Die Schlange der Kontrollgesellschaften (Seminar)

Cord Riechelmann
Die Schlange der Kontrollgesellschaften

Seminar, 2 SWS, 2 LP
Dienstags, circa 14-tägig, 16-20 Uhr, 8 Termine: 30.10., 13.11., 4.12., 18.12.2018, 8.1., 22.1., 29.1., 5.2.2019, Hardenbergstr. 33, Raum 102
ACHTUNG: am 18.12.2018 und 8.1.2019 in Raum 004

In der Ablösung der alten Disziplinargesellschaften durch die neuen Kontrollgesellschaften sah Gilles Deleuze auch die (tier-)symbolische Repräsentation verändert. An die Stelle von Hegels altem Maulwurf war demnach die Schlange getreten, die viel eher in der Lage ist, die Logiken und Intelligenztypen der neuen Gesellschaftsformationen zu verkörpern als der alte Wühler. Im Seminar soll es ausgehend von Deleuze seherischem Text „Postskriptum über die Kontrollgesellschaften“ von 1990 darum gehen, was es für die Wahrnehmung und das Erkennen von Subjekten bedeutet, wenn „in jedem Moment die Position eines Elements in einem offenen Milieu, Tier in einem Reservat, Mensch in einem Unternehmen, angegeben werden kann“ (Deleuze). Auf der Basis der Vergegenwärtigung des Bildes vom Denken, für das der Maulwurf von Shakespeare über Hegel und Marx bis zu Gottfried Benn steht, soll versucht werden, beiden, dem Maulwurf und der Schlange, bei ihrer Arbeit in den Texten zuzusehen, um ihre Tauglichkeit als Wegweiser durch die aktuelle Lage zu prüfen.

Literatur:
Braidotti, Rosi: Politik der Affirmation. Berlin 2018.
Dany, Hans-Christian: Morgen werde ich Idiot. Kybernetik und Kontrollgesellschaft. Hamburg 2013.
Deleuze, Gilles: Postskriptum über die Kontrollgesellschaften. In: Gilles Deleuze: Unterhandlungen 1972-1990. Frankfurt am Main 1993.
Guattari, Felix: Planetarischer Kapitalismus. Berlin 2018.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Mitarbeit

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: orientierend, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, transformieren

Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle, studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die „Geschichte biologischer Forschung“. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und Stadtnaturreporter für die „Berliner Seiten“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Autor der Bücher „Bestiarium“ (2003) und „Wilde Tiere in der Großstadt“ (2004). 2008 erschien eine Sammlung der Stimmen der Tiere Europas, Asiens und Afrikas, 3 CDs bei kein und aber. Er kuratierte zusammen mit Marcel Schwierin das Sonderprogramm zum „Kino der Tiere“ bei den Kurzfilmtagen 2011 in Oberhausen. Zuletzt erschien das Buch „Krähen. Ein Porträt“ (2013) bei Matthes & Seitz. Riechelmann schreibt für diverse Zeitungen u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, den Merkur, die taz und die jungle world. Er unterrichtet wiederkehrend im Studium Generale der Universität der Künste Berlin.