Somatic Turn. Der Körper als Agent

Prof. Dr. Katja Rothe
Somatic Turn. Der Körper als Agent

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS, 10 Plätze
Freitags, 10-12 Uhr, 14tägig, ab 18.10.2019, Einsteinufer 43-53, Raum 105

Der Körper ist zum Territorium der Selbstverbesserung und Optimierung geworden, so eine Diagnose des sogenannten Bodyismus. Zu Recht wird hier kritisiert, was bereits Foucault in seinen Studien analysierte: Über den Körper werden Diskurse der „Befreiung“ geführt (vor allem in Bezug auf Sexualität), gleichwohl gerade diese zu neuerlichen gouvernementalen Normalisierungen beitragen. Dennoch wird der Körper auch in der Praxistheorie, im Neuen Materialismus und auch in feministischen Theorien im Moment wieder als Agent einer Umwälzung, wenn nicht der Gesellschaft, so doch des Wissens konzipiert. War der Körper (vor allem auch der Forscher*innen selbst) in den Wissenschaften lange ein eher randständiger Bereich, der gerne den Lebenswissenschaften als Objektfundus überlassen wurde, rückt er nun ins Zentrum des Denkens und Wissens selbst: Körper werden als Erkenntnisproduzenten, als Wissende, als Agierende vorgestellt. Das Seminar widmet sich dem Körper als Agenten innerhalb verschiedener Wissenschaftsdisziplinen, wie der Philosophie, der Kulturtheorie und der Kunstgeschichte, aber auch der Soziologie und Biologie. Dabei werden wir auch historisch auf die Debatten um den Vitalismus eingehen.

Katja Rothe studierte Psychologie, Geschichte, neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie auch 2009 im DFG-Graduiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel" promovierte. Nach der Mitarbeit in verschiedenen Forschungsprojekten in Berlin, Wien und Basel wurde sie 2011 zur Juniorprofessorin an der Fakultät Darstellende Kunst der Universität der Künste Berlin ernannt.Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Theater als Wissenspraxis, Geschichte des angewandten Theaters, Wissenschaftsgeschichte und Science and Technology Studies (Schwerpunkt Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik), Gender Studies, Medienwissenschaft und -geschichte. Katja Rothe erhielt verschiedene Stipendien, zuletzt war sie DAAD­ Visiting Lecture am Department of Theatre, Film and Television Studies, Aberystwyth University, UK. Im Sommersemester 2015 erhielt sie die Gastprofessur an der Humboldt-Universität zu Berlin im Programm „ Vielfalt der Wissensformen". Katja Rothe ist Mitglied im DFG-Netzwerk „Szenographien des Subjekts" und hat die fachliche Leitung des EFRE­ Lehrforschungsprojektes „MakeMeMatter. Alternatives Wirtschaften und Social Media für Darstellende Künste" am UdK Berlin Career College inne.