Artificial Amnesia

Prof. Christiane Kühl & Prof. Chris Kondek
Artificial Amnesia

Blockseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Freitag, 19.1., 14-19 Uhr / Samstag, 20.1.2024, 10-17 Uhr sowie Freitag, 2.2., 14-20 Uhr / Samstag, 3.2.2024, 10-17 Uhr

ACHTUNG: NEUER ORT: Hybrid Lab, Villa Bell, Marchstraße 8, 10587 Berlin
Link zum Lageplan: https://www.hybrid-plattform.org/ueber-uns/hybrid-lab

Samstag, 20.1.2024, 11 Uhr: Besuch des Berlin Center for Advanced Neuroimaging (BCAN), Charité Mitte Campus, Sauerbruchweg 4, 10117 Berlin

Künstliche Intelligenz hat auf alles eine Antwort. Das heißt mitnichten, dass KI alles weiß. Denn künstliche neuronale Netze, Machine Learning, die jüngsten Formen generativer KI gleichwie vor Jahrzehnten das Internet, kamen schon mit großen Gedächtnislücken zur Welt. Seit ihren Anfängen wird Informationstechnologie vornehmlich von jungen weißen Männern in den USA programmiert und diese beschränkte Welterfahrung wird seither samt ihren Stereotypen und Biases durch ebenso beschränkte Trainingsdaten in Feedbackloops potenziert. Large Language Models wie ChatGPT oder Text-to-Image-Generatoren wie Midjourney zeigen das aktuell frappant. Doch nicht nur die KI, auch wir blenden dabei Welt und Wissen aus – etwa die Tatsache, welche Ausbeutung von Menschen und Erden mit der Digitalisierung einhergehen.

In diesem Workshop versuchen wir uns künstlicher Intelligenz über Amnesie als Metapher zu nähern. Eine Neurologin und ein IT-Spezialist vermitteln die Grundlagen von Informationsverarbeitung, -Speicherung und -Löschung. Wir kombinieren die Fakten mit jeglichem Material zum Thema Gedächtnisverlust, das uns zu aufschlussreichen Analogien inspiriert: suchen in Filmen oder Romanen, scannen aktuelle Nachrichten, Produktwerbung, Kulturtheorie und persönliche Erfahrungen. In Kleingruppen montieren die Teilnehmenden Textfragmente und Bildsequenzen zu Mini-Lecture-Performances oder -Essayfilmen, die die Leerstellen der KI ins Bewusstsein holen.

Voraussetzung für die Teilnahme: Die Teilnehmenden sollten, so möglich, eine Filmszene, Literaturausschnitt, Zeitungsartikel oder Gedanken zum Thema Gedächtnisverlust mitbringen.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium Generale Leistungsschein: Engagierte Teilnahme; Mitarbeit an einer Szene für eine Lecture-Performance oder einen Essayfilm zum Thema KI-Amnesie.

Christiane Kühl und Chris Kondek entwickeln seit knapp 20 Jahren gemeinsam Theater-Performances und Videoinstallationen, seit 2017 unter dem Namen doublelucky productions. Fokus ihrer Arbeit ist die praktische, ästhetische und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Einfluss digitaler Infrastrukturen auf unsere Lebenswelt. Koproduziert vom HAU Berlin, Münchner Kammerspielen, Residenz Schauspiel Leipzig u.a. gastieren ihre mehrfach ausgezeichneten Arbeiten beim Kunstenfestival Brüssel, Festival Tokyo, Ob/Scene Seoul, Frascati Amsterdam, Brut Wien, NET Festival Moskau, Vaba Lava Tallinn, Teatre Lliure Barcelona, Tmuma Tel Aviv, The Jordan National Gallery of Fine Arts, re:publica, Impulse, Politik im Freien Theater usf. Ab Herbst 2023 teilen sie die Gastprofessur für Interdisziplinäre künstlerische Praxis und Theorie an der UdK. Mehr Informationen unter www.doubleluckyproductions.org.

Christiane Kühl lebt als Theatermacherin, Autorin und Redakteurin in Berlin. Ihr Interesse gilt der Beobachtung, Analyse und Beschreibung gesellschaftlicher Zusammenhänge, in dokumentarischen wie künstlerischen Formaten. Nach dem Studium der Neueren Deutschen Literatur, Philosophie und Spanisch in Hamburg war sie Redakteurin der tageszeitung, des kulturSPIEGEL sowie bei Radio eins/RBB, danach freischaffend im Medien- und Kulturbereich. Kuration interdisziplinärer Symposien zwischen Kunst und Theorie fürs Goethe Institut, HAU Berlin und steirischer herbst (AT). 2011-2013 Referentin und Stellvertreterin des Intendanten der Berliner Festspiele. Seit 2018 Projektleitung/Redaktion bei weiterschreiben.jetzt, eine Plattform für Literatur aus Kriegs- und Krisengebieten. Neben der Entwicklung von Performances mit doublelucky productions Zusammenarbeit mit Interrobang, Ant Hampton, Quarantine (UK). Mehr Informationen unter www.christianekuehl.de.

Chris Kondek, born in Boston in 1962, started as a video designer for theater in 1990 working with the New York Theater company The Wooster Group. In 1995 he began a multi-year collaboration with performance artist Laurie Anderson; in the late 90's he made video for productions by Robert Wilson, The Builder's Association and Michael Nyman. After moving to Berlin in 1999 Kondek established himself in the German Theater world, working with directors Stefan Pucher, Falk Richter, Jossi Wieler, Armin Petras among many others, as well as with choreographer Meg Stuart. In 2007 Kondek created video for the first of many opera productions with Sebastian Baumgarten. With director Lydia Styer he worked on Stockhausen's “Donnerstag aus Licht”, which was named production of the year 2016 by Opernwelt magazine. For his video work in theater Kondek received the OPUS/Deutscher Bühne Prize in 2008 and the Faust Theater Prize in 2012.