Antigone – Lacans Interpretation im Kontext

Prof. Dr. Mai Wegener
Antigone –  Lacans Interpretation im Kontext

Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 16.10.2019, Technische Universität, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude, Raum H 2051

Antigone, die tragische Heldin des sophokleischen Theaters, hat die Rezeption immer wieder aufs Neue herausgefordert – in der Unwandelbarkeit, mit der sie auf ihren Tod zugeht, in der Unerbittlichkeit ihrer Haltung im Konflikt mit dem Machthaber Kreon, in ihrer Schönheit … Antigone erschreckt und fasziniert. In seinem Seminar 1959/60 über Die Ethik der Psychoanalyse hat Jacques Lacan sich Sophokles' Tragödie zugewendet und seiner Heldin Antigone, Tochter des Ödipus, einen ausführlichen Kommentar gewidmet. Die Frage lautet: Gestützt auf was, auf welche Ethik, auf welches Gesetz handelt Antigone?  Für Lacan verkörpert sie ein Begehren, das er hier „das reinen Begehren“ nennt. Doch bevor er zu dieser Interpretation kommt, arbeitet er seine analytische Position nach und nach unter Bezugnahme auf verschiedene andere Kommentare oder Bearbeitungen des Stücks – wie etwa die von Hegel, Goethe oder Anouilh – heraus. Im Zentrum des Seminars wird Sophokles' Stück und die genaue Lektüre von Lacans Interpretation stehen. Es werden außerdem die Texte, auf die Lacan sich bezieht, gelesen und diskutiert werden.

Mai Wegener ist Psychoanalytikerin in freier Praxis, außerdem Kulturwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an der TU Berlin (FG Literaturwissenschaft) sowie Mitherausgeberin der Zeitschrift RISS. Sie hat 1997 den Psychoanalytischen Salon Berlin (www.pasberlin.de) miteröffnet und 2011 die Psychoanalytischen Bibliothek e.V. (www.psybi-berlin.de). 2008 war sie Gastprofessorin in Köln an der Kunsthochschule für Medien (KHM) und 2001 promovierte sie bei Friedrich A. Kittler an der HU Berlin mit der Arbeit: Neuronen und Neurosen. Der psychische Apparat bei Freud und Lacan. Ein historisch-theoretischer Versuch zu Freuds Entwurf von 1895 (publiziert: München 2004).
Zuletzt erschien von ihr: »Zur Sexuellen Basis der Familie« (in: Mutter, Vater und andere Genealogien. Sigmund-Freud-Vorlesungen 2018. Hg. v. U. Kadi u.a. Wien 2019); »Wissenschaft und Liebe – Notiz zur Übertragung« (in: RISS 89, 2018/2).