Elektroakustische Instrumente: Eine Herausforderung für die Musikinstrumentenkunde? Elektronische Wellen und instrumentenkundlicher Wellenschlag.

Dr. Benedikt Brilmayer
Elektroakustische Instrumente: Eine Herausforderung für die Musikinstru-mentenkunde? Elektronische Wellen und instrumentenkundlicher Wellenschlag

Seminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Donnerstags, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 24.10.2019, Musikinstrumenten-Museum SIMPK, Eingang: Ben-Gurion-Straße, 10785 Berlin
Um Anmeldung bis zum 18.10. unter brilmayer@sim.spk-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik und Gesang/Musiktheater nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Das Erscheinen einer neuen Gattung von Musikinstrumenten am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts warf für die damalige Instrumentenkunde (Organologie) tiefgreifende Fragen bezüglich der vorherrschenden Systematisierungsweisen auf. Elektronische Instrumente wurden und werden bis heute gerne als Randerscheinung abgehandelt. Diese junge Gattung im Kanon der Musikinstrumente wirft aber bis heute berechtigte und tiefgreifende Fragen bezüglich der Herangehensweise der Organologie an ihre Objekte auf. Diese Lehrveranstaltung bietet zunächst einen Einblick in die organologische Systematisierung, wie sie u.a. von Curt Sachs und Erich Moritz von Hornbostel entwickelt wurde, um anschließend den Fokus auf die vielfältige Erscheinungsform elektronischer Instrumente zu legen. Im Vordergrund stehen dabei die Verbindung ihrer Gestaltung mit Aspekten des Instrumentenbaus, der neuartigen Spielweise und damit auch der sich verändernden musikalischen Praxis. Nach Bildung dieser Grundlage sollen diese Aspekte abschließend wieder zurückgeführt werden auf die unterschiedlichen Systematisierungsmodelle der Organologie im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts, besonders nach 1945. Somit können diese Modelle hinsichtlich ihrer ideellen Schwerpunkte und damit ihres Umgangs mit dem vielfältigen ›Objekt‹ Musikinstrument verstanden und neu interpretiert werden.

Literaturhinweise:
Van der Meer, John Henry: Art. „Instrumentenkunde“, in: MGG2, Sachteil Bd. 4, Kassel u.a. 1996, Sp. 951-970.
Supper, Martin u. UNGEHEUER, Elena: Art. „Elektroakustische Musik“, in: MGG2, Sachteil Bd. 2, Kassel u.a. 1995, Sp. 1717-1765.
Davis, Hugh: Art. „Electronic instruments", in: NGroveD2 Bd.8, S. 67-107.
Restle, Conny u.a. (Hrsg.): Good Vibrations. Eine Geschichte der elektronischen Musikinstrumente. München und Berlin 2017.
Kloss, Berthold (Hrsg.): Handbuch der Musikinstrumente. Begründet durch Erich Valentin, Kassel 2004.

Leistungsanforderung: Referat.

Benedikt Brilmayer studierete an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und an der Friedrich Schiller Universität Jena und vertiefte seinen Interessensschwerpunkt Musikinstrumente durch seine Arbeit für die Klassik Stiftung Weimar. In seiner Dissertation befasste er sich mit dem Technologietransfer im Musikinstrumentenbau am Beispiel des in Berlin entwickelten Trautoniums. Seit 2015 arbeitet er am Musikinstrumenten Museum SIM PK in Berlin, seit 2017 als Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er hat mehrere Kabinett- und Sonderausstellungen kuratiert und an zahlreichen Symposien und Kongressen im In- und Ausland teilgenommen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf elektronischen Musikinstrumenten sowie auf Streichinstrumente, ebenso wie Technologiegeschichte in Verbindung mit Musikinstrumentenbau.