Aspekte digitaler Wirklichkeit: Identität

Ariadne von Schirach
Aspekte digitaler Wirklichkeit: Identität

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Freitags, 14-18:30 Uhr, 5 Termine: am 15.11. (Raum 150), 22.11. (Raum 004), 13.12. (Raum 150), 20.12.2019 (Raum 004), 17.1. 2020 (Raum 150)
sowie Samstag, 1.2.2020,10-17:30 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 150

Das Internet verändert nicht nur das Leben und Zusammenleben, sondern auch unsere Welt- und Selbstwahrnehmung. Um diese umfassenden Prozesse gemeinsam zu reflektieren, beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten digitaler Wirklichkeit. Dabei werden die damit einhergehenden gesellschaftlichen Umbrüche stets im positiven Sinn als Einladung begriffen, die alte Frage nach dem Menschen neu zu stellen. Im Wintersemester lag der Fokus auf veränderter Zeiterfahrung. Im diesem Semester denken wir darüber nach, wie sich die Möglichkeiten, sein Leben zu begreifen und zu erzählen durch die neuen Medien verändert haben. Den Abschluss bildet das Thema der „digitalen Öffentlichkeit“.

„Der Mensch ist ein seltsam zusammengesetztes Wesen, das für sich selbst ein Problem ist“, sagt der existenzialistische Philosoph Sören Kierkegaard. Mit ihm beleuchten wir das menschliche Identitätsproblem, das unter anderem darin besteht, dass wir nicht nur einen Körper, sondern auch einen Geist besitzen und sowohl Gewordene als auch Werdende sind. Doch jeder, der „Ich“ sagt, sagt immer auch „wir“. Um nachzuvollziehen, in welchem Kontext wir unsere eigene Identität erfahren, empfiehlt sich der Psychoanalytiker Jacques Lacan mit seinem Nachdenken über den Unterschied zwischen dem Realen des eigenen Lebens und den kulturell bedingten Möglichkeiten symbolischer Selbst-Repräsentation. Abschließend beschäftigen wir uns Donna Haraways Strategien der „Kinship/Gefährtschaft“. Die darin zum Ausdruck gebrachte Anerkennung unserer vielfältigen Bezogenheit auf alles, was mit uns ist, ermöglicht einen weiter gefassten Begriff menschlicher Identität.
Die unterschiedlichen Ansätze dienen als theoretischer Rahmen für verschiedene Recherchegruppen, die sich mit von ihnen selbst bestimmten Aspekten digitaler Identität beschäftigen. Um einen Schein zu bekommen, muss man sich einer dieser Gruppen anschließen und das gemeinsam Erarbeitete gegen Ende präsentieren. Ziel der Seminar-Reihe ist es, Worte und Begriffe für digitale Erfahrungen zu finden, die wir alle schon gemacht, aber noch nicht unbedingt reflektiert und in Worte gefasst haben.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: aktive, regelmäßige Anwesenheit und Teilnahme an einer Recherchegruppe und Abschlusspräsentation.

Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: kritisch, vorwärtsgewandt
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, artikulieren

Ariadne von Schirach arbeitet als freie Autorin, Kritikerin und Dozentin an verschiedenen Universitäten.  2007 veröffentlichte sie ihr erstes Buch "Der Tanz um die Lust".  2014 erschien „Du sollst nicht funktionieren. Für eine neue Lebenskunst"  im Tropen-Verlag, ihr drittes Buch „Ich und Du und Müllers Kuh. Kleine Charakterkunde für alle, die sich selbst und andere besser verstehen wollen“ publizierte sie 2016 bei Klett-Cotta. 2019 erschien „Die psychotische Gesellschaft. Wie wir Angst und Ohnmacht überwinden“ im Tropen Verlag.