Ästhetiken der Sorge

Prof. Dr. Kathrin Busch
Ästhetiken der Sorge

Seminar, Deutsch, 3 SWS, 2 ECTS, 10 Plätze
Freitags, 14-17 Uhr, wöchentlich ab 22.4.2022, Straße des 17. Juni, Raum 207
Anmeldung in der 1. Sitzung vor Ort.

Ästhetiken der Sorge haben Einzug in die zeitgenössischen Künste erhalten. Sie zeugen vom Interesse an einer besänftigenden Wirkung von Kunst, an Ritualen der Tröstung und Heilung, die angesichts fortwährender sexistischer, rassistischer oder sozialer Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse geboten scheinen. Im Zeichen einer neuen Sensibilität grenzen sich diese Sorgepraktiken von Ästhetiken der Negativität ab und suchen nach künstlerischen Ausdrucksformen mit reparativer oder therapierender Wirkung. In ihnen findet man einen deutlichen Gegenpol zu ästhetischen Strategien der Riskanz, des Schocks oder der Grausamkeit wie sie in der Moderne dominieren.

Das Seminar geht den Genealogien der Idee einer Heilwirkung von Kunst nach, um nach den theoretischen Implikationen von Kunstformen der Sorge zu fragen und sie ins Verhältnis zu Konzepten des radikal Bösen, der Verausgabung oder Schwächung zu setzen.

Literaturhinweise:
Gilles Deleuze, Kritik und Klinik, Frankfurt a. M. 2000
Hanna Engelmeier, Trost. Vier Übungen, Berlin 2021
Svenja Flaßpöhler, Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren, Stuttgart 2021
Michel Foucault, Die Sorge um sich, Frankfurt a.M. 1989
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, The Delusion of Care, Berlin 2020
Maggie Nelson, On Freedom. Four Songs of Care and Constraint, London 2021

Kathrin Busch ist Philosophin und lehrt als Professorin an der Universität der Künste. Daneben hat sie die Gesellschaft für künstlerische Forschung (gkfd.org) mitgegründet und das Berliner Förderprogramm für künstlerische Forschung auf den Weg gebracht (kuenstlerischeforschung.berlin). Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören neben Fragen des ästhetischen Denkens und künstlerischen Forschens auch Theorien der Passivität und Fleischlichkeit. Ausgewählte Veröffentlichungen: (Hg. et al.), Das Ästhetisch-Spekulative, Paderborn 2021; (Hg. et al.), Wessen Wissen? Materialität und Situiertheit in den Künsten, Paderborn 2018; (Hg.), Anderes Wissen, München 2016; P – Passivität, Hamburg 2012; Geschicktes Geben. Aporien der Gabe bei Jacques Derrida, München 2004.