anders werden

Prof. Dr. Hanna Engelmeier
anders werden

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Donnerstags, 14-16 Uhr, wöchentlich ab 18.4.2024, Hardenbergstraße 33, Raum 151

Anmeldung auf Moodle beginnt am 15.04.2024:
https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2232
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: anders

Das Seminar soll sich grundsätzlich mit der Frage nach der kulturellen Bewertung von Transformationen beschäftigen. Angesichts der Polykrisen der Gegenwart scheint Transformation einerseits als grundsätzlich notwendig: wir müssen anders, nämlich schonender mit natürlichen Ressourcen umgehen. Wir wollen anders, nämlich achtsamer und rücksichtsvoller miteinander umgehen und stoßen deshalb beispielsweise antirassistische oder dekolonisierende Prozesse an. Wir sollen und wollen uns als Individuen ständig verbessern: leistungsfähiger, entspannter, bewusster, aufgeklärter werden. Zur gleichen Zeit gibt es zahlreiche Transformationen, die uns als nicht wünschenswert oder sogar bedrohlich erscheinen und all diejenigen positiven Veränderungen, nach denen wir streben, in Frage stellen oder zu verunmöglichen drohen.

Das hier vorgeschlagene Seminar setzt sich exemplarisch mit Transformationsdiskursen in der Gegenwart auseinander und stellt sich insbesondere der Frage, unter welchen kulturellen und sozialen Bedingungen „anders werden“ als positiv bewertet und wünschenswert gilt, und unter welchen das nicht der Fall ist.

In den Fokus geraten sollen dabei insbesondere die drei zentralen Bereiche, mit denen intersektionale Ansätze arbeiten, also race, class und gender. Dabei wird sich das Seminar in drei Abschnitte gliedern. In einem ersten Segment werden wir uns der Frage stellen, unter welchen Bedingungen „anders werden“ als schlechter gilt und vor allem: schlechter im Vergleich zu was? Dazu werden wir uns mit Dystopien in Literatur und Film beschäftigen, neben katastrophischen Szenarien aber auch kleinere Formen der Verschlechterung betrachten. Im zweiten Teil des Seminars wird es darum gehen, welche Konflikte auftreten, wenn es darum geht auszuhandeln, was „besser“ sein könnte: Besser für alle im Hier und Jetzt (wer sind „alle“, beispielsweise?), besser „für mich“, besser „für dich“. Der dritte Teil des Seminars beschäftigt sich schließlich damit, was „anders werden“ auch sein könnte: Eine weder bessere, noch schlechtere Version von etwas, eine, für die uns vielleicht noch das nötige Beschreibungsvokabular fehlt.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Aktive Teilnahme an den Sitzungen, Vorbereitung der Seminarlektüre.

Hanna Engelmeier ist seit dem Wintersemester 2023/24 Gastprofessorin im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin. Sie studierte Kulturwissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Dort wurde sie 2014 mit einer Arbeit zur deutschen Darwin-Rezeption promoviert. Diese Arbeit erschien 2016 unter dem Titel „Der Mensch, der Affe. Anthropologie und Darwin-Rezeption in Deutschland, 1850-1900“. Während ihrer Promotion war sie 2010 Visiting Scholar in an University of California in Berkeley und 2012 Fellow am Kolleg Friedrich Nietzsche in Weimar. Ab 2012 arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität in Weimar, seit 2014 war sie Koordinatorin der DFG-Forschungsgruppe „Medien und Mimesis“, die ebenfalls in Weimar und an der Ruhr-Universität Bochum angesiedelt war. Nach einem Gastaufenthalt als Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaft (IFK) in Wien im Jahr 2016 war sie bis März 2018 Postdoktorandin und Koordinatorin in dem von der Volkswagen Stiftung geförderten Promotionskolleg „Schreibszene Frankfurt. Poetik, Publizistik und Performanz von Gegenwartsliteratur“ an der Goethe Universität Frankfurt am Main. Seit 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Essays und Rezensionen publizierte sie zuletzt unter anderem in „Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“, „die tageszeitung“, in der „Süddeutschen Zeitung“ oder auf „ZEITOnline“. Im August 2021 erschien ihr Buch „Trost. Vier Übungen“ bei Matthes und Seitz Berlin, für das sie den Ernst-Bloch-Förderpreis und den Clemens Brentano Preis für Literatur der Stadt Heidelberg erhielt.