Theodor W. Adorno: Philosophie der Neuen Musik

Prof. Dr. Dörte Schmidt | Prof. Dr. Garcia Düttmann
Theodor W. Adorno: Philosophie der Neuen Musik

Seminar, Deutsch, 2 SWS, 2 ECTS, 5 Plätze
Mittwochs, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 27.4.2022, Hardenbergstr. 33, Raum 110
Um Anmeldung spätestens bis zum 22.04. unter geschaeftsstelle-musikwissenschaft_ @udk-berlin.de wird gebeten.

Kaum ein musikphilosophisches Werk hat im zwanzigsten Jahrhundert über den Expertenkreis hinaus eine solche Wirkung ausgeübt wie Adornos Philosophie der Neuen Musik, 1949 in Deutschland erschienen und im nordamerikanischen Exil verfasst. Als Streitschrift ist es vielleicht nur mit Nietzsches sechzig Jahre zuvor publizierter Abhandlung Der Fall Wagner vergleichbar. Seine Einzigartigkeit, bewundernswert oder fragwürdig, lässt sich ebenfalls daran erkennen, dass es ohne Nachfolge geblieben ist. Einerseits erweist sich die Philosophie der Neuen Musik vor allem in ihrer Einleitung als ein erster Versuch, eine ästhetische Theorie systematisch zu entwickeln, an der Adorno dann in den zwei Jahrzehnten nach der Publikation weiterarbeitet. Andererseits wird das Buch von einer sowohl innermusikalischen als auch geschichtlichen und gesellschaftlichen Diagnose geprägt, die in seiner schroff polemischen antithetischen Struktur zum Ausdruck kommt.

Zwei Komponisten der Moderne, Schönberg und Strawinsky, werden mit den – nicht nur im engen Sinne künstlerischen – Positionen des Fortschritts und der Reaktion identifiziert. Es entsteht ein einzigartiges Spannungsfeld, in dem sich die Argumentation bewegt. Die Aufteilung in Lager wird dadurch wieder gesprengt, dass Adorno innerhalb des Teils über Fortschritt ebenfalls Kritik an Schönbergs musikalischem Werdegang übt. Später, in einem Rundfunkvortrag aus den frühen sechziger Jahren, bemüht er sich darum, ein „dialektisches Bild“ Strawinskys zu zeichnen.

Literaturhinweis:
Theodor W. ADORNO: Philosophie der neuen Musik, Tübingen 1949.

Leistungsanforderungen: aktive und regelmäßige Teilnahme.

Dörte Schmidt, geboren 1964. Studium der Schulmusik (künstl. Hauptfach: Viola), Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Hannover, Berlin und Freiburg; Stipendiatin des ev. Studienwerkes Villigst e.V. 1992 Promotion bei Hermann Danuser an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. (Lenz im Zeitgenössischen Musiktheater . Literaturoper als kompositorisches Projekt bei Bernd Alois Zimmermann, Friedrich Goldmann, Wolfgang Rihm und Michele Reverdy, Stuttgart 1993). Danach als Stipendiatin der Paul-Sacher-Stiftung in Basel, sowie des DAAD und der Maison des Sciences de l'Homme in Pa ris. Ab Dezember 1992 als Wiss . Mitarbeiterin, später als Wiss. Assistentin von Werner Breig am Musikwissenschaftlichen Institut der Ruhr-Universität Boc hum . Von Okt . 95 bis Sept . 97 beurlaubt für ein Habilitationsstipendium der DFG, Forschungsaufenthalte in Wien und Paris; 1997 Habilitation in Bochum (Armide hinter den Spiegeln . Lully, Gluck und die Möglichkeiten der dramatischen Parodie, Stuttgart 2001). Nach Vertretungen  in Freiburg, Bochum und Stuttgart von 2000 bis 2006 Professorin für Musikwissenschaft an der Musikhochschule Stuttgart. Von 2002 bis 2005 als Schriftleiterin der Zeitschrift  Die  Musikforschung verantwortlich für  den  Aufsatzteil, seit 2005 Mitglied im Vorstand der Gesellschaft für Musik forsc hung. Seit WS 2006 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität der Künste Be rlin . Seit November 2010 Vizepräsidentin des Landesmusikrats Berlin, seit Oktober 2013 Präsidiumsmitglied im Deutschen Musikrat. Mitglied des Editorial Board von Acta Musicologica sowie im Advisory Board der Elliott Carter Studies Online . Seit 2016 Projektleiterin der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe in der Trägerschaft der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Main z. Seit September 2017 Präsidentin der Gesellschaft für Musikforschung, seit 2018 Sprecherin des Zentrums Preußen-Berlin der BBAW. Gemeinsam mit Prof. Dr. Holger Simon Sprecherin der Initiative NFDl4Culture.

After growing up in Barcelona, Alexander García Düttmann studied in Frankfurt am Main with Alfred Schmidt and in Paris with Jacques Derrida. Since 1992, he has lived in San Francisco, New York, Melbourne, and London, and he has taught at Stanford University, The University of Essex, Monash University, New York University, Middlesex University, Goldsmiths College, and the Royal College of Art. What are García Düttmann's most recent publications, and what are they about? In 2011, he published "Participation: Awareness of Semblance" (Konstanz University Press), an attempt to make sense of the concept of participation, especially in relation to art and politics. Thomas Bernhard observes at one point: "Each person wants to participate and at the same time to be left alone. And because it is not possible to have it both ways, there is always a conflict." In 2012, García Düttmann published "Naive Art: An Essay on Happiness" (August Verlag), a series of fragments set in San Francisco. Happiness, the author contends, lies in the creation of everyday habits that allow one to conceive of an idea and break with established conventions. In 2015, García Düttmann published "What Does Art Know? For An Aesthetics Of Resistance" (Konstanz University Press). In this book, he claims that art is a form of thinking and that for this reason it does not produce knowledge. Alexander García Düttmann has translated some of Derrida's works into German, and Benjamin's essay on Julien Green into French. He has also edited "Theory and Practice", an unpublished seminar by Jacques Derrida on Marx (Éditions Galilée 2017).What is Contemporary Art? On Political Ideology (Konstanz University Press) appeared in 2017,  Love Machine. The Origin of the Work of Art (Konstanz University Press) in 2018.