Zum 125. Geburtstag Hanns Eislers: Eisler „The Progressive“?

Prof. Dr. Hartmut Fladt
Zum 125. Geburtstag Hanns Eislers: Eisler „The Progressive“?

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Donnerstags, 12–14 Uhr, wöchentlich ab 20.04.2023, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Um frühzeitige Anmeldung unter fladt@aol.com (!) wird gebeten.
Achtung: Für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium Generale anrechenbar!

Inhalte des Seminars:
1. Fortschritt als „Material-Revolution“: Hanns Eisler als Schüler Arnold Schönbergs – Von der „freien Atonikalität“ zur Dodekaphonie.
2. „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“ (Hegel): Kritisches Komponieren – Die Politisierung und ihre Folgen. Neue Sachlichkeit, radikale Gegenwärtigkeit; „angewandte Musik“. Einflüsse der französischen und russischen Moderne.
3. Die Neuen Medien und der Fortschritt – Film, Funk, Schallplatte, Neues Theater (Episches Theater, Revue, Kabarett).
4. Perpetuierung? Kritische Dekonstruktion? – Konzepte von „Weiblichkeit“ bei Brecht und Eisler.
5. Zurücknahme als Fortschritt: der Schock des Exils – „Die Länder öfter als die Schuhe wechselnd“: Stationen in Europa. Antifaschistische Aktionsbündnisse, „Volksfront“.
6. USA: Fortschritt und Anpassung in Theorie und Praxis nicht nur des Films – Zwischen New York und Hollywood: Experiment und Kommerz. Kooperation mit Th. W. Adorno (Komposition für den Film), Charlie Chaplin, Fritz Lang. Exilspezifische Traditions-Bezüge im Hollywood-Liederbuch, Texte aus 2500 Jahren Menschheitsgeschichte.
7. Fortschritt in politischen und musikalischen Trümmer-Landschaften? – Rückkehr nach Europa. Der österreichische Staatsbürger in der DDR. Stalinismus und „Sozialistischer Realismus“. Verteidigung Schönbergs. Internationale Film-Projekte. Ernste Gesänge. Die Bunge-Gespräche: Dokumente eines umwegig-erfüllten Lebens und zugleich des Scheiterns.
8. Der „Fortschritts“-Begriff in den Eisler-Rezeptionen in Geschichte und Gegenwart – Gegen die Vereinnahmung Eislers als „Staatskomponist“: die Wiederentdeckung Eislers im Westen der Nach-68er-Phase; Rückwirkungen auf die DDR. Eisler-Zerrbilder in den Musikwissenschaften der Bundesrepublik und der DDR. Eisler in der Gegenwart.

Leistungsanforderungen:aktive und regelmäßige Teilnahme.

Hartmut Fladt, Jahrgang 1945, aus Detmold, studierte dort Komposition/Tonsatz (Rudolf Kelterborn), dann in Berlin Musikwissenschaft; 1973 Promotion bei Carl Dahlhaus. Editor bei der Richard-Wagner-Gesamtausgabe (4 Bände); seit 1981 Professur (Musiktheorie) an der Universität der Künste Berlin, 1996-2000 auch an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2011 Habilitation Musikwissenschaft. Ruhestand seit 2014/15; jetzt Lehrtätigkeit als Privatdozent und Lehrbeauftragter. Im Vorstand der Eisler-Gesellschaft, Editionsleiter der Hanns-Eisler-Gesamtausgabe. Ca. 95 Veröffentlichungen über Musik des 13. - 21. Jahrhunderts. Rezensionen (Die Musikforschung, Musiktheorie, Neue Zeitschrift für Musik/Melos, Musica, ÖMZ, Musik und Bildung, Analysis, Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie, Musik & Ästhetik, Österreichische Musikwissenschaftliche Zeitschrift). Regelmäßige Rundfunk-und Fernseh-Beiträge auch über Popularmusik und ihre Vermittlung. Ca. 130 Booklet-Texte, primär für die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Komponierte Bühnenwerke, Ballett-, Kammer-, Chormusik, elektroakustische Musik, Lieder, Orchesterwerke, „angewandte Musik“, darunter auch Filmmusik. Karl-Hofer-Preis Berlin 1985, Carl-Orff-Preis 1995 beim europäischen Opernwettbewerb München.