Klang macht Macht (Blockseminar/Workshop)

Kalle Aldis Laar
Klang macht Macht

Blockseminar/ Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Samstags/Sonntags, 10-18 Uhr, 19./20.1.2019 und 2./3.2.2019, Hardenbergstr. 33, Raum 004

Stimme und Suggestion, Krach und Krieg, Audiotechnik und Militär: Reflexionen zum akustischen Herrschaftsraum. Wir haben gelernt, der täglichen medialen Bilderflut nicht bedingungslos ausgeliefert zu sein; der emotional unmittelbaren Wirkung von Klang dagegen kann sich niemand entziehen. Das Seminar lädt dazu ein, sich den akustischen Raum zurück und neu zu erobern.
Die bewusste Wahrnehmung unserer Lebensumgebung wird dominiert von den vielfältigen visuellen Eindrücken, die unablässig auf uns einwirken. In der westlichen Welt lernen wir automatisch, mit diesen Reizen umzugehen, sie zu kanalisieren, zu bewerten, ihnen womöglich nicht zu trauen. Weitgehend im Unbewussten bleibt dagegen unsere Klangwelt. Sofern diese nicht thematisiert wird z.B. als Musik, Gespräch oder Signal, bleiben wir den Geräuschen ausgesetzt. Daher ist die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den uns umgebenden Klanglandschaften ein Ausgangspunkt und ihre Analyse ein Bestandteil des Seminars. Dazu werden spezielle Übungen angeboten, die auf die Schärfung der akustischen Wahrnehmung hinarbeiten.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Klang als Faktor von Macht. Lärm definiert Territorium, Töne werden zu Waffen, Stimmen aus dem Off lenken und kontrollieren: Macht offenbart sich auch akustisch. Das Seminar erforscht von historischen Erscheinungen bis hin zu aktuellen Phänomenen einige Aspekte des akustischen Herrschaftsraumes.
Das Seminar findet nicht nur im geschlossenen Raum statt: Exkursionen in den öffentlichen Raum sind wesentlicher Bestandteil, das Mobiltelefon wird als Aufnahmegerät eingesetzt. Als Ergebnis wird eine Art von Hörspiel oder Klangkomposition angestrebt, die gemeinsam, in Gruppen oder individuell das Material verarbeitet.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: orientierend, vorwärtsgewandt
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, artikulieren

Kalle Aldis Laar, geboren 1955 als Sohn eines estnischen Vaters und einer lettischen Mutter, Studium der Wissenschaftsgeschichte an der Ludwigs-Maximilians-Universität München, Abschluss als Magister Artium 1982. In den 1980ern Teil der Performancegruppe „Tape Theatre“ in München. Exil-Mitglied der lettischen New Wave Band „19 Jahre vor dem Anfang“, mit Hilfe des neu eröffneten Goethe-Instituts Lehrauftrag an der Musikhochschule Tallinn, Estland, Entwicklung einer Zeichensprache für die Umsetzung improvisierten Dirigierens. Duo-Partnerschaft mit dem in Tokyo lebenden Perkussionisten Takashi Kazamaki, Auftritte auf internationalen Festivals, lange Aufenthalte in Japan und New York, Aufnahme mehrerer CDs. Förderpreise für Musik der Stadt München. Als Solist (Gitarre und Electronics) Teilnahmen an Jazz-Festivals u.a. in Japan, USA, Deutschland (Moers), Estland, Kasachstan. Seit 2001 Hörspielproduktionen für den Bayerischen Rundfunk und den SWR, Komposition von Theatermusik (u.a. Kammerspiele München, Nationaltheater Mannheim). 1996 Gründung des Temporären Klangmuseums mit regelmäßigen Veranstaltungen in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, Aufbau der Sammlung Tonträger-Kultur, Schwerpunkt Zeitgeschichte. Zahlreiche Projekte im pädagogischen Bereich. Electro-Acoustic Poetry Duo „Kunst oder Unfall“ mit seiner Frau Augusta Laar. Seit 2006 Projektentwicklungen mit artcircolo.de (z.B. in Eritrea und der Tschechischen Republik). 2007 Teilnahme an der Biennale in Venedig, seither zahlreiche Ausstellungen (Ars Electronica, Bienal de Habana, Transmediale, ZKM). Weitere Informationen unter www.soundmuseum.com.