Von Isaac Albéniz bis Manuel de Falla. Musikalische Moderne in Spanien am Anfang des 20. Jahrhunderts (1898 – 1939)

Dr. Diego Tomás Alonso
Von Isaac Albéniz bis Manuel de Falla. Musikalische Moderne in Spanien am Anfang des 20. Jahrhunderts (1898-1939)

Blockseminar, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 15./22./29.1.2020, 14-18 Uhr, Donnerstags, 23./30.1.2020, 16-20 Uhr,
Samstag, 1.2.2020, 10-19 Uhr, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um Anmeldung bis zum 11.10. unter diego.alonso.tomas_ @hu-berlin.de wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik und Gesang/Musiktheater nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!

Als Doktrin oder Theorie, die eine Identifizierung aller Mitglieder einer Nation und die Entwicklung und Pflege einer nationalen Identität anstrebt, hat Nationalismus seit dem Ende des 18. Jahrhunderts vielfältige Auswirkungen in der Kunst und der Musik gehabt. Musik wird häufig als ein besonders geeignetes Mittel für die Stärkung der nationalen Identität betrachtet. Dies wurde in Spanien nach dem Verlust der letzten Kolonien 1898 und der damit einhergehenden sozio-politischen und geistigen Krise im Land als besonders akut empfunden. Beim Versuch das Land zu „regenerieren“ (sprich, es geistig und kulturell innerhalb von Europa neu zu orientieren) wurde heftig darüber diskutiert, was spanische Musik charakterisiert, was „das Spanische“ in spanischer Musik ist (oder sein soll). Enrique Granados, Isaac Albéniz, Manuel de Falla, Roberto Gerhard, Federico Mompou, Joaquín Rodrigo und viele andere strebten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an, eine neue Musik, zugleich von nationalem Charakter und internationalem Rang, zu komponieren. Die Musik französischer, und in geringerem Ausmaß auch mitteleuropäischer Komponisten, wurde dabei oft zum Vorbild genommen. Die kompositorischen Spanien-Topoi des 19. Jahrhunderts (oft Produkt einer romantisierenden, exotischen Außensicht auf Spanien) wichen dann weniger stereotypen kompositorischen Formen und Stilen. Eine Erweiterung der harmonischen Mittel, die Einschließung nationaler (bzw. regionaler) folkloristischer Elemente und der neoklassizistische Rückblick auf die spanischen musikalischen Traditionen des 17. und 18. Jahrhunderts, kennzeichnete die spanische Moderne der Zwischenkriegszeit. In diesem Kurs werden wir die Schnittstelle von nationaler Identität, Nationalismus und musikalischer Moderne in Spanien und Katalonien durch die Erörterung akademischer Texte und die musikalische Analyse von Werken spanischer Komponisten – insbesondere Issac Albéniz und Manuel de Falla–gründlich untersuchen.

Literaturhinweise:
Christoforidis, Michael: „Manuel de Falla, Flamenco and Spanish Identity”, in: Julie Brown (Hrsg.),
Western Music and Race, Cambridge (Cambridge University Press) 2007, S. 230-244.
Ders.: Manuel de Falla and Visions of Spanish Music, London und New York (Routledge) 2017.
Clark, Walter: Isaac Albéniz. Portrait of a Romantic, Oxford (Oxford University Press), 1999.
Ders.: Enrique Granados. Poet of the Piano, Oxford (Oxford University Press) 2006.
Hess, Carol: Manuel de Falla and Musical Modernism in Spain, Chicago (Chicago University Press) 1992.

Leistungsanforderung: Referat.

Diego Alonso, geboren 1980 in Logroño (Spanien), studierte Musik an der Madrider Musikhochschule und Musikwissenschaft an der Universidad Complutense in Madrid. Seine Dissertation über die Lehrjahre des katalanischen Komponisten Roberto Gerhard bei Arnold Schönberg wurde vom spanischen Forschungsministerium mit einem vierjährigen Forschungsstipendium gefördert, in dessen Rahmen er als Gastwissenschaftler für jeweils sechs Monate an der Humboldt-Universität (2009 und 2012), an der University of Cambridge (2010) und am Goldsmiths, University of London (2011) forschte. 2013 führte er Forschungsarbeiten als Stipendiat des Staatlichen Instituts für Musikforschung zum Thema «Die Rezeption der Wiener Schule in Spanien» durch. Er hat Seminare zur musikalischen Analyse und zur Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universidad de La Rioja und an der Universidad de Salamanca abgehalten. Seit 2018 ist Diego Alonso wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität (DFG-Modul Eigene Stelle).