GEGENWART. Eine Vermessung der Unmittelbarkeit

Christian Schüle
GEGENWART. Eine Vermessung der Unmittelbarkeit.
Ein Semester Deutschlandrealität
Seminar, Deutsch/Englisch, 2 SWS, 2 ECTS
Blockseminar, 5 Termine: Freitag, 3.5.2024, 14-18 Uhr; Freitag, 7.6.2024, 14-19 Uhr; Samstag, 8.6.2024, 10-15 Uhr; Freitag, 5.7.2024, 14-19 Uhr;
[ACHTUNG: NEUER RAUM:] Samstag, 6.7.2024, 10-15 Uhr, Hardenbergstr. 33, Raum 151

Das Quartal Mai, Juni, Juli 2024 als Laborversuch: „Barcamp Germany“.
Ein interdisziplinäres und experimentelles Projekt als Blockseminar an zwei Wochenenden.
Die Universität als Transformations-Generator mit dem Aufruf: Also transformiert euch!

2024 könnte eines der dramatischsten und prägendsten Jahre der bisherigen Epoche werden. Reale Kriege, Krisen, Erregungszustände, geopolitische Erschütterungen, gespaltene Gesellschaften, innere Zerrissenheit, Auflösung herkömmlicher Gewissheiten, Proteste, Widerstand, Sabotage und die Furcht vor einem umfassenden Aufstieg des rechten Paradigmas. Landtagswahlen in Ostdeutschland, Wahlen in den USA, Haushaltsdefizite, Finanzlöcher, eminente Verteuerung des Lebens, unaufhaltsamer Einzug der Künstlichen Intelligenz und Robotik.

Lässt sich unsere Gegenwart angemessen darstellen? Wenn ja: Wie?

Die jeweils von den Student*innen ausgewählten Themen (die sie anhand der von ihnen eingeschätzten Wichtigkeit selbst bestimmen), werden kulturgeschichtlich erörtert und über historische Analogien analysiert. Die Vermessung der Gegenwart geschieht also performativ und diskursiv. Sie beobachten, sammeln, fragen und erarbeiten zwischen den zwei oder drei Barcamp-Versammlungen an zwei Wochenenden über das gesamte Semester hinweg in Absprache miteinander ihre Gegenwart (Video-Tagebuch; Interview/Gespräche; Notizen/Essays...)

Drei Beobachterposten (jede*r wird Teil einer der drei Arbeitsgruppen):
Kampfzone (Krieg, Konflikt, Protest)
Kunstraum (Darstellung, Abbildung, Diskurs)
Utopie (Entwurf, Traum, Korrektur)

Die Gegenwart wird in einen Ausdruck (Kunst) übersetzt. Sie wird als Bühne und reale Konstruktion erkannt und kenntlich gemacht. Als Diskurs- wie Kunstprojekt wird sie ideell-wissenschaftlich kartografiert, thematisch geordnet, analysiert und kulturwissenschaftlich durchdrungen. Schließlich ästhetisch abgebildet, künstlerisch ausgelegt und interdisziplinär dargestellt.

Entstehen soll ein Gesamt-Kunstwerk – ein Gebäude, ein Bild, eine Collage, ein Theaterstück, eine Komposition, ein Drama; einzeln oder alles in einem als interdisziplinäre, multikünstlerische Erzählung – das ein Quartal Gegenwart sichtbar macht, ausdrückt, abbildet, auf welche Art auch immer...

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Aktive und durchgehende Mitarbeit am Barcamp.

Christian Schüle, geb. 1970; Studium der Philosophie, Soziologie und Politischen Wissenschaft in München und Wien; ehemaliger ZEIT-Redakteur; lebt als freier Schriftsteller, Essayist und Publizist in Hamburg. Er leitete zwei Thinktanks über eine Minima Moralia der nächsten Gesellschaft, ist Vortragsredner auf verschiedenen Foren und nimmt in politischen Feuilletons für den Deutschlandfunk und den Bayerischen Rundfunk regelmäßig zu zeit- und gesellschaftskritischen Fragen Stellung. Unter seinen bisher 13 Büchern sind der Roman „Das Ende unserer Tage“ sowie die Debatten-Essays „Was ist Gerechtigkeit?“, „Heimat, ein Phantomschmerz“ und „In der Kampfzone“. Zuletzt erschien seine Philosophie des Reisens unter dem Titel „Vom Glück, unterwegs zu sein“ (Siedler-Verlag, München).