Böse Bauten

Stephanie Kloss
Böse Bauten. Workshop über die monumentalen Relikte der Naziarchitektur in Berlin

Blockseminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Samstag/Sonntag, 18./19.11. und 2.12/3.12.2023, jeweils 10-17 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 004

Registration on Moodle starts 16.10.2023 / Anmeldung auf Moodle beginnt am 16.10.2023: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2032
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: boese

Im langen Schatten der braunen Vergangenheit und ihrer grauen bröckelnden Hinterlassenschaften thematisieren wir in diesem künstlerisch interdisziplinären Workshop die Gegenwart, das jetzt. Nazi-Architektur in Berlin findet man längst nicht in dem Ausmaß, das dem Regime vorschwebte, Bauwerke aus dieser Zeit gehören dennoch zum Stadtbild. Es ist nicht leicht, einen angemessenen Umgang mit solch historisch brisanten Gebäuden des Nationalsozialismus zu finden. Werden sie abgerissen, tilgt man Spuren der Vergangenheit und erschwert so die historische Auseinandersetzung. Zweistellige Millionensummen in die Erhaltung von NS-Gebäuden zu investieren, diese als Ministerien umzunutzen, scheint allerdings ebenso fragwürdig. Dass es sich z.B. beim Tempelhofer Flughafen, der nicht realisierten Germania Halle, der großen Achse etc. um ein schwieriges Erbe handelt, steht außer Frage. Dass die Erinnerung und das Bewusstsein um die Problematik dieses Erbes kontextualisiert und wachgehalten werden muss, auch. Was für die Ewigkeit geplant war, monumental überdimensioniert und repräsentierend, ist nun ungenutzt, Ruine, ein Speicher der eingeschriebenen Zeit.
Was also tun, wenn die Steine zu bröckeln beginnen? Mit dieser Fragestellung im Kopf nähern wir uns den Gebäuden der NS Zeit mit den zeitbasierten Medien der Fotografie und Video, befragen, halten fest, tauchen ein in die Vergangenheit und zeigen das Heute. Das Wissen um die Vergangenheit im Gedächtnis, zeigt unser Blick die Gegenwart – was sagt sie aus? Wie ist der Zusammenhang von Architektur und politischer Sphäre heute?
Anhand der Bestandsaufnahme vor Ort entwickeln wir Konzepte und Ideen. Dokumentarische Ansätze als auch eine freie Herangehensweise sollen bei der Umsetzung eine Rolle spielen. Angestrebt wird ein wahrnehmungserweiternder Zugang in einem frei wählbaren Medium wie Fotografie, Collage, Performance, experimentellen Film oder Texten. Es kann in Gruppen gearbeitet werden. Zum Abschluss werden die Arbeiten im Seminarkreis präsentiert.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium Generale Leistungsschein: kontinuierliche Teilnahme und praktische Auseinandersetzung mit dem Seminarthema. Dies bedeutet, als Abschlussergebnis entweder eine fotografische Arbeit oder ein Video in einem Ausstellungskontext zu präsentieren.

Stephanie Kloss, geboren in Karlsruhe, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Berlin. Sie hat Architektur an der Technischen Universität in Berlin (1988-1994, Diplom) und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bei Marie-Jo Lafontaine und Günther Förg sowie Fotografie bei Thomas Struth und Candida Höfer studiert (1995-1998). 2007 erhielt sie ein Reisestipendium des Goethe Instituts Caracas, 2010 das Arbeitsstipendium des Berliner Senats, 2012 ein Projektstipendium des Goethe Instituts Jerusalem und 2014 das zweimonatige Globalstipendium für Israel, 2018 das Globalstipendium für Los Angeles, 2022 das Neustart Kultur Stipendium und 2023 das Recherche Stipendium des Berliner Senats. 2015 war sie Mentée im Mentoring Programm für hochqualifizierte Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen an der Universität der Künste, Berlin. Stephanie Kloss’ fotografische und filmische Arbeiten beschäftigen sich mit soziologischen, philosophischen und politischen Phänomenen in Architektur und Raum. Sie ist in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Neben ihrer künstlerischen Praxis kuratiert Kloss Ausstellungen, lehrt an der UdK, schreibt Texte für diverse Kunstzeitschriften und betreibt den Ausstellungsraum „Die Möglichkeit einer Insel“.