Wenn Hasen Enten sind - oder auch nicht. Theorien und Praktiken des Paradigmenwechsel(n)s

Prof. Dr. Jens Badura
Wenn Hasen Enten sind - oder auch nicht. Theorien und Praktiken des Paradigmenwechsel(n)s

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 9-12 Uhr, Termine: 16.10., 30.10., 13.11., 20.11. (DIGITAL), 27.11., 4.12. (DIGITAL), 11.12.2024, 15.1.2025, Mierendorfstr, Raum 201
Achtung: Für Studierende der GWK nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar!

Hase oder Ente? Diese Frage stellt sich im Zusammenhang der eigenartigen Erfahrung, die man bei der Betrachtung sogenannter „Kippbilder“ wie dem „Hasen-Enten-Kopf“ machen kann. Solche zugleich irritierenden wie faszinierenden Gestaltwechsel sind aber nicht nur ein interessantes Wahrnehmungsphänomen. Sie sind auch Sinnbild für das, was der Begriff "Paradigmenwechsel" bezeichnet: Ein unvermitteltes „Neusehen“ von etwas, ohne dass zwischen der vorherigen und der folgenden Sichtweise eine nachvollziehbare Verbindung zu bestehen scheint, obwohl man doch vermeintlich Dasselbe anschaut.
Ursprünglich wurde der Begriff „Paradigmenwechsel“ vom Philosophen Thomas S. Kuhn geprägt und diente ihm zur Beschreibung von „revolutionären“ wissenschaftlichen Entwicklungen, die das Referenzsystem ganzer Disziplinen oder auch des Wissenschaftssystem insgesamt neu formatiert haben – wie etwa der Übergang vom geozentrischen zum kopernikanischen Weltbild.
Die Rede von „Paradigmenwechseln“ ist allerdings inzwischen auch in die Alltagssprache eingewandert, ohne das immer klar wäre, was genau damit gemeint ist. Grund genug, sich das in einem Seminar etwas genauer anzuschauen und in einen größeren Kontext zu stellen. Neben der Auseinandersetzung mit Kuhn soll es daher auch diverse Ausflüge in nahegelegene und relevante Theoriegefilde geben: So bewegen wir uns in kritischer Perspektive in Denkweisen, in denen Wahrheit als „Heer von Metaphern“ verstanden wird, wo Denken vom „Stil“ einer „Denkgemeinschaft“ geprägt ist, Erkenntnistheorie „anarchistisch“ und „Wissenschaft als Kunst“ betrieben werden soll - und wo Hase und Ente zwar „inkommensurabel“ sind, aber gerade deshalb ihre Verbindung sehr aufschlussreich wird.
Arbeitsweisen: Input durch den LV-Leiter, gemeinsame Textlektüre, Gruppenarbeit, ggf. Exkursion.      

Leistungsanforderungen: Aktive Teilnahme mit Impulsreferat und Mitwirkung in einer Gruppenarbeit.                                         

Jens Badura ist Gastprofessor im Studiengang GWK, Co-Leiter der Graduate School "Kulturen der Alpen" an der Universität Luzern und Associated Researcher an der Züricher Hochschule der Künste.
Er hat Philosophie, Biologie, Geschichte und Politikwissenschaften in Konstanz, Innsbruck und Tübingen sowie Kulturmanagement in Wien studiert und war u.a. Post-Doc am Max-Weber-Kolleg für sozial- und kulturwissenschaftliche Studien (Uni Erfurt), am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (Uni Stuttgart) und der École des Hautes Études en Sciences Sociales (Paris). 2006 hat er sich an der Universität Paris 8 habilitiert. Er unterrichtete seither an zahlreichen Kunsthochschulen und Universitäten in Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der angewandten Ästhetik und Kulturphilosophie sowie der Epistemologie heterogener Wissenskulturen im Zusammenhang zeitgenössischer gesellschaftlicher Transformationsprozesse.