Fanny loves Wilhelm, Wilhelm loves Fanny

Prof. Dr. Susanne Fontaine
Fanny loves Wilhelm, Wilhelm loves Fanny

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 3 Plätze
Mittwochs, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 24.4.2024, Fasanenstr. 1B, Raum 212
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar.

Bitte melden Sie sich ab dem 15.3.2024 per Mail an musikwissenschaft_ @udk-berlin.de an (unter Angabe "für Studium Generale").

Im Jahr 1822 lernte die damals knapp 17-jährige Fanny Mendelssohn Bartholdy (1805–1847) den deutlich älteren Maler und Zeichner Wilhelm Hensel (1794–1861) kennen und lieben. Als aber Wilhelm Anfang 1823 mit einem Stipendium des Königs nach Italien reiste, durfte er „seiner“ Fanny nicht direkt schreiben, sondern nur mit den Eltern korrespondieren. Auch nach seiner Rückkehr nach Berlin im Herbst 1828 standen die Eltern der Braut – und insbesondere die Mutter – dieser Verbindung kritisch gegenüber, was nicht nur mit dem Altersunterschied der beiden zusammenhing, sondern auch mit dem sozialen Gefälle zwischen der Bankierstochter aus reichem Hause und dem Pfarrerssohn und Künstler, der aus eher bescheidenen Verhältnissen stammte. Erst nachdem Wilhelm Ende Januar 1829 seine Ernennung zum preußischen Hofmaler in der Tasche hatte, stimmten die Eltern der Verlobung zu; am 3. Oktober 1829 heirateten Fanny und Wilhelm.

Die schriftliche Kommunikation der beiden aus der Verlobungszeit 1829 ist in den Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv erhalten, überwiegend auf kleinen, handschriftlichen Zetteln, die von Dienstboten überbracht wurden. Das Seminar, das in Zusammenarbeit mit Dr. Roland Schmidt-Hensel aus der Musikabteilung stattfindet, befasst sich mit der Erschließung dieser Alltagskorrespondenz, also mit Transkription, Kommentar und dem Versuch einer Datierung. Es berührt damit philologische Fragestellungen ebenso wie die (Berliner) Kulturgeschichte. Wir arbeiten mit Digitalisaten, aber auch mit Originalen, sodass einige Sitzungen in der Staatsbibliothek stattfinden werden.

Vorausgesetzt werden neben dem thematischen Interesse die Neugier auf das Entziffern von Kurrentschrift, die Freude am Umgang mit Autographen und wegen des Bibliotheksbetriebs eine gewisse zeitliche Flexibilität. Genaue Termine werden spätestens zu Beginn der Vorlesungszeit mitgeteilt.

Literaturhinweise:
Ute BÜCHTER-RÖMER: Fanny Mendelssohn-Hensel, Reinbek 2001.
Larry TODD: Fanny Hensel. The Other Mendelssohn, Oxford 2010.
Fanny HENSEL: Tagebücher, hrsg. von Hans-Günter KLEIN und Rudolf ELVERS, Wiesbaden [u.a.] 2002.
Martina HELMIG und Annette Maurer: „Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel. Briefe aus der Verlobungszeit“, in: Martina HELMIG (Hg.), Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Bartholdy. Das Werk, München 1997, S. 139–161.
Hans-Günther KLEIN: „Auch in künstlerischer Zusammenarbeit vereint – Wilhelm Hensel, zeichnend und Fanny Hensel, komponierend“, in: Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 35 (1998), S. 265–276.

Susanne Fontaine studierte Schulmusik, Germanistik und Musikwissenschaft (1. Staatsexamen 1987) und promovierte im Fach Musikwissenschaft (Universität Hamburg 1997). Nach Tätigkeiten in Berlin, Wien, Stuttgart, Heidelberg und Potsdam ist sie seit 2004 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Vorsitzende des dortigen Zentrums für künstlerische Lehrkräftebildung, Mitglied des Bundesfachausschusses "Bildung" beim Deutschen Musikrat sowie Mitglied der Kommission zur Vergabe des Elsa-Neumann-Stipendiums, der Graduiertenförderung des Landes Berlin. Von 2011 bis 2016 war Susanne Fontaine Fachkollegiatin bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2016 bis 2020 war Fontaine Vizepräsidentin der UdK mit dem Aufgabenschwerpunkt Lehrkräftebildung. Sie ist Vorsitzende des Landesverbandes Berlin des Deutschen Hochschulverbandes. Ihre Forschungsinteressen gelten dem Zusammenspiel der Künste, dem Musikleben der Weimarer Republik sowie der Gegenreformation in der Musik.