Behinderung und Normalisierung in der Oper

Merle Krafeld
Behinderung und Normalisierung in der Oper

Proseminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Freitags, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 27.10.2023, Fasanenstr. 1B, Raum Fa 212

Anmeldung ausschließlich über das Online-Vorlesungsverzeichnis! Die Bestätigungsmail kommt nach dem 20.10.
Achtung: für Studierende der Fakultät Musik nicht als Studium-Generale-Leistung anerkennbar.

Von Giuseppe Verdis Rigoletto über Franz Schrekers Die Gezeichneten, Alexander von Zemlinskys Der Zwerg, George Gershwins Porgy and Bess und Moritz Eggerts Freax bis zu Lera Auerbachs The Blind: Behinderung ist elementarerer Aspekt zahlreicher Opernstoffe – aber selten explizit Thema von Kritik oder musikhistorischer Forschung. Der gesellschaftliche Blick auf und Umgang mit Behinderung hat sich im Verlauf der letzten 200 Jahre radikal gewandelt. Die Disability History nimmt diese Entwicklungen in den Fokus, versteht Behinderung aber auch als auf alles gesellschaftliche Handeln anwendbare Analysekategorie sozialer Ungleichheit – ähnlich wie zum Beispiel die Kategorien race oder gender.
In diesem Seminar analysieren wir unter Zuhilfenahme der Disability History einzelne Opern und fragen: Wie wurden die Formen von Behinderung und dem gegenüber die körperliche Norm im jeweiligen Entstehungskontext des Werkes konstruiert? Welche Rolle spielte Kunst bei diesen Konstruktionen und wie beeinflussten Vorstellungen von Behinderung und Normalität wiederum die Künste? Welchen Effekt hat eine Behinderung innerhalb bestimmter Opernhandlungen? Und wie wird all das in den jeweiligen Werken musikalisch umgesetzt?

Literaturhinweise:
Elsbeth BÖSL, Anne KLEIN und Anne Waldschmidt (Hgg.): Disability History. Konstruktionen von Behinderung in der Geschichte. Eine Einführung, Bielefeld 2010.
Joseph N. STRAUS: Extraordinary Measures. Disability in Music, Oxford 2011.
Charlotte ARMSTRONG: „Representation of the Degenerate Condition from Source to Stage: Disability and Mo-rality in Franz Schreker’s Die Gezeichneten“, in: Contemporary Theatre Review 29 (2019), H. 4, S. 384–405.

Merle Krafeld machte in Köln eine Ausbildung zur Tontechnikerin und arbeitete unter anderem für WDR3 und die Sendung mit der Maus. Es folgten ein Schulmusik- und Geschichtsstudium an UdK und HU in Berlin und sowie in Bukarest. Aktuell ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der UdK und Redakteurin beim Onlinemagazin VAN.