einer Publikation gesammelt werden. Dabei wird uns die Frage beschäftigen, wie die Erkenntnisse als Fluiditäten festgehalten werden können: Gibt es etwas, das wir fluides Denken nennen können?

What is "fluid"? Are we talking about an ontological status, or transitory state, a strategy, a metaphor? What is this word telling us about the “stuff” we’re calling Fluid; about their nature, their becoming, their constitution, their agencies? What is it telling us about ourselves and our categorical world view? About gender, race, class, identities, territories, networks and circulatory flows? What does it imply and how does it reflect back on other “essential” and “elementary”  attributes such as solid, liquid or vaporous? Is Fluid freeing us from frontiers or is it asserting them? What kind of poetical and political spaces is it making available to us, and what can fluid show us about the way we name and see a world in a constant state of mutation? This seminar-lecture is an attempt to work through the notion of “fluidity” as an organising tool to perceive, think, build, and question “reality” and our perception thereof. We are investigating the riddles, the contradictions, the promises and the pitfalls of “Fluidity”, and look out for new perspectives and potentialities in the gaps. 

A series of interdisciplinary, essayistic excursions in the arts, science, literature and politics will attempt to explore and delineate the scope of this concept, both theoretically and practically. We will be using a range of research methods to engage with “fluid”, and use the opportunity to reflect back on them as we attempt  to come closer to “fluid” despite its essential fleeting nature. Students will report on our experiments in a collection of fee-form, mixed media essays to be collected in a publication. Can we organize knowledge in a fluid way? 

Literatur (experts):
Baumann, Zygmunt: Liquid Modernity, Cambridge 2000.
Lao Tse: Tao-Te King, Zürich 2010.
Lee, Bruce: A Warrior's Journey, 2000.
Ovid: Metamorphosen, Stuttgart 1986.
Page, Ken & Nester, Nancy A.: Becoming Spiritually Fluid. In: The Art of Transference: Healing Through Compassion, Georgia 2012.
Sunzi: Über die Kriegskunst, Beijing 2007.
Wallace, David Foster: This Is Water: Some Thoughts, Delivered on a Significant Occasion, about Living a Compassionate Life. Boston 2009.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Ein Thema aus dem Seminarkontext wird innerhalb einer Projektskizze eigenständig bearbeitet und innerhalb der Kursarbeit verortet.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: interkulturell, orientierend
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: wahrnehmen, reflektieren/denken

Timothée Ingen-Housz, Animationskünstler, wurde im Oktober 2015 an die UdK Berlin berufen. Nach seinem Abschluss Ende der 90er Jahre zog er nach Köln und gründete „phosphen“, ein interdisziplinäres Kreativstudio für „Screen, Stage and Page“, das unter anderem Musikvideos, Internetcartoons, wissenschaftliche Animationen, interaktive Installationen, Videospielfiguren, Kinderbücher, narrative Benutzeroberfläche, Lounge-Konzepte und Bühnenvideos für verschiedene Kunden realisierte. Er begann das Lehren als Student und hielt Vorträge und Workshops für: Ensad, Harvard Filmfakultät, Goldsmiths Universität London, Kunsthochschule für Medien Köln und schließlich für die UdK Berlin, wo er jetzt „audiovisuelle Konzeption und Dramaturgie“ im Studiengang „Kommunikation in sozialen und ökonomischen Kontexten“ (GWK) unterrichtet.

Lena Fiedler, geboren 1991 in Essen, studierte Komparatistik, Theaterwissenschaft und Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation in Berlin und Kopenhagen. Ihr Abschlussprojekt war ein Roadtrip durch das Ruhrgebiet, den Sie in einer Publikation und einer Ausstellung in Dortmund dokumentierte. Sie schrieb und arbeitete für zahlreiche Theater (Berliner Festspiele, Kampnagel Hamburg, Nationaltheater Mannheim, Virtuelles Theater usw.) und arbeitet seit 2015 bei Zeit Online in Berlin.