Theorie und Geschichte des Theaters: Berliner Theater nach ´89: Ästhetik, Politik, Stadt

Prof. Dr. Maximilian Haas
Vorlesungsreihe: Theorie und Geschichte des Theaters
Berliner Theater nach ´89: Ästhetik, Politik, Stadt  

Vorlesung, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 25 Plätze
Mittwochs, 18-20:30 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 158
Anmeldung an: m.haas@udk-berlin.de!
Achtung: Für Studierende des Studiengangs Schauspiel nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar!

Berlin ist eine exemplarische Stadt: Die ästhetischen, politischen und urbanen Paradigmen des 20. und 21. Jahrhunderts spitzen sich hier zu. Mit dem Mauerfall beginnt das konfliktreiche Zusammenwachsen zweier Gesellschaftssysteme, das bis heute ästhetisch wie politisch brodelt. Viel zu spät tritt der Komplex von Rassismus, Flucht und Migration sowie die postmigrantische Gesellschaftswirklichkeit aus dem deutsch-deutschen Schatten. Mit der Privatisierung des öffentlichen Raums, der Wohnungsfrage und problematischen Symbolarchitekturen wird der gelebte Alltag zum Schlachtfeld. Mit seinen fünf Stadttheatern und diversen Freien Szenen bildet Berlin zudem ein breites Spektrum der ästhetischen und institutionellen Ansätze im deutschsprachigen Theater ab. Der Schwerpunkt der Vorlesungsreihe liegt auf den künstlerischen Produktionen und Produktionsweisen, politischen Interventionen und Theaterskandalen, den Kämpfen um Kontinuität und Wechsel, um Anerkennung und Repräsentation. Sie eröffnet so einen Blick auf die geteilten Möglichkeitsbedingungen von Theater, Politik und Stadt.

25.10.23         Einführung: politisch Theater machen
01.11.23         1989f. – Heiner Müllers Hamlet/Maschine und die friedliche Revolution
08.11.23         1990ff. – Volksbühne OST: Die Räuber vom Rosa-Luxemburg-Platz
15.11.23         2001f. – Pollesch im Prater und draußen: Stadt als Beute, Rollende Roadshow
22.11.23         2003ff. – Hebbel am Ufer: Politik des postdramatischen Theaters, Schubladen
29.11.23         2004f. – Palast der Republik vs. Stadtschloss: Erinnerungspolitik, Zwischennutzung und Gegenerzählungen
06.12.23         2016f. – Volksbühnenstreit: Besetzungspolitik
13.12.23         Wohnungsfrage: Die Lage
20.12.23         Flucht-Bewegungen: Chöre der Angekommenen
10.01.24         Postmigrantisches Theater und Exilensemble: Gorki im Herbst, Hamletmaschine
17.01.24         Nachhaltiger Freiraum Tempelhofer Feld (The World is Not Fair, Floating University)
24.01.24         Institutionspolitik: Macht und -missbrauch (Schaubühne, Gorki, Berliner Festspiele), Bühnenbeschimpfung
31.01.24         Rück- und Ausblick

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Leistungsschein: regelmäßige, aktive Teilnahme                                           

Maximilian Haas ist Theater- und Tanzwissenschaftler sowie Dramaturg, derzeit Gastprofessor für Theorie und Geschichte des Theaters an der Universität der Künste. Haas studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen und wurde mit einer praxis-basierten Dissertation an der Kunsthochschule für Medien Köln promoviert. Er war Stipendiat der DFG-Graduiertenkollegs Lebensformen und Lebenswissen (Doc) sowie Das Wissen der Künste (Postdoc) und lehrte an diversen Universitäten und Kunsthochschulen in Deutschland und Europa. Schwerpunkte in Forschung und Lehre der vergangenen Jahre umfassen Ökologie und die Künste, Theorie und Praxis der Dramaturgie im zeitgenössischen Tanz und Theater, interdisziplinäre und Medien-Ästhetik der performativen Künste, Methodologie und Epistemologie künstlerischer Forschung, nicht-menschliche Akteure und mehr-als-menschliche Ästhetik, Betriebsökologie und nachhaltige Produktionsweisen sowie Science, Animal und Environmental Studies. Zuletzt veröffentlicht: Tiere auf der Bühne: Eine ästhetische Ökologie der Performance (Kadmos 2018), How to Relate: Knowledge Arts Practices (Transcript 2021), und Schöpfen and Erschöpfen: Maja Göpel und Eva von Redecker (Matthes und Seitz 2022, mit M. Tsoumou) sowie Performing Climate Action(s): Ethik, Probleme und Ansätze nachhaltiger Produktionsweisen und ihrer Förderung in den Freien Darstellenden Künsten (Transcript 2022, mit S. Umathum). Im Zuge der Studie zur Förderung von Nachhaltigkeit für den Fonds Darstellende Künste/BKM bildete er sich zum Nachhaltigkeitsmanager Kultur und Medien sowie zum Transformationsmanager nachhaltige Kultur weiter. Als Dramaturg/Kurator hat Haas bei den Berliner Festspielen, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, dem HAU Hebbel am Ufer, PACT Zollverein in Essen sowie zahlreichen anderen Theatern in Europa gearbeitet. Weitere Infos: www.udk-berlin.de/person/maximilian-haas/