Bullshit-Resistenz: Einführung ins kritische Denken

Prof. Dr. Philipp Hübl
Bullshit-Resistenz: Einführung ins kritische Denken

Vorlesung, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS
Dienstags, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 25.4., Hardenbergstr. 33, Raum 158

Die gesamte Vorlesung auf Youtube nach-schauen geht hier: https://youtube.com/playlist?list=PLnNbFF6NPy3zL5uvLMjKCMRByR9kouFCY&si=AbAfqHK1UrV_Lb_q

Kant zufolge ist der Mensch aus „krummem Holz“ gemacht: Wir folgen zu oft unseren „Neigungen“, also unserem Bauchgefühl statt unserer Vernunft. Das ist auch empirisch gut belegt: Intuitives Denken macht uns für Vorurteile und Fehlschlüsse anfällig, kritisches Denken hingegen schützt uns. Weil jedoch kritisches Denken anstrengend ist, neigen wir zur mentalen Faulheit. Und je mehr die Psychologie über unsere Anfälligkeit herausfindet, desto erfolgreicher kann dieses Wissen gegen uns verwendet werden.

Gerade im digitalen Zeitalter fällt es vielen Menschen schwer, Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden, denn Fake News, Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaft stehen im Netz oft unterschiedslos neben gut recherchierten Nachrichten und wissenschaftlichen Fakten. So kann sich Bullshit schnell verbreiten. Im Alltagsgebrauch steht „Bullshit“ für Unfug aller Art – für das, was falsch, irreführend oder unverständlich ist. „Bullshit“ ist aber auch ein philosophisches Fachwort. Harry Frankfurt bezeichnet eine Person als „Bullshitter“, wenn sie etwas behauptet, ihr die Wahrheit ihrer Aussage aber egal ist. Im Gegensatz zum Lügner sagt der Bullshitter nicht absichtlich etwas Falsches, sondern nimmt die Unwahrheit billigend in Kauf, etwa weil er eine ideologische Agenda hat.

In der Vorlesung geht es darum, was Wahrheit ist, wie man Wissen erlangt, und wie man durch kritisches Denken Unfug entlarven kann. Unter „Bullshit“ fallen auch die Plastikwörter der Konzerne wie „impact“ und „sustainability“, die Manipulation mit Bildern und Wörtern in der Werbung, die bürokratische Prosa der Politik, das Geschwurbel einiger Geistes- und Sozialwissenschaftler, Vorstellungen von „Schicksal“ und „Natürlichkeit“ in der Esoterik sowie die pseudotiefsinnigen Weisheiten der Lebensberater. Weil es so viel Unfug gibt, ist Bullshit-Resistenz – oder allgemeiner: kritisches Denken – eine der wichtigsten Tugenden im Zeitalter der Digitalisierung.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Teilnahme, Kurzfragen zu ausgewählten Sitzungen.

Philipp Hübl ist Philosoph und Autor der Bücher „Die aufgeregte Gesellschaft“ (2019), „Bullshit-Resistenz (2018), „Der Untergrund des Denkens“ (2015) und „Folge dem weißen Kaninchen“ (2012) sowie von Beiträgen zu gesellschaftlichen und politischen Themen, unter anderem in der Zeit, FAZ, taz, NZZ, auf Deutschlandradio und im Philosophie Magazin. Hübl hat Theoretische Philosophie an der RWTH Aachen, der Humboldt-Universität Berlin und zuletzt als Juniorprofessor an der Universität Stuttgart gelehrt. Studium der Philosophie und Sprachwissenschaft in Berlin, Berkeley, New York und Oxford. Seit dem WS 2020/21 ist Philipp Hübl Gastprofessor für Kulturwissenschaften im Studium Generale der UdK Berlin. Weitere Informationen unter philipphuebl.com.