Essays: Üben, Versuchen, Ausprobieren

Prof. Dr. Hanna Engelmeier
Essays: Üben, Versuchen, Ausprobieren

Seminar, Deutsch/English, 2 SWS, 2 ECTS
Mittwochs, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 25.10.2023, Hardenbergstr. 33, Raum 151

Registration on Moodle starts 16.10.2023 / Anmeldung auf Moodle beginnt am 16.10.2023: https://moodle.udk-berlin.de/moodle/course/view.php?id=2012
Moodle Enrollment Key / Einschreibeschlüssel: ueben

Die Geschichte des Essays besteht zu erheblichen Teilen im Scheitern der Versuche, den Essay kunstvoll zu definieren. Das gilt für Essays in allen möglichen Medien, beispielsweise in Literatur, Fotografie oder Film. Offenheit der Form des Essays und seiner Stilistik werden dafür ebenso verantwortlich gemacht wie eine breite Verwendung des Begriffs Essay für alle möglichen Artefakte, bei denen heterogene Materialien mit heterogenen Verfahren bearbeitet und möglicherweise auch noch mit einer stark subjektiven Perspektive zur Darstellung gebracht werden. Fest steht zunächst: es gibt Essays, und die Behauptung ihrer Existenz erfüllt eine Funktion. Dem gehen wir in dem Seminar nach.

Essays nehmen sich heraus, vorläufige Überlegungen zu fixieren und verlassen sich auf die Bereitschaft des Publikums dazu, diese selbst hin und her zu wenden, weiterzuspinnen und für sich nutzbar zu machen. Ein Gedanke, von dem ein Essay anfänglich ausgeht, wird sich durch üben, versuchen und ausprobieren notwendig verändern und am Ende des Essays möglicherweise gar nicht mehr in seiner ursprünglichen Form zu erkennen sein. Ist der Essay vielleicht vor allem eine ästhetische Praxis?

Das Seminar begegnet dieser Frage. Im besten Fall werden wir am Ende des Semesters vor allem wissen, was kein Essay ist. Dazu werden wir einerseits eine Auswahl von theoretischen Texten zum Thema lesen, uns andererseits aber auch mit essayistischer Praxis auseinandersetzen – dabei wird es auch um Quellen gehen, die einen Beitrag zum Jahresthema des Studium Generale (Amnesie) leisten. Das Thema Amnesie soll auch leitend für die Praxissitzungen sein, in denen Sie Ihre eigenen essayistischen Arbeiten erarbeiten und vorstellen werden.

Zum Erreichen dieses Ziels werden wir Texte unter anderem von Linda Nochlin, César Aira, Amia Srinivasan oder Clive James lesen, Arbeiten von Nan Goldin diskutieren und Videos von Kevin B. Lee oder John Wilson anschauen und über das Werk Harun Farockis sprechen – und über all die Formen des Übens, Versuchens und Ausprobierens, die für die Teilnehmenden am Seminar von besonderem Interesse sind. Die Lektüren finden teils live im Seminar statt, Sie sollten jedoch auch die Bereitschaft mitbringen, vorbereitet in die Sitzungen zu kommen, sowie Material in englischer Sprache zu bearbeiten. Gastbeiträge von Theoretiker*innen und Praktiker*innen des Essays sind ebenso vorgesehen wie die Präsentation und Produktion eigener essayistischer Arbeiten.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: Regelmäßige, aktive Teilnahme, regelmäßige Lektüre, Seminarpräsentationen zu eigener essayistischer Praxis.

Hanna Engelmeier ist im Wintersemester 2023/24 Gastprofessorin im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin. Sie studierte Kulturwissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Dort wurde sie 2014 mit einer Arbeit zur deutschen Darwin-Rezeption promoviert. Seit 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Essays und Rezensionen publizierte sie zuletzt unter anderem in „Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“, „die tageszeitung“, in der „Süddeutschen Zeitung“ oder auf „ZEITOnline“. Im August 2021 erschien ihr Buch „Trost. Vier Übungen“ bei Matthes und Seitz Berlin.