Projekt #1: Fehlstellen, oder: Traurige Dinge

Fehlstellen, oder: Traurige Dinge. Auf der Suche nach Ausstellungskonzepten für ehemalige Wohnensembles
Sibylle Hoiman & Prof. Dr. Matthias Noell (Kunstgewerbemuseum & Architektur)
Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS,
Beginn: Montag, 8.1.2024, 10 Uhr,
Ort: Kunstgewerbemuseum

In unseren Museen und öffentlichen Sammlungseinrichtungen befindet sich eine Vielzahl von Dingen, selten ausgestellt, häufiger hingestellt oder magaziniert. Dekontextualisiert, also aus ihren ehemaligen räumlichen, sozialen und inhaltlichen Zusammenhängen gerissen, fristen sie ein trauriges Dasein, es sei denn, sie werden in Ausstellungen, Dokumentationsvorhaben und Vermittlungsangeboten re-kontextualisiert, erklärt, durch Kontrastierung und Analogiebildung befragt und zu neuem Leben erweckt.
Das Berliner Kunstgewerbemuseum (kgm) zählt zu den größten Einrichtungen seiner Art in Deutschland. Tausende von Kunstgegenständen auf tausenden von Quadratmetern, und man sieht davon nur die Spitze des Objektbergs. Der Rest der Sammlung bleibt überwiegend unentdeckt und unvermittelt.
Die Fakultät Gestaltung der UdK stattet ihrer abgetrennten Hälfte, die das kgm einmal war, einen Besuch ab und fragt nach dem Stellenwert der Dinge für uns heute. Was und wie stellen wir aus? Was muss erklärt werden, was kann den Besucher*innen und ihrer Assoziations- und Imaginationskraft überlassen werden? Müssen Museen sich nicht viel stärker auch anderen Bevölkerungsschichten öffnen, nicht nur dem traditionell bourgeoisen Stammpublikum, das ohnehin Mittelalter von Frühneuzeit, Chaise-longue, Récamière und Lounge-Sessel voneinander unterscheiden kann? Und wozu überhaupt der ganze Aufwand?
Es wird Zeit, das Erzählen wieder zu lernen.

Matthias Noell ist Professor für Architekturgeschichte & Architekturtheorie an der UdK Berlin. Sibylle Hoiman ist Direktorin des Kunstgewerbemuseum (KGM) Berlin.

Quelle: Noell-Hoyman